Datensouveränität und algorithmengestütztes Entscheiden – Neues hessisches Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung startet erste Projektgruppen

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Im November 2020 nehmen am neu eingerichteten hessischen Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung (ZEVEDI) die ersten beiden Projektgruppen ihre Arbeit auf. Eines der Themen ist die derzeit auch politisch vieldiskutierte Frage der Datensouveränität: Was steckt hinter dem Ruf nach „Souveränität“ in Sachen Daten und welche Konzepte kann es hierfür geben? Zum anderen wird untersucht, wie sich die Nutzung von Algorithmen bei der Entscheidungsfindung auf die Zuschreibung der Verantwortung für diese Entscheidungen auswirkt.

Beide Projektgruppen werden von Rechtswissenschaftler*innen geleitet, sind aber interdisziplinär zusammengesetzt. Erste Ergebnisse der gemeinsamen Forschung sind in etwa einem Jahr zu erwarten.
ZEVEDI-Projektgruppen arbeiten offen, so dass weitere hessische Wissenschaftler*innen hinzustoßen können. Das Zentrum wird im Jahr 2021 weitere Projektgruppen einrichten.

  • Projektgruppe „Datensouveränität“ Sprecher: Prof. Dr. iur. Steffen Augsberg, Justus-Liebig Universität Gießen
    Der Begriff Datensouveränität macht in der digitalen Gesellschaft eine erstaunliche Karriere. Allerdings sind mit ihm erhebliche Unklarheiten verbunden, und darauf konzentriert sich die Arbeit der Forscher*innen. Die Varianz und die unterschiedlichen Verwendungszusammenhänge des Begriffs (einschließlich verwandter Konzepte wie digitale, Infrastruktur- oder Plattformsouveränität) sollen nachvollziehbar gemacht werden. Auf dieser Basis wird ein klärendes Verständnis von Datensouveränität entwickelt. Dabei werden auch Optionen diskutiert (etwa: Datentreuhand-Modelle), welche die Realisierung von Datensouveränität ermöglichen bzw. erleichtern könnten.
  • Projektgruppe „Verantwortungsdiffusion durch algorithmenbasiertes Entscheiden“ Sprecherin: Prof. Dr. iur. Indra Spiecker genannt Döhmann, Goethe-Universität Frankfurt a.M.
    Die Zuschreibung wie auch das Verschwinden persönlicher Verantwortung durch algorithmenbasiertes Entscheiden ist ein fundamentales Problem für Gesellschaft, Wirtschaft, Demokratie und Staat. Die Projektgruppe greift aus der Fülle der bereits üblichen Formen digitaler Entscheidungsunterstützung Kernerscheinungen eines auf Algorithmen gestützten Entscheidens heraus. Gefragt wird dabei danach, ob und inwiefern hier eine Verantwortungsverschleierung und -verschiebung zu beobachten ist. Die Frage, wie Verantwortung zurückgewonnen werden könnte, schließt sich unmittelbar daran an.

Hessisches Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung (ZEVEDI)
Das Zentrum ist ein Forschungs- und Kompetenznetz. Es bündelt die wissenschaftliche Expertise der hessischen Hochschulen zur Analyse normativer Aspekte des digitalen Wandels und trägt zur Gestaltung dieses Wandels bei.
Das Zentrum konkretisiert Verantwortung als wichtigen Gesichtspunkt von Technologieentwicklung und arbeitet daran, diesen umsetzbar zu machen. Es erbringt Forschungsleistungen, stärkt den Trans-fer von Wissen in die Wirtschaft und die Gesellschaft hinein und berät die Politik forschungsbasiert zu den Themen Recht, Ethik und Innovation – für eine demokratische und humane Ausrichtung des digitalen Wandels.
Das Zentrum verantwortungsbewusste Digitalisierung (ZEVEDI) wird gefördert durch die hessische Ministerin für Digitale Strategie und Entwicklung. Leitung und Geschäftsstelle sind angesiedelt an der TU Darmstadt.

Weitergehende Informationen unter https://zevedi.de/

Quelle: TU Darmstadt


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