Wissenschaftsstadt Darmstadt informiert über städtische Maßnahmen zum Klimaschutz

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P1050830Oberbürgermeister Jochen Partsch und Baudezernentin Cornelia Zuschke haben am Mittwoch (18.05.16) im Rahmen einer Pressekonferenz über den aktuellen Stand der Klimaschutzaktivitäten der Wissenschaftsstadt Darmstadt informiert. Dabei stellten Partsch und Zuschke aktuelle und zukünftige Maßnahmen der Stadt zur Erreichung der Klimaschutzziele vor und erläuterten die grundsätzliche Vorgehensweise. 

Oberbürgermeister Jochen Partsch: „Klimaschutz geht jeden von uns etwas an. Nachdem wir uns in der letzten Wahlperiode neben Energie, Klimaschutz und Sanierungsstau an Gebäuden und Infrastruktur verstärkt um den Aufbau der sozialen Daseinsvorsorge gekümmert haben, werden wir nun den Fokus noch stärker auf die Themen Stadtentwicklung, Mobilität und Klimaschutz legen. Im Klimaschutzkonzept finden sich für alle Bereiche Maßnahmen, die dazu beitragen das Leben in unserer Stadt klimafreundlicher zu gestalten. Wichtig hierfür ist das Engagement der gesamten Stadtgesellschaft, um die ambitionierten Ziele auch erreichen zu können und so zu einer auch in vielen Jahren noch lebenswerten Stadt beitragen. Klimaschutz ist außerdem ein wichtiges Querschnittsthema. Das zeigt sich auch daran, dass es uns gelungen ist, das Thema Weltkulturerbe mit dem Thema der energetischen Sanierung zu verknüpfen. Auch bei der Landesgartenschau werden wir zeigen, wie und wo überall Klimaschutz drin stecken kann, wie die Lebensbedingungen unserer Bürgerinnen und Bürger besser werden, wenn sie nachhaltig gestaltet werden“, so Partsch.

Umweltdezernentin Cornelia Zuschke warf zunächst einen Blick zurück auf die Entstehung des Integrierten Klimaschutzkonzepts. Im Zeitraum von September 2012 bis Oktober 2013 wurde ein gutachterliches Integriertes Klimaschutzkonzept erstellt und auch der Öffentlichkeit vorgestellt. Das als Leitfaden für die Umsetzung von Klimaschutzprojekten gedachte Konzept umfasst 138 Maßnahmen. Das Klimaschutzkonzept wurde unter Beteiligung von sachkundigen und interessierten Bürgern sowie Institutionen aus Industrie und Gewerbe, Mobilitätsanbietern, Energieversorgern, Wissenschaftseinrichtungen, Wohnungsbaugesellschaften, Umweltverbänden Vertretern der TU Darmstadt, der Hochschule Darmstadt und der Verwaltung erarbeitet. Das Ziel: Klimaneutralität für Darmstadt bis zum Jahr 2050 zu erreichen. Die Stadtverordnetenversammlung hat bereits Ende 2013 mit Beschluss das Integrierte Klimaschutzkonzept zustimmend zur Kenntnis genommen und die Umsetzung von Maßnahmen beschlossen. Viele der im Klimaschutzkonzept aufgeführten Maßnahmen befinden sich bereits in der Umsetzung oder wurden in die Arbeit der Verwaltung integriert.

Umweltdezernentin Zuschke: „Mit dem Klimaschutzkonzept wurde uns eine fundierte Handlungsempfehlung für die lokale Umsetzung des Klimaschutzes an die Hand gegeben. Bei der Vielzahl der Maßnahmen, vieler unterschiedlicher Beteiligter und Verantwortlicher und sich stetig auf allen Ebenen verändernden Rahmenbedingungen, ist eines in der Umsetzung klar geworden: nicht alle Maßnahmen können sofort oder gleichermaßen schnell umgesetzt werden. Wir werden im Rahmen der Umsetzung immer wieder evaluieren müssen, welche Maßnahmen wir eins zu eins umsetzen können und welche wir gegebenenfalls modifizieren oder weiterentwickeln werden müssen. Bei dieser Arbeit werden wir, wie schon bei der Erstellung des Konzepts, durch den Klimaschutzbeirat unterstützt.“

Dass sich der Klimaschutzbeirat zur Kontrolle und Evaluierung des Maßnahmenpakets jährlich treffen soll, ist eine der von den Stadtverordneten beschlossenen Maßnahmen. In der letzten Sitzung Anfang Februar diesen Jahres, gab es so auch einen regen Austausch zu bereits umgesetzten Maßnahmen. Dabei zeigte sich auch, „wie wichtig die Vernetzung der Aktivitäten ist und welches Potential hinsichtlich Vorbild- und Multiplikatorenfunktion dieses Gremium besitzt, aber die Initiativen und Protagonisten sollen auch einen eigenverantwortlichen Austausch pflegen, um Maßnahmen voranzubringen“, erläutert Zuschke weiter.

Zu diesen umgesetzten beziehungsweise begonnenen Maßnahmen verweisen Oberbürgermeister Jochen Partsch und Umweltdezernentin Zuschke auch auf viele Aktivitäten und Maßnahmen die innerhalb der Stadtwirtschaft oder von Dritten umgesetzt wurden, etwa dem Umweltbericht der Stadtwirtschaft sowie dem ersten Energiebericht bei IDA, der Eröffnung der ETA-Fabrik, den energetischen Sanierungsmaßnahmen im Bestand des Bauverein oder auch der Passivhaustagung. Auch das gemeinsame Beratungsangebot zu energetischen Sanierungen durch die Kooperation von Handwerkskammer und der ENTEGA in Form der ‚Effizienz:Klasse‘ entspricht der Intention des Klimaschutzkonzepts. Ebenso tragen die Unternehmen der Stadtwirtschaft, wie beispielsweise die HEAG mobilo maßgeblich zu den Klimaschutzbemühungen der Stadt bei. So werden nicht nur die Busse sukzessive auf den neuesten Stand gebracht und Elektrobusse getestet, sondern, mit ENTEGA als einem Pionier beim Thema Stromversorgung, fahren die Straßenbahnen in Darmstadt mit Ökostrom. Zur lokalen Erzeugung von Ökostrom wurde etwa auch das Wärmenetz im Heizkraftwerk Arheilgen für die zeitweise Nutzung von Kraft-Wärme-Kopplung mit Biomasse / Biogas ausgebaut. Auch das Klinikum Darmstadt hat mittlerweile auf Ökostrom umgestellt.

Innerhalb der Verwaltung wurde Klimaschutz als Leitziel in die Stadtplanung und Bauleitplanung sowie in das Immobilienmanagement integriert. Ein Klimagutachten, als Grundlage für die wichtigen Planungen zu Vermeidung und Reduktion von Wärmeinseln in der Stadt, zur Konzeption von Ventilations- und Frischluftbahnen und zur Sicherung von bioklimatischen Entlastungsräumen, wird gerade erstellt ebenso wie Energieberichte und fortlaufende CO2-Bilanzen. Im Rahmen des kommunalen Mobilitätsmanagements konnte das Job-Ticket bei Darmstädter Unternehmen und der Darmstädter Stadtverwaltung eingeführt werden. Neben dem Ausbau und Förderung des ÖPNV (Lichtwiesenbahn, Verlängerung Linie 3) wird auch die Elektromobilität durch das Aufstellen von Lagemöglichkeiten im öffentlichen Raum gefördert, etwa in der Schulstraße. Der Radverkehr wird weiter durch den weiteren Ausbau der Infrastruktur, insbesondere der Fahrradstraßen, sowie den Auf- und Ausbau eines öffentlichen Fahrradvermietsystems gefördert. Car-Sharing durch das weitere Ausweisen von Parkplätzen. Nachhaltige Mobilität wird bei der Entwicklung in der Lincoln-Siedlung groß geschrieben. Dort wird neben Car-Sharing auch mit Elektroautos und einer neuen Straßenbahnhaltestelle der Verzicht auf das eigene Auto leicht gemacht. All diese Maßnahmen tragen dazu bei, verkehrsbedingten Klimabelastungen zu reduzieren. Zur Vermeidung von Großgrünverlust wird derzeit an einem Handlungsleitfaden gearbeitet.

Mittels eines Arbeitskreises zu den Energiekosten einkommensschwacher Haushalte wird durch die Koordination von niederschwelligen Energieberatungen und die Vermittlung von Fördermöglichkeiten Klimaschutz auch in die Breite der Gesellschaft getragen. Hierzu haben die Stadtverordneten Ende letzten Jahres die Bezuschussung einkommensschwacher Haushalte zur Anschaffung energieeffizienter Kühlgeräte beschlossen.

Im Sanierungsgebiet Mollerstadt wurden im Rahmen des energetischen Quartierskonzepts Wege aufgezeigt, wie die Energieversorgung von Gebäuden gemeinsam und damit auch effizienter gestaltet werden kann. Zudem soll dort auch das Thema Klimaanpassung aktiv angegangen werden, beispielsweise mit einem Programm zur Förderung für die Begrünung von Dächern und Fassaden.

Verschiedenste Klimaschutzaspekte fließen auch im Konversionsgebiet der Lincoln-Siedlung zusammen. So wird mit dem großflächigen Erhalt und der Aufstockung von Bestandsgebäuden die in den Bau eingeflossene ‚graue‘ Energie erhalten. Ein Nebeneffekt ist der Erhalt der großzügigen Grünflächen im Quartier.

„Klimaschutz in der Wissenschaftsstadt Darmstadt ist aber noch viel mehr als nur die Umsetzung der Maßnahmen des Klimaschutzkonzepts. Klimaschutz ist ein zentraler Teil des politischen und verwaltungstechnischen Handelns“, erklärt Oberbürgermeister Partsch. So hat die Ansiedelung von Unternehmen auf den Flächen der ehemaligen Kelley-Barracks zum einen das Ziel Wohnen und Arbeiten zu verbinden und somit Pendlerwege zu vermeiden. Zum anderen birgt das dynamische Wachstum der Stadt welches sich hier ausdrückt, die Chance dieses Wachstum auch im Sinne des Klimaschutzes hochqualitativ umzusetzen.

„Klimaschutz heißt immer integrativ weiterdenken“, verweist Stadträtin Zuschke auf den gerade anlaufenden Prozess zur Aufstellung des Masterplan Darmstadt 2030, die Ziele des Klimaschutzes soll hier eine zentrale Rolle spielen. „Im Masterplanprozess werden viele Aspekte der Stadtentwicklung zusammen gedacht werden. Dabei werden diese mit Themen der Luftreinhaltung, Biodiversität und dem Klimaschutz verknüpft. Und langfristig werden wir uns auch immer stärker um Maßnahmen nicht nur zum Klimaschutz sondern auch zu Klimaanpassungsstrategien Gedanken machen müssen.“

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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