Mahnmal für die Opfer des Paragrafen 175: Werk des Würzburger Künstlers Matthias Braun wird am Haus der Geschichte aufgestellt

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Der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt hat in seiner jüngsten Sitzung beschlossen, das Mahnmal für die Opfer des Paragrafen 175 zwischen dem Haus der Geschichte (Mollerbau) und dem Welcome Hotel aufstellen zu lassen. Errichtet wird dort das Werk „Die Schattenseite des Regenbogens“ nach dem Entwurf des Würzburger Künstlers Matthias Braun, das im vergangenen Jahr sowohl von der Wettbewerbsjury als auch von den Bürgerinnen und Bürgern zur Umsetzung auserkoren worden war.

„Den Menschen, die über Jahrzehnte hinweg vom Paragrafen 175 des Strafgesetzbuchs betroffen waren, ist allein ihrer sexuellen Orientierung wegen unfassbares Unrecht und schlimmes Leid zugefügt worden – Ausgrenzung, Verfolgung, schließlich Ermordung“, betont Oberbürgermeister Jochen Partsch. „Mit dem Titel seines Werks verweist der Künstler Matthias Braun darauf, dass diese Menschen selbst noch als Opfergruppe auf der ,Schattenseite‘ standen, lange nämlich im Abseits der öffentlichen Wahrnehmung. Daher hat sich die Wissenschaftsstadt Darmstadt ganz bewusst für einen Ort entschieden, der zentral gelegen und in jeder Hinsicht sichtbar ist – auf der Rasenfläche an der Ostseite des ehemaligen Großen Hauses, in dem heute Staats- und Stadtarchiv untergebracht sind, in der Nachbarschaft des öffentlichen Gedächtnisses also.“

Die 3,10 Meter hohe, begehbare Skulptur soll ein Zeichen der würdigenden Erinnerung sein, an die Opfer des Strafrechtsparagrafen 175, der die Verfolgung von Menschen mit homosexueller Orientierung ermöglichte. Der Standort wird von der Ökumenischen Arbeitsgruppe Homosexuelle und Kirche e.V. (HuK) und dem Verein vielbunt e.V., die wesentliche Impulse für die Vorbereitung des künstlerischen Wettbewerbs gegeben hatten, ebenfalls unterstützt. In die Standortbewertung eingebunden waren darüber hinaus der Künstler, die Untere Denkmalschutzbehörde und das Grünflächenamt.

Die Stadtverordnetenversammlung der Wissenschaftsstadt Darmstadt hatte im September 2016 beschlossen, in Darmstadt ein Mahnmal für Verfolgte und Betroffene des Paragrafen 175 StGB zu errichten, bei dessen Realisierung alle interessierten Gruppen einbezogen werden sollten.
Nach einer ersten Ideensammlung wurde im Herbst 2019 ein offener künstlerischer Wettbewerb zur Gestaltung des Mahnmals ausgelobt. Von der Jury einstimmig gekürt wurde der Entwurf „Die Schattenseite des Regenbogens“ von Matthias Braun, für den sich auch die Mehrheit der zum Votum eingeladenen Bürgerinnen und Bürger aussprach.

Brauns Entwurf übersetzt das Symbol der Regenbogenfahne in eine dreidimensionale Form. Die Regenbogenskulptur wirft einen Schatten auf den Boden, der je nach Tageszeit und Lichteinfall ein Herz darstellt – als Symbol für Trauer und Mitgefühl mit den Opfern. Im Akt des Durchschreitens des Bogens können Solidarität, Trauer und Gedenken an die Opfer öffentlich bekundet werden.

Matthias Braun wurde 1974 geboren. Er arbeitet als Architekt und bildender Künstler. Realisierte Arbeiten im Öffentlichen Raum sind unter anderem die „Gedenkstätte zur Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus“ in Schwetzingen (2012), die Skulptur „Dauerparker“ am Kunstpfad Mainvorland Rüsselsheim (2016) und das „Gedenkzeichen Mettmann“ für die Opfer des Nationalsozialismus in Mettmann (2017).

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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