Mehr Flugverkehr am Frankfurter Flughafen führt zu mehr Fluglärm im Darmstädter Norden – Neuer Routenentwurf für die Verlagerung der Abflugroute „AMTIX kurz“ wird untersucht

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FlugzeugSeit Anfang 2022 steigen die Passagier- und Flugbewegungszahlen auch am Flughafen Frankfurt wieder deutlich an. Im Mai 2022 wurden 80 Prozent der Flugbewegungszahlen im Vergleich zum Mai 2019 erreicht. Mit diesem Anstieg der Flugbewegungszahlen nimmt auch das Ausmaß des Fluglärms im Norden Darmstadts und in der Region zu.

„Die Wissenschaftsstadt Darmstadt verzeichnet nicht nur einen deutlichen Anstieg des Fluglärms in Wixhausen, Arheilgen und Kranichstein, sondern auch zahlreiche Beschwerden von Bürgerinnen und Bürgern. Insbesondere Starts in der Zeit unmittelbar vor der Nachtflugbeschränkung, die ab 23 Uhr gilt, und nach 23 Uhr führen zu einer sehr großen Belastung“, erläutert der zuständige Umweltdezernent Michael Kolmer.

Bei der Sitzung am Mittwoch (13.07.22) der Fluglärmkommission für den Flughafen Frankfurt waren die nächtlichen Flugbewegungen ein zentrales Thema. Das für die Überwachung der Nachtflugbeschränkung zuständige Hessische Wirtschaftsministerium berichtete hier, dass sich die Gesamtzahl der Starts vom Frankfurter Flughafen zwischen 22 und 23 Uhr im Juni 2022 gegenüber dem Juni 2021 mehr als verdreifacht und fast wieder das Niveau von 2019 erreicht hat. 2019 wiederum war das Jahr mit den meisten Flugbewegungen in der Geschichte des Frankfurter Flughafens. Mit ausschlaggebend für den Anstieg der Starts ab 22 Uhr sind die bekannten Schwierigkeiten bei der Flug- bzw. Gepäckabfertigung, wodurch sich im Tagesverlauf immer mehr Verspätungen aufbauen und die Starts in die Abend- und Nachtstunden verschoben werden.

Dies führt auch zu einer steigenden Zahl der Starts von 23 bis 0 Uhr, welche – im Gegensatz zu Landungen – vom Hessischen Wirtschaftsministerium per Einzelfallentscheidung genehmigt werden müssen. Diese Genehmigungen werden nur dann erteilt, wenn die Gründe für den verspäteten Start nicht im Einflussbereich der Fluggesellschaften liegen.

Ein weiterer Faktor hierfür ist insbesondere im Sommer die Einschränkung des Flughafenbetriebs aufgrund von Unwetter. Dies führte im Juni 2022 zu mehr als über 100 Starts nach 23 Uhr, womit sogar der Vergleichswert aus dem Jahr 2019 übertroffen wurde.

„Da über die Abflugroute ‚AMTIX kurz‘ rund ein Drittel der Abflüge vom Frankfurter Flughafen im Darmstädter Norden erfolgt, führt dies zu dem starken Anstieg der Flugbewegungen und damit insbesondere in den Nachtstunden zu einer hohen Lärmbelastung der hier liegenden Stadtteile. Ich hoffe, dass infolge der angekündigten massiven Streichung von Flügen diese Belastung sinkt und erwarte sowohl von den Fluggesellschaften als auch vom Flughafenbetreiber alles dafür zu tun, um die Bevölkerung besonders nachts vor Fluglärm zu schützen“, so Kolmer.

Der erwähnte Unwettereffekt macht sich auch in bzw. über der Darmstädter Kernstadt bemerkbar: Um Gewitter aus Sicherheitsgründen zu umfliegen, können Piloten vom relativ starren System der Abflugrouten abweichen. Dies kann dann dazu führen, dass das Kernstadtgebiet überflogen wird.

Auf Bitten der Wissenschaftsstadt Darmstadt wurde im Rahmen der Sitzung der Fluglärmkommission auch über die Auswirkungen der durch den Ukrainekrieg bedingten Luftraumsperrungen berichtet. Hier kommt es bei manchen Flügen in Richtung Ostasien zu Änderungen, da diese die gesperrten Lufträume südlich umfliegen. Die Starts hierfür erfolgen nun über die Abflugroute ‚AMTIX kurz‘. Der damit zusätzlich einhergehende Fluglärm rund um den Frankfurter Flughafen, wird aber als gering eingeschätzt.

Zum aktuellen Stand der Verlagerung der Abflugroute „AMTIX kurz“ wurde bei der Sitzung der Fluglärmkommission ebenfalls berichtet. Nachdem sich Ende 2021 aufgrund neuer restriktiver EU-Vorgaben zur Planung von Flugverfahren eine weitere Verzögerung bei der Erarbeitung einer nachhaltig anwendbaren Verlagerung mit einem entsprechenden Entlastungseffekt ergeben hatte, wurde nun berichtet, dass ein neuer Entwurf der Verlagerung vorliegt.

Die ersten Untersuchungen zur Lärmauswirkung im zuständigen Forum Flughafen und Region haben dabei weitere Optimierungsbedarfe aufgezeigt, an denen gearbeitet wird. Anschließend muss beispielsweise die fliegerische Umsetzbarkeit etwa mit Simulatorflügen geprüft werden. Dieser Prozess wird voraussichtlich einige Monate dauern.

„Die Wissenschaftsstadt Darmstadt konzentriert sich weiterhin darauf, dass die Verlagerung der Abflugroute ‚AMTIX kurz‘ eine spürbare Entlastung für die Region und den Darmstädter Norden bringt. Mir ist bewusst, dass die in den letzten Monaten stark gestiegene Belastung im Darmstädter Norden die Geduld der davon betroffenen Bürgerinnen und Bürger strapaziert. Aus meiner Sicht ist es aber vor dem Hintergrund des Anfang 2021 nach kurzer Zeit abgebrochenen Probebetriebs besser, mit einem auf Herz und Nieren geprüften und optimierten Verlagerungsentwurf in die Öffentlichkeit zu gehen. Wir setzen uns weiter mit voller Kraft dafür ein, dass es hier möglichst bald zu greifbaren Ergebnissen und damit zu einer Lärmreduzierung kommt“, so Kolmer abschließend.


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