Zahl der Beratungen steigt – Hauptursache für Überschuldung ist Arbeitslosigkeit: Schuldner- und Insolvenzberatung legt Jahresbericht 2011 vor

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EuroDarmstädter mit Schuldenproblemen, drohendem Verlust von Wohnraum und Energiezufuhr kostenfrei und neutral zu beraten: Das ist die Aufgabe der beim Amt für Soziales und Prävention angesiedelten Abteilung Schuldnerberatung und Wohnungssicherungsstelle. „Armut und Überschuldung drohen in unserer Gesellschaft zu einem wachsenden Problem zu werden. Gerade die bekannt gewordenen Fakten des Entwurfes des neuen Armuts- und Reichtumsberichtes der Bundesregierung bestätigen, dass sich die Einkommenssituation von vielen Menschen in den nächsten Jahrzehnten weiter verschlechtern wird. Insbesondere durch niedrige Löhne und durch Unterbrechungen in der Erwerbsbiographie werden mehr Menschen von Armut und Überschuldung betroffen sein. Dies spiegelt sich auch im Jahresbericht der Schuldner- und Insolvenzberatung wieder“, so Sozialdezernentin Barbara Akdeniz.

Der jetzt vorgelegte Jahresbericht 2011 der Schuldner- und Insolvenzberatung zeigt: Im Vergleich zum Vorjahr 2010 ist die Zahl der Beratungen um 9,6 Prozent gestiegen. Insgesamt sind 2.931 Beratungen in 2011 durchgeführt worden. Davon waren 1.696 persönliche Kurzberatungen, in der Regel einmalige Beratungen als Maßnahme der Krisenintervention, bei denen es vor allem um die finanzielle Existenzsicherung, die Sicherung von Wohnraum und Energiezufuhr, den Schutz bei Zwangsvollstreckungsmaßnahmen, vor allem Kontenpfändungen, ging. „Sehr oft hat sich in den Beratungen gezeigt, dass aus Angst Raten an besonders aggressive Gläubiger, vor allem Inkassofirmen, geleistet wurden, obwohl in fast zwei Drittel dieser Fälle überhaupt kein pfändbarer Lohnanteil vorhanden war. In der Folge wurden monatliche Abschläge für Miete und Energie nicht mehr geleistet“, berichtet Akdeniz weiter aus dem Jahresbericht.

Weiterhin wurden 333 Regulierungsberatungen durchgeführt, dabei werden Schuldverhältnisse erfasst und geprüft, Einkommen gesichert, Budgetberatungen durchgeführt und psychosoziale, familiäre oder lebenspraktische Probleme werden, soweit möglich, gelöst. Ziel dieser ausführlichen Beratung ist es, mit den Gläubigern eine Einigung über die Tilgung der vorhandenen Schulden zu erzielen. Dies ist meist nur möglich, indem ein Vergleich geschlossen wird, die Gläubiger also auf einen Teil ihrer Forderungen verzichten.

Kann keine Einigung erzielt werden, stellen die Betroffenen in aller Regel mit Unterstützung der Schuldnerberatung, die über eine Zulassung als Insolvenzstelle verfügt, einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens. Dies erfolgte im vergangenen Jahr in 94 Fällen. Soweit erforderlich werden die Betroffenen während des sechsjährigen Verfahrens von der Schuldner- und Insolvenzberatung betreut und als Verfahrensbevollmächtigte auch vertreten (in 2011 in 137 Fällen).

„Die Behauptung, wer überschuldet ist, ist selber schuld, ist falsch“, lautet das Fazit von Stadträtin Akdeniz. „Die langjährigen Erfahrungen unserer Schuldner- und Insolvenzberatungsstelle und alle wissenschaftlichen Untersuchungen belegen deutlich, dass Hauptauslöser von Überschuldung immer noch Arbeitslosigkeit ist. Weitere häufige Auslöser sind die Folgen von Trennung und Scheidung, gescheiterte Selbstständigkeit und in den letzten Jahren mit steigender Tendenz die Folgen von Erkrankungen. Offensichtlich ist auch, dass fehlende schulische und berufliche Ausbildung, niedrige Arbeitslöhne, befristete Arbeitsverhältnisse und die Alleinerziehung von Kindern – insbesondere bei fehlenden Unterhaltszahlungen – das Überschuldungsrisiko deutlich erhöhen“, erläutert Thomas Zipf, Leiter der Schuldner- und Insolvenzberatung.

Ein Schwerpunkt der Arbeit der Schuldner- und Insolvenzberatung lag in 2011 auch in der Fachberatung: Insgesamt 671 Mal wurden Mitarbeiter anderer Schuldnerberatungseinrichtungen in Darmstadt fachlich beraten.

Die Schuldnerberatung und Wohnungssicherungsstelle im Amt für Soziales und Prävention im Stadthaus Frankfurter Straße 71 ist telefonisch unter den Rufnummern 13-2163, 13-3496, 13-2406, 13-2410, 13-3291 (Schuldnerberatung) sowie 13-3348 und 13-3195 (Wohnungssicherungsstelle) zu erreichen. Die Beratung ist vertraulich und kostenlos.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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