Verborgene Schönheit. Kunstformen der Natur

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Ernst Haeckel Kunstformen der Natur, 1899 - 1904 Tafel 8 Discomedusae – Scheibenquallen (Ausschnitt) ©Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Foto: Wolfgang FuhrmannekDas Hessische Landesmuseum Darmstadt zeigt bis zum 16. Mai 2016 in der Karl Freund-Galerie der Graphischen Sammlung die komplette Folge der „Kunstformen der Natur“, die der Biologe Ernst Haeckel (1834 – 1919) um 1900 schuf. Die Ausstellung stellt die hundert Tafeln in den kunst-, kultur- und naturgeschichtlichen Kontext und fragt, woraus sich die Ästhetik der „Kunstformen“ speist. Ornamentstiche seit dem 15. Jahrhundert, Druckgraphik und Kunstobjekte des Jugendstils sowie modernes Design und naturwissenschaftliche Objekte treten in einen Dialog.

Mit Martin Schongauer, Meister E. S., Emile Gallé, Joseph Maria Olbrich, Hans Christiansen und vielen weiteren sind herausragende Künstler der Darmstädter Sammlung vertreten. Kunst- und Naturobjekte verbinden sich seit der Wiedereröffnung des Hauses zum ersten Mal in einer übergreifenden Ausstellung.

Er holte verborgene Schätze aus den Meerestiefen ans Licht: Der Zoologe Ernst Haeckel veröffentlichte 1899 bis 1904 seine „Kunstformen der Natur“. Dieses Mappenwerk mit erklärenden Texten und hundert farbigen Lithographien winziger Meereslebewesen und anderer Tiere sollte Künstlern und Publikum das näher bringen, was sonst dem Auge unsichtbar bleibt. In den kunstvollen Lithographien sind Radiolarien (mikroskopisch kleine Einzeller), Quallen und andere Lebewesen symmetrisch und in strengen, linearen Formen auf Papier gebannt.

Ernst Haeckel wollte mit seinen „Kunstformen der Natur“ einen Wegweiser und neue Vorbilder für die Künstler seiner Zeit schaffen, aber sein Werk ist auch beeinflusst von der Kunst vergangener Jahrhunderte. Schon lange zuvor hatten Künstler die Natur als Inspirationsquelle gewählt und natürliche Formen in Kunst verwandelt. Haeckel wollte die Natur selbst als die größte Künstlerin zeigen; in seinen minutiös abgezeichneten stereometrischen Formen bildete sich für ihn Schönheit und Gesetzmäßigkeit aller Natur ab.

Die Ausstellung verortet die „Kunstformen der Natur“ im zeitgenössischen Kontext von Naturwissenschaft und Kunst. Sie präsentiert ausgewählte zoologische und geologische Präparate sowie stilbildende naturwissenschaftliche Illustrationen der Zeit ebenso wie ornamentale Graphik vom 15. Jahrhundert bis zum Jugendstil, die Naturformen in Kunst verwandelte. Die Ausstellung bietet aber nicht nur einen Rückblick auf den langen Weg der Kunst und Wissenschaft bis zu Haeckels Blättern, sondern beleuchtet in einem Ausblick auch den Einfluss von Haeckels „Kunstformen“ auf die spätere Kunst: Seit der Jahrhundertwende orientieren sich Künstler, Architekten und Designer weltweit an den „Kunstformen der Natur“. Objekte aus der reichen Jugendstilsammlung des Hauses, aber auch Klassiker des modernen Designs illustrieren den starken Einfluss der „Kunstformen“ bis heute.

Bild: Ernst Haeckel Kunstformen der Natur, 1899 – 1904 Tafel 8 Discomedusae – Scheibenquallen (Ausschnitt) ©Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Foto: Wolfgang Fuhrmannek


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