bauverein AG und BImA unterzeichnen Vertrag zum Ankauf des Cambrai-Fritsch- / Jefferson-Areals – Entwicklung im Auftrag der Stadt ab Ende 2019 geplant – Wohnraum für 3.000 Menschen nach dem Vorbild der Lincoln-Siedlung

Teilen

Mit der Unterschrift der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) und der von der Stadt zum Kauf ermächtigten bauverein-Tochter BVD New Living GmbH & Co. KG ist der Weg für ein weiteres Großprojekt in Darmstadt freigemacht: die Entwicklung der Konversionsflächen östlich der Heidelberger Straße.

Gegenüber der Lincoln-Siedlung gelegen, gehören die Grundstücke zu den letzten Flächen, die noch im großen Stil für den Wohnungsbau entwickelt werden können. Der Stadtteil soll künftig einmal 3.000 Menschen beherbergen. Für sie werden hier in den nächsten Jahren rund 1.400 Wohnungen errichtet. Die Entwicklung soll nach dem in der Lincoln-Siedlung bewährten Prinzip, in enger Kooperation von Stadt und bauverein AG, erfolgen.

Über den Erwerb der noch im Besitz des Bundes befindlichen Fläche war zwischen der BImA und dem bauverein-Konzern verhandelt worden. Längere Zeit nahm die Vorbereitung des Kaufs in Anspruch. Nun nimmt die BVD New Living GmbH & Co. KG im Auftrag der Stadt das Erstzugriffsrecht der Wissenschaftsstadt wahr und erwirbt das 34 Hektar große Grundstück. Mit Unterzeichnung des Kaufvertrags kann der nächste Schritt in Sachen Konversion gemacht werden. Für die Entwicklung des neuen Stadtteils im Süden von Darmstadt wird, wie schon in der Lincoln-Siedlung, die BVD New Living GmbH & Co. KG verantwortlich zeichnen. Sie ist hier als klassischer Projektentwickler tätig. Das heißt: In ihren Bereich fallen u.a. die Erschließung des Geländes und die Grundstücksentwicklung.

Die Modalitäten des Ankaufs wie auch der folgenden Entwicklung des neuen Darmstädter Stadtteils regelt ein von bauverein AG und Stadt vereinbartes Eckpunktepapier. Ein städte-baulicher Vertrag, wie er auch für die Lincoln-Siedlung besteht, ist in Arbeit. Bereits 2017 hatte die Stadt Darmstadt mit einem städtebaulichen Wettbewerb die Grundlage für die Bebauung beider Areale gelegt. Gewinner des Wettbewerbs war das Frankfurter Architektur- und Stadtplanungsbüro AS+P Albert Speer + Partner GmbH.

Geplant ist, auf dem topographisch anspruchsvollen Gelände 1.400 Wohnungen zu errichten. Dabei stehen für den Wohnungsbau 15 Hektar zur Verfügung. Große Teile des Geländes sind als Verkehrs-, Biotop, Wald- oder Artenschutzfläche ausgewiesen. Den größten Teil der Wohnbebauung werden Mietwohnungen ausmachen. Aber auch Eigentumswohnungen sind geplant.

Wie auf Lincoln praktiziert, wird auch hier ein Teil der Grundstücke an Investoren verkauft. Ein guter Teil wird jedoch für den eigenen Bestand des bauverein-Konzerns entwickelt. Der Wohnungsmix folgt der Koalitionsvereinbarung und wird folgendermaßen aussehen: 25 Prozent der entstehenden Wohnungen sollen öffentlich gefördert und weitere 20 Prozent für Empfänger mittlerer Einkommen reserviert werden. Hierfür wird, neben Fördergeldern des Landes und der Stadt, die Verbilligungsrichtlinie des Bundes in Anspruch genommen. Bis zu zehn Prozent der Wohnungen sollen zudem für Sonderwohnformen und Wohnprojekte bereitgestellt werden.

Als neu entstehender Stadtteil wird das Quartier zudem über Gemeinschaftseinrichtungen, eine Grundschule und mehrere Kindergärten verfügen. Hier liegt die Planungshoheit bei der Stadt. Was die bestehenden Gebäude angeht, die zum Teil aus den 1950er sowie aus den 1930er Jahren stammen, so wird der Großteil aufgrund der Bausubstanz und der wenig zeitgemäßen Bemessungen abgerissen werden müssen. Erhalten bleiben sollen auf jeden Fall die vier denkmalgeschützten Gebäude rund um den zentralen Platz sowie eine Handvoll weiterer Gebäude.

Wie geht es weiter?
Nach dem Kauf müssen, da es sich um Flächen im Besitz des Bundes handelt, zunächst Bundestag und Bundesrat dem Verkauf zustimmen. Auch die weiteren Planungsarbeiten werden Zeit in Anspruch nehmen: Da für Jefferson-Siedlung und Cambrai-Fritsch-Kaserne kein Baurecht gegeben ist, ist die Stadtplanung bereits damit befasst, einen Bebauungsplan zu erstellen. Als Grundlage dient das von AS+P Albert Speer + Partner GmbH entwickelte Konzept. Wie schon auf Lincoln sind hier städtebauliche Wettbewerbe für die einzelnen Bauprojekte vorgesehen. Mit ersten Arbeiten könnte demnach voraussichtlich Anfang 2020 begonnen werden. Aktuell findet zudem ein von der Stadt initiierter Namenswettbewerb statt, bei dem die Darmstädterinnen und Darmstädter noch bis zum 6. Februar (www.da-bei.darmstadt.de) aufgerufen sind, Vorschläge für das neue Quartier einzureichen.

„Durch den Erwerb des Cambrai-Fritsch-Geländes und der Jefferson-Siedlung von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) stehen uns nach intensiven Gesprächen und Verhandlungen mit der heutigen Vertragsunterzeichnung die nächsten Flächen zur Entwicklung eines weiteren neuen, modernen und lebenswerten Darmstädter Wohnquartiers zur Verfügung“, erläutern Oberbürgermeister Jochen Partsch und Baudezernentin Dr. Barbara Boczek. „Im kommenden Jahr werden wir, äquivalent zur Lincoln-Siedlung, auch hier mit der bauverein AG und unter Einbindung der Bürgerinnen und Bürger einen neuen Stadtteil entstehen lassen, der die hohe Dynamik unserer stark wachsenden Stadt aufnimmt und abbildet. Dabei stehen erneut die Themen bezahlbarer Wohnraum und zukunftsgerichtete und nachhaltige Mobilität im Fokus unserer Stadtentwicklungsmaßnahmen.“

„Das heute verkaufte Gelände bietet eine hervorragende und einmalige Möglichkeit, ein neues, modernes Stadtquartier auf hohem städtebaulichem Niveau entstehen zu lassen. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) setzt auch hier die Vorgaben der Bundesregierung um und fördert den Bau von preisgünstigem Wohnraum. Hierzu gewährt die BImA der Käuferin einen Preisnachlass für den Bau von über 600 geförderten Wohnungen. Dieser deutlich zweistellige Millionenbetrag ist derzeit bundesweit die höchste Verbilligung der BImA in einem Einzelfall“, so Claus Niebelschütz, Hauptstellenleiter Verkauf der BImA aus Koblenz.

„Wir haben in den letzten Monaten gemeinsam mit der Stadt mit Hochdruck daran gearbeitet, das Cambrai-Fritsch-Gelände erwerben zu können. Umso schöner ist es, dass wir jetzt den Kaufver-trag protokolieren“, so Sybille Wegerich, Vorstand der bauverein AG: „Besonders stolz macht uns, dass die Stadt sich hier erneut für uns als Partner entschieden hat. Nun geht es darum, so schnell es die formalen Abläufe zulassen, mit der Entwicklung zu beginnen, um möglichst bald erste Wohnungen zur Verfügung stellen zu können.“

„34 Hektar in einer hervorragenden Lage – Darmstadt ist in der glücklichen Situation, noch über eine Fläche zu verfügen, die für eine Wohnbebauung in größerer Zahl geeignet ist. Hierbei wollen wir die Stadt tatkräftig unterstützen, indem wir das in vier Jahren Lincoln-Entwicklung erworbene Know-how und die hier gewonnenen Erfahrungen nutzen und die partnerschaftliche
Zusammenarbeit mit der Stadt fortsetzen. Auf diese spannende Aufgabe freuen wir uns“, betont Armin Niedenthal, Vorstand der bauverein AG.

Cambrai-Fritsch-Kaserne und Jefferson Village

In den späten 1930er Jahren wurden am Fuß der Ludwigshöhe zwei Kasernen für das Artillerie-Regiment errichtet. Die Einweihung erfolgte im Herbst 1938. Als Namensgeber wählten die Nationalsozialisten für eine Kaserne General Werner Freiherr von Fritsch. Für die andere stand die französische Stadt Cambrai Pate. Sie war 1914 im Zuge des Ersten Weltkriegs von deutschen Truppen besetzt worden. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das von den hier stationierten US-Truppen besetzte Gelände mit Cambrai-Fritsch betitelt. Um der neu entstehenden Siedlung einen identitätsstiftenden Namen zu geben, der nicht mehr mit der militärischen Nutzung in Verbindung steht, führt die Stadt Darmstadt aktuell einen Namenswettbewerb durch.

Das auf der Ludwigshöhe gelegene Jefferson Village entstand ab dem Frühjahr 1951, um Wohnraum für die Angehörigen der in Darmstadt stationierten US-Truppen zu schaffen.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


Teilen