Literaturhaus Darmstadt: Lesungen im April 2014

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Literaturhaus DarmstadtAm Dienstag, 1. April, präsentieren Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz „Briefe eines reisenden Franzosen“ von Johann Kaspar Riesbeck. Riesbecks anschauungsgesättigte und unterhaltsame Reiseberichte sind mit dem Blick eines Sozialhistorikers verfasst. In seinen Landschafts-, Stadt- und Menschenbeschreibungen wird deutsche Geschichte wunderbar lebendig: Bis ins Detail gehen seine Porträts, angereichert mit statistischen Angaben. Sein Hauptwerk in zwei Bänden, 1783 in Zürich verlegt, erschien anonym, erreichte aber rasch mehrere Auflagen und fand, übersetzt in England oder Frankreich, in Holland oder Schweden, weite Verbreitung: Als vielzitierte Briefe eines reisenden Franzosen.

Heiner Boehncke und Hans Sarkowicz haben die Briefe behutsam modernisiert. Mit hilfreichen Worterklärungen, ausführlichen Kommentaren, einer Biographie des Autors, vor allem aber mit einer wahren Fülle zeitgenössischer Stiche, Karikaturen und Karten erscheinen die Briefe seit der ersten Ausgabe erstmals wieder vollständig.

Am Freitag, 11. April, stellt das PEN-Zentrum Autoren vor, die in Deutschland Zuflucht gefunden haben. Amer Matar (Syrien) zeigt zwei Kurzfilme über die Lage in seiner Heimat. Qassim Haddad (Bahrain) liest Gedichte. Über die Situation verfolgter Autoren und das Writers-in-Exile-Programm des deutschen PEN-Zentrums sprechen Katja Behrens, Josef Haslinger und Oberbürgermeister Jochen Partsch. Die Moderation übernimmt Alf Mentzer (hr2 Kultur).

Seit 15 Jahren betreibt das deutsche PEN-Zentrum ein Writers-in-Exile-Programm, das mittlerweile weltweit zu den ambitioniertesten Hilfsprogrammen für verfolgte Autoren gehört. Während der NS-Zeit waren deutsche Künstler und Intellektuelle auf die Hilfe anderer Länder angewiesen, heute werden in vier Städten vom deutschen PEN-Zentrum sieben Schriftsteller, Journalisten und Verleger betreut, die auf Grund ihrer Veröffentlichungen ihre Heimatländer verlassen mussten und in Deutschland Schutz fanden. Zwei von ihnen werden im Literaturhaus vorgestellt: Amer Matar (geboren 1987) aus Syrien, der den Aufstand in seinem Land mit Artikeln, Interviews und Kurzfilmen dokumentierte, und Qassim Haddad (geboren 1948) aus Bahrain, einen der bedeutendsten Lyriker der gegenwärtigen arabischen Literatur.

Ergänzt wird der Abend durch ein Gespräch über die neue Situation der Verfolgung von Autoren im Internet-Zeitalter.

Am Dienstag, 29. April, stellt Eckhard Henscheid sein Buch „Die Vollidioten – Ein historischer Roman aus dem Jahr 1972“ vor.

An einem Samstagabend im Jahre 1972 im Frankfurter Nordend, im Umkreis der Gastwirtschaft Mentz, passiert es: Herr Jackopp verliebt sich in Fräulein Czernatzke. Eckhard Henscheid, der Erzähler, wird zum „Postillon d’amour“, die Ereignisse über eine Woche lang beobachtend, aber auch unverkennbar willentlich vorantreibend. Unterdessen werden im Mentz gesellschaftspolitische Utopien entwickelt, wird über die Gründung eines „Vereins zur Abschaffung der Sexualität wegen unerträglicher Banalität der dabei anfallenden Vorgänge“ diskutiert. Eckhard Henscheid, geboren 1941 in Amberg, gehörte neben Robert Gernhardt, Chlodwig Poth, F. W. Bernstein und anderen zur Neuen Frankfurter Schule und 1979 zu den Gründungsmitgliedern der satirischen Zeitschrift Titanic. Er arbeitete als Journalist und Redakteur, bevor er freier Schriftsteller wurde. Für sein Werk wurde er mit dem Italo-Svevo-Preis 2004 und dem Jean-Paul-Preis 2009 ausgezeichnet.

Den Abend moderiert Oliver Maria Schmitt, ehemaliger Chefredakteur der „Titanic“, deren Mitherausgeber er bis heute ist.

Die Veranstaltungen beginnen jeweils um 19 Uhr im Literaturhaus Darmstadt, Kasinostraße 3, 64293 Darmstadt. Der Eintritt kostet sechs Euro (ermäßigt vier Euro). Kartenverkauf an der Abendkasse, oder im Internet unter www.darmstadt.de/veranstaltungskalender.


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