Neuer HSE-Vorstand zieht nach 77 Tagen erste Bilanz

Teilen

HSEKaum 77 Tage im Amt, hat der mit Michael Böddeker, Karl-Heinz Koch und Andreas Niedermaier neu formierte Vorstand der Darmstädter HEAG Südhessische Energie AG (HSE) eine erste kritische Bestandsaufnahme zur wirtschaftlichen Lage des Konzerns abgeschlossen und die Ergebnisse am Montag (03.09.12) in Darmstadt gemeinsam mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden, Oberbürgermeister Jochen Partsch, der Öffentlichkeit vorgestellt. „Grundsätzlich steht die HSE wirtschaftlich sehr gut da. Die Gewinne der vergangenen Jahre sind stabil, 2011 wurde gar das zweitbeste Ergebnis der Konzerngeschichte erwirtschaftet. Der von uns noch einmal unter die Lupe genommene Jahresabschluss 2011 ist vom Zahlenwerk her – wie ja auch vom Wirtschaftsprüfer testiert – nicht zu beanstanden“, so HSE-Finanzvorstand Karl-Heinz Koch.

Allerdings hat der Vorstand der HSE das prognostizierte Jahresergebnis für das laufende Geschäftsjahr 2012 von 107 Millionen Euro auf etwa 85 Millionen Euro deutlich nach unten korrigiert. Verantwortlich dafür ist laut Koch, dass vom ehemaligen Finanzvorstand Holger Mayer im letzten Lagebericht aus dem März 2012 wesentliche Risiken falsch eingeschätzt bzw. nicht transparent benannt wurden. „Mein Vorgänger hat es versäumt, für wesentliche Risiken im laufenden Geschäftsjahr Drohverlustrückstellungen aufzuzeigen“, so HSE-Finanzvorstand Karl-Heinz Koch. „Das halte ich für unverantwortlich“.

Als Kernpunkte nannte Koch einen Strombeschaffungsvertrag mit E.on und die Belieferung mit elektrischer Energie aus dem Gas- und Dampfkraftwerk Irsching. Bei beiden Verträgen, wurde aus Sicht des neuen HSE-Vorstandes eine seriöse Risikoanalyse und die Bildung von entsprechenden Rückstellungen insbesondere im Zwischenabschluss zum 31.03.2012 vom alten Finanzvorstand Holger Mayer versäumt.

Besonders auf das GuD-Kraftwerk Irsching, an dem die HSE mit neun Prozent beteiligt ist, hat sich die Marktentwicklung im Zuge der angestrebten Energiewende negativ ausgewirkt. Strom aus GuD-Kraftwerken wird heute erst nach den prioritären erneuerbaren Erzeugern, aber eben auch nach Atom, Braun- und Steinkohle nachgefragt. „Diese Entwicklung führt dazu, dass wir die Risikorückstellungen für das Kraftwerk Irsching ähnlich wie für den Strombeschaffungsvertrag mit E.on deutlich erhöhen müssen, was sich natürlich ergebnismindernd auswirkt“, so Koch.

Die Neubildung von Drohverlustrückstellungen führt dazu, dass die für das Geschäftsjahr 2012 vorgesehene Sonderausschüttung in Höhe von 80 Millionen Euro zwar gesichert ist. Die Regelausschüttung für das Jahr 2012 wird allerdings deutlich minimiert werden.

Der Vorstand der HSE wies darauf hin, dass es keinerlei Zweifel an der generellen strategischen Ausrichtung und der wirtschaftlichen Gesundheit des Konzerns gebe. „Natürlich stehen wir auch zu der mit den Betriebsräten ausgehandelten Arbeitsplatzgarantie bis mindestens 2015. Betriebsbedingte Kündigungen wird es bei der HSE nicht geben“, so Personalvorstand Andreas Niedermaier.

Der Aufsichtsratsvorsitzende der HSE, Oberbürgermeister Jochen Partsch, dankte dem Vorstand ausdrücklich für seine seriöse und solide Bestandsaufnahme. „Ich bin sehr froh, dass heute der Vorstand etwas vollzieht, was in den vergangenen Jahren bei der HSE leider immer mehr in den Hintergrund gerückt ist: Volle Transparenz gegenüber den Anteilseignern, aber eben auch gegenüber den Kundinnen und Kunden und der gesamten Öffentlichkeit“, so Partsch. Er bewertet es sehr kritisch, dass dem Aufsichtsrat von Ex-HSE-Vorstand Holger Mayer wesentliche Risiken für das Geschäftsergebnis des Konzerns noch im ersten Quartalsbericht verschwiegen wurden.

Auch Partsch unterstrich, dass sich die HSE grundsätzlich auf einem guten Weg befinde: „Die HSE ist und bleibt das Vorzeigeregionalversorger der Energiewende. Sie hat sich durch ihren konsequenten Nachhaltigkeitskurs in den vergangenen Jahren einen technologischen wie auch ökonomischen Vorteil herausgearbeitet. Daran gilt es, mit der weiteren konsequenten Umsetzung des Investmentprogramms bei der Eigenerzeugung und vor allem mit der Erschließung des großen Feldes der Effizienzdienstleistungen anzuknüpfen“, so Jochen Partsch, Oberbürgermeister der Wissenschaftsstadt Darmstadt und Aufsichtsratsvorsitzender der HSE AG.

Quelle: HEAG Südhessische Energie AG (HSE)


Teilen