Wenn Studenten Unternehmen gründen, denkt man für gewöhnlich an Technologie-Startups oder an Ableger von Lehrstühlen. Warum sich Unternehmensgründungen auch für Studenten mit bewährten Ideen lohnen, zeigt folgendes Beispiel:
Von einem Startup kann bei Junior Comtec Darmstadt e.V., einer der ersten studentischen Unternehmensberatungen, wohl kaum die Rede sein. Der Verein schaut dieses Jahr auf sein 25-jähriges Bestehen zurück. Genauso alt ist in Deutschland auch die Idee der studentischen Unternehmensberatung: Studenten führen für Unternehmen Beratungsprojekte durch, um ihr theoretisches Wissen schon während des Studiums in der Praxis anzuwenden. Für Unternehmen hat dies den Vorteil, dass sie auf aktuelles Hochschulwissen und innovative Problemlösungen zurückgreifen können.
Auch in die Kategorie Spin-Off lässt sich Junior Comtec eher nicht einordnen: Anstatt eines Nischenmarktes bedienen die studentischen Berater ein umfassendes Spektrum deutscher Unternehmen, von den lokalen Verkehrsbetrieben über regionale NGOs bis hin zu international agierenden DAX-Konzernen.
Was bewegte nun diesen bereits erfolgreich operierenden Verein dazu, 2010 eine Kapitalgesellschaft zu gründen? „Die Gründung einer damals noch recht neuen Unternehmergesellschaft war für uns die selbstverständliche Weiterentwicklung unserer Grundidee“ erklärt Sven Piller, ehemaliger Geschäftsführer. „Wir wollen unsere Mitglieder durch die Vermittlung von anspruchsvollen Beratungsprojekten auf das Berufsleben vorbereiten. Dies funktioniert natürlich besser, wenn wir für uns werben können, was als Verein nur in sehr begrenztem Maße möglich war. Zudem ergeben sich durch die Gründung eines Unternehmens auch finanzielle Gestaltungsmöglichkeiten, die einem Verein nicht zur Verfügung stehen.“
Während die Entscheidung bei der Wahl der Geschäftsform relativ schnell auf eine Unternehmergesellschaft (UG) fiel, gestaltete sich für die studentischen Berater die Abwägung der Vor- und Nachteile als durchaus anspruchsvoll. Würde man zu viele Auftraggeber verwirren, wenn diese ihre Projektanfragen in Zukunft an die „Junior Comtec Projektmanagement UG (haftungsbeschränkt)“ anstatt an den „Junior Comtec Darmstadt e.V.“ stellen? Wie aufwendig würde die Aufteilung der Geschäftsprozesse wirklich werden? Werden sich die erhofften Vorteile überhaupt im Tagesgeschäft manifestieren? Gründen wir weiterhin für die Beratungsprojekte BGB-Gesellschaften oder arbeiten wir als Subunternehmer für die Unternehmergesellschaft?
Auch wenn die studentischen Berater während der Umstellung alle Hände voll zu tun hatten, ziehen sie im Nachhinein ein positives Fazit. Zusätzlich zu der erwarteten Erweiterung des finanziellen Spielraums haben sich im dreijährigen Bestehen der UG noch weitere Vorteile des Konzepts aufgetan, wie Sven Piller beschreibt:
„Die Gründung der UG hat unseren Außenauftritt massiv gestärkt. Wir konnten uns gemäß DIN ISO 9001:2008 zertifizieren lassen und können unser hohes Qualitätsbewusstsein somit viel besser überprüfbar nach außen kommunizieren. Auch können wir nun problemlos für uns werben, wie beispielsweise im Sommer 2013 auf den Bildschirmen in den Bussen und Straßenbahnen in Darmstadt.“
Insgesamt scheinen drei Jahre nach der Gründung der UG alle Beteiligten ein positives Fazit gezogen zu haben. Sowohl von den Kunden, als auch von den Vereinsmitgliedern wurden die neuen Strukturen positiv aufgenommen und auch in rechtlicher Hinsicht scheint Junior Comtec ein Modell gefunden zu haben, das sogar als Vorbild für andere Vereine dienen könnte.
Quelle: Junior Comtec Darmstadt e.V.