Zur Einführung des Elterngeldes Anfang 2007 haben mehrere hundert berufstätige Mütter die Geburt ihres Kindes bewusst verzögert, um in den Genuss der neuen Unterstützung zu kommen. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Wirtschaftswissenschaftler Michael Neugart von der TU Darmstadt und Henry Ohlsson von der Universität Uppsala (Schweden).
Mit der Einführung des Elterngeldes zum 1. Januar 2007 kam dem Geburtstermin eine größere ökonomische Bedeutung zu: Fand die Geburt erst nach dem Jahreswechsel statt, konnten die Eltern bis zu 20.000 Euro an zusätzlicher finanzieller Unterstützung vom Staat erhalten. Ob und wie sich dieser ökonomische Anreiz rund um den Jahreswechsel ausgewirkt hat, haben nun Michael Neugart, Professor für Finanzwissenschaft und Wirtschaftspolitik an der TU Darmstadt, und Henry Ohlsson von der Universität Uppsala in einer ökonometrischen Studie untersucht.
Dazu analysierten Neugart und Ohlsson die Zahl der Geburten sieben Tage vor und nach dem Jahreswechsel 2006/2007 sowie die sozio-ökonomischen Daten der Eltern und verglichen diese Daten mit demselben Zeitraum der beiden vorhergehenden Jahreswechsel. Das Ergebnis: Berufstätige Mütter brachten in den letzten Tagen vor Einführung des Kindergeldes deutlich weniger Kinder zur Welt als statistisch zu erwarten gewesen wäre, in den ersten Tagen nach Einführung des Kindergeldes hingegen deutlich mehr. Bei Müttern, die vor der Geburt nicht in einem Arbeitsverhältnis standen und dementsprechend von der Neuregelung nicht profitierten, war diese Abweichung nicht nachweisbar.
Insgesamt gehen die Forscher anhand ihrer Daten davon aus, dass mehr als 600 von insgesamt 11.580 Geburten berufstätiger Mütter rund um den Jahreswechsel bewusst auf einen Termin Anfang Januar verzögert wurden. „Unsere Zahlen belegen, dass monetäre Anreize durchaus Einfluss auf das Verhalten der Menschen haben – aber neben den beabsichtigten Effekten können Auswirkungen zutage treten, an die man vorher nicht gedacht hat“, so Neugart. Für ihre Studie haben Neugart und Ohlsson die Daten von insgesamt rund 74.000 Geburten untersucht.
Quelle: TU Darmstadt