Die Wissenschaftsstadt Darmstadt verurteilt den Beschluss des türkischen Ministerpräsidenten, der per Dekret den Ausstieg aus der Istanbul-Konvention verkündet hat.
Frauendezernentin Barbara Akdeniz erklärt hierzu: „Der Kampf gegen die Gewalt an Frauen kann nur weltweit gewonnen werden. Von daher verurteilen wir scharf, dass die türkische Regierung unter dem Ministerpräsident Erdogan fadenscheinige und patriarchal-konnotierte Begründungen für die Aufkündigung der Schutzrechte von Frauen benannt hat. Das verweist auf ein offensichtlich rückständiges Denken, durch das Gewalt in das Reich der Privatsphäre zurückverwiesen wird und Frauen Gewalt zu erdulden haben. Die Türkei verzeichnete allein im Jahr 2020 mehr als 300 Femizide. Es handelt sich bei dem Beschluss vor diesem Hintergrund um eine klare Absage an eine gleichberechtigte Gesellschaft und eine Entscheidung, die Frauen die staatliche Garantie auf ein selbstbestimmtes Leben ohne Gewalt verwehrt. Wir erklären uns deshalb solidarisch mit den Frauen in der Türkei und der türkischen Frauenbewegung und ihrem Kampf gegen ihre frauenfeindliche Regierung und deren Beschlüsse.
Gerade bei solchen Rückschritten denken wir besonders an den Frauenverein „Mor SalkÄm“ in unserer Schwesterstadt Bursa. Bei verschiedenen Delegationsbesuchen in Bursa und vor zwei Jahren im Rahmen des Internationalen Frauentages in Darmstadt haben wir mit Vertreterinnen des Vereins und Vertreterinnen der CHP und Yesil-Sol-Parti ausführlich über die Schwierigkeiten des Schutzes von Frauen vor häuslicher und sexualisierter Gewalt in der Türkei gesprochen. Die mutigen und engagierten Frauen kämpfen überwiegend ehrenamtlich, ohne staatliche Unterstützung, gegen die Gewaltverhältnisse und für den Schutz vor Gewalt in der Türkei und in Bursa. Wir teilen die Auffassung, dass ein Präsident nicht einfach so völkerrechtlich verbriefte Frauen- und Menschenrechte aufkündigen kann. Wir in Darmstadt hoffen und unterstützen, dass dieser unsägliche Vorgang die Solidarität der Frauen in der Türkei untereinander stärkt, die kämpferisch versprechen, dass sie die Istanbul-Konvention am Leben erhalten werden. Wir stehen an ihrer Seite.“
Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt