Bund stellt das Bundesprogramm Sprach-Kitas zum Jahresende ein

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Seit 2016 ist das Bundesprogramm Sprach-Kitas ‚Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist‘ in den städtischen Kinderbetreuungseinrichtungen der Wissenschaftsstadt Darmstadt fester Bestandteil der Bildungsarbeit und sehr gut etabliert. Mittlerweile sind 18 Kitas in Darmstadt Sprach-Kita, diese verfügen über eine zusätzliche Fachkraft zur stetigen Weiterentwicklung der Qualität in der pädagogischen Arbeit. Begleitet werden die Sprach-Kitas dabei von einer zusätzlichen Fachberatung, finanziert werden diese zusätzlichen Stellen bis zum Jahresende über Bundesmittel aus dem Bundesfamilienministerium. Seit Juli 2022 steht nun jedoch fest, dass für das Haushaltsjahr 2023 keine Bundesmittel mehr eingeplant sind, somit steht eines der erfolgreichsten Bundesprogramme im Bereich der frühkindlichen Bildung vor dem Aus. Damit liegt es in der Eigenverantwortung der Länder und Kommunen, eine Verstetigung des Bundesprogramms in den Kitas zu ermöglichen und die Stellen der zusätzlichen Fachkräfte und Fachberatungen selbst zu finanzieren.

„Das Aussteigen des Bundes aus der Förderung dieses absolut wichtigen und erfolgreichen Programmes für die frühkindliche Bildung und Teilhabegerechtigkeit ist sehr bedauerlich. Dieses Programm hat sehr zur Qualitätssteigerung in den pädagogischen Bildungseinrichtungen und zur Chancengleichheit beigetragen und sollte unbedingt verstetigt werden“, betont Bürgermeisterin Barbara Akdeniz.

Rund 7.000 Kitas haben bisher deutschlandweit am Bundesprogramm teilgenommen, somit ist jede achte Kita eine Sprach-Kita. Durch 7.500 zusätzliche Fachkräfte konnten mehr als 500.000 Kinder von den alltagsintegrierten sprachlichen Bildungsangeboten profitieren.
Im Koalitionsvertrag des Bundes bekräftigte die Ampelregierung noch Sprachförderung als Bundesaufgabe, sodass Sprach-Kitas weiterentwickelt und verstetigt werden sollten.

In der Wissenschaftsstadt Darmstadt wurden in den vergangenen sechs Jahren mehr als 25 zusätzliche Fachkräfte zu Expertinnen und Experten für ‚Mehrsprachigkeit in Familie, Kita und Schule‘ über das Zentrum für Entwicklung und Lernen in Heidelberg ausgebildet und zertifiziert. Die zusätzlichen Fachkräfte verfügen damit über ein fundiertes Grundlagenwissen über das Aufwachsen mehrsprachiger Kinder und können somit die Familien und die jeweiligen Kita Teams kompetent beraten. Mit dem zusätzlichen Personal wird gewährleistet, dass eine intensive Beratung und Begleitung von Familien in allen Sprach-Kitas angeboten werden kann. Durch die zusätzlichen Fachkraftstunden sind einige Besonderheiten, beispielsweise begleitete Elterncafés und Elternworkshops, entstanden. In enger Zusammenarbeit zwischen Kita-Leitung und zusätzlicher Fachkraft konnte ein Standard zur stetigen Qualitätsentwicklung und Überprüfung der pädagogischen Arbeit etabliert werden. Als Multiplikatorinnen und Multiplikatoren geben die zusätzlichen Fachkräfte neue Impulse für alltagsintegrierte sprachliche Bildungsangebote und zur Umsetzung von gelebter inklusiver Pädagogik in die Kita Teams. In allen städtischen Sprach-Kitas wurde das Symbolsystem Metacom zur unterstützenden Kommunikation im Kita Alltag eingeführt. Die zusätzlichen Fachkräfte unterstützen ihre Teams bei der Einführung und dem Einsatz des Symbolsystems Metacoms in analoger und digitaler Form.

Die Liste der positiven Entwicklung geht weiter. Durch die Digitalisierungspauschalen des Bundesprogramms besitzen nun alle städtischen Sprach-Kitas iPads, die sich ebenfalls anbieten, um allen Kindern und Familien die Teilhabe am Kita Alltag zu ermöglichen. Im letzten Jahr setzte die Wissenschaftsstadt Darmstadt ganz bewusst den Schwerpunkt auf die Digitalisierung.

„Über digitale Medien erweitern sich die bisherigen Bildungsangebote in eine vielfältige Auswahl. Damit setzen wir erneut den Fokus auf eine Chancengleichheit und der Bildungsgerechtigkeit aller Kinder im Bildungssystem Kita. Über Apps zur Bilderbuchbetrachtung in verschiedenen Sprachen oder zur Übersetzungshilfe von Informationen für Familien ermöglichen wir die Teilhabe aller Familien und Kinder. Das ist es, was wir jetzt gerade benötigen. Wir appellieren daher an den Bund, das Bundesprogramm auf Bundesebene zu verstetigen und die so wichtigen zusätzlichen Fachkräfte und die Fachberatung weiter aus dem Programm zu fördern“, so Bürgermeisterin Barbara Akdeniz.

Die intensive Auseinandersetzung mit dem eigenen Sprachverhalten, den sprachlichen Bildungsangeboten im Alltag und der Unterstützung durch den Einsatz von analogen oder digitalen Hilfsmaterialen zur Sprachentwicklung könnte es ohne die zusätzlichen Fachkräfte nicht mehr geben. Damit würden die Sprach-Kitas einen wertvollen Qualitätsstandard verlieren.

Von den zusätzlichen Möglichkeiten durch die Umsetzung des Bundesprogramms profitierten alleine bei den Kitas in städtischer Trägerschaft bereits 1.700 Kinder. Der Wegfall der zusätzlichen Fachkräfte beim derzeitigen Fachkräftemangel und der Aufarbeitung der fehlenden Bildungszeit durch die Corona-Pandemie würde einen enormen Rückschritt für die Kitalandschaft in der Wissenschaftsstadt Darmstadt, aber auch bundesweit darstellen.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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