Kalligraphisches Mahnmal: Die unbekannten Toten der „Brandnacht“

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BrandnachtDie Schrecken des Krieges und das Leiden seiner Opfer sichtbar machen, will ein ambitioniertes Projekt des Darmstädter Künstlers Louise Bostanian. Auf einem riesigen Papierbogen will er in kalligraphischer Schrift die Namen all jener verewigen, die in der Darmstädter ›Brandnacht‹ verstarben beziehungsweise diese er- und überlebten. Zwar gibt es in Darmstadt ein Mahnmal, dass an die Nacht selbst erinnert, doch das Leid und die Namen der betroffenen Menschen drohen im anonymen Vergessen zu versinken.

Louise Bostanian sucht deshalb die Namen aller Menschen, die in der ›Brandnacht‹ am 11. September 1944 in Darmstadt waren. Es gibt jedoch keine zentrale Erfassung oder Listen der Toten des 11. September 1944. Deshalb bittet er die Damtstädter Bevölkerung um Mithilfe: Mit Ihrer Hilfe will er noch möglichst viele Namen sammeln, bevor er mit der Umsetzung beginnt.

Die Namen können noch bis zum 31. August 2014 online unter http://j.mp/plusbrandname eingegeben werden.

Es ist geplant, eine erste Version des kaligrafischen Mahnmals zum Jahrestag am 11. September an noch unbekanntem Ort in Darmstadt zu zeigen. Weitere Namen will Louise Bostanian danach noch über ein paar Monate hinzufügen. Darüber hinaus sind weitere Aktionen zum Schrecken des Krieges und dem dadurch ausgelösten Leiden in Planung.

Geboren wurde das Projekt aus Louise Bostanians Erfahrung, das viele Deutsche Probleme damit haben, über die eigene jüngere Geschichte im Allgemeinen und im Besonderen auch das Leid der eigenen Bevölkerung im 2. Weltkrieg überhaupt zu sprechen. Louise Bostanian fand das erstaunlich. Psychologisch sei die andauernde Leugnung von Leid problematisch und verhindere, dass Aufarbeitungsprozesse abgeschlossen werden. Deshalb beschloss Louise Bostanian ein künstlerisch-humanistisches Mahnmal zu schaffen, dass zum Ziel hat, das Leid zu thematisieren, ohne die Verbrechen des 3. Reiches in Frage zu stellen, zu verharmlosen oder zu relativieren.

Weitere Informationen und die Möglichkeit zur Diskussion des Vorhabens gibt es auf der Web-Seite: http://www.brandnamen.info.


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