Reise zur Holbein-Madonna: Reinhold Würth lädt Darmstädter Bürger und die „Madonnenkinder“ nach Schwäbisch-Hall ein

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Das berühmte Gemälde der Schutzmantel-Madonna von Hans Holbein d. J., über lange Jahre im Darmstädter Residenzschloss zu Hause, hat für viele Darmstädter eine hohe emotionale Bedeutung. Gerade die Nachkriegsgeschichte der Madonna ist immer noch allgemein präsent: Als sogenannte „Madonnenkinder“ durften in den fünfziger Jahren während der Zeit der Leihgabe des Bildes nach Basel alljährlich 20 bedürftige Darmstädter Kinder zu einem vierwöchigen Erholungsaufenthalt nach Davos (Schweiz) fahren.

Der neue Besitzer der Holbein-Madonna, Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth, hat nun Darmstädter Bürger und vor allem die ehemaligen „Madonnenkinder“ eingeladen, das Bild an seinem neuen Standort zu besichtigen und einen Tag in Schwäbisch-Hall zu verbringen – ein erstes Ergebnis der Gespräche, die Oberbürgermeister Jochen Partsch in den letzten Monaten mit Reinhold Würth geführt hat.

„In unseren Gesprächen haben wir gemeinsam Möglichkeiten ausgelotet, die Holbein-Madonna zumindest zeitweise wieder in Darmstadt öffentlich zu zeigen. Ich bin optimistisch, dass gelingt, diesen Wunsch mit einer konkreten Perspektive zu verknüpfen. Die großzügige Einladung von Prof. Würth ist eine noble Geste und gleichzeitig eine Reminiszenz an die Stadt Darmstadt und ihre Bürger. Bei der Fahrt nach Schwäbisch-Hall bietet sich die Chance, das Gemälde und weitere Exponate der Sammlung Würth in der Johanniterkirche zu besichtigen. Ich würde mich sehr freuen, wenn gerade die Madonnenkinder sich zur Fahrt anmelden und diese einmalige Gelegenheit wahrnehmen würden“, erläutert Oberbürgermeister Jochen Partsch.

„Meine Gespräche mit Oberbürgermeister Jochen Partsch gestalten sich sehr konstruktiv. Ein Mittelpunkt unseres Dialogs war auch die tiefe emotionale Bindung der Darmstädterinnen und Darmstädter an das Bild. Dabei ist die Idee entstanden, diese persönliche Einladung nach Schwäbisch-Hall auszusprechen und ich würde mich sehr freuen, wenn ich zahlreiche Madonnenkinder im Oktober persönlich begrüßen könnte“, erklärt Prof. Dr. h. c. mult. Reinhold Würth.

Die Reise nach Schwäbisch Hall ist für den 26. Oktober 2012 terminiert. Abfahrt in Darmstadt mit drei Reisebussen ist um 7:30 Uhr, gegen 10 Uhr wird Schwäbisch-Hall erreicht sein. Reinhold Würth wird gemeinsam mit dem Oberbürgermeister der Stadt Schwäbisch-Hall, Hermann-Josef Pelgrim, die Reisegruppe aus Darmstadt begrüßen, anschließend ist die Besichtigung der Holbein-Madonna und weiterer Exponate geplant. Die Zeit von 12:30 Uhr bis 14 Uhr bietet Gelegenheit zum Mittagessen, im Anschluss können weitere Kunstschätze der Sammlung Würth besichtigt werden. Die Rückfahrt nach Darmstadt ist für 17 Uhr vorgesehen.

Insgesamt stehen 130 Plätze zur Verfügung, die Mitreise einer Begleitperson für Madonnenkinder ist möglich. Die Teilnahme an der Fahrt, die Besichtigungen und das Mittagessen sind für die Teilnehmer kostenfrei. Begleitet wird die Reisegruppe von Oberbürgermeister Jochen Partsch und Mitgliedern des Kulturausschusses der Wissenschaftsstadt Darmstadt.

Anmeldungen sind ab sofort bis zum 18. September möglich unter den Telefonnummern 06151/13-2315 oder 06151/13-2316, per Mail an hauptamt [at] darmstadt.de oder schriftlich an Wissenschaftsstadt Darmstadt, Hauptamt, Luisenplatz 5, 64283 Darmstadt. Ehemalige Madonnenkinder werden bevorzugt berücksichtigt. Alle Personen, die sich anmelden, bekommen bis Ende September weitere Nachricht.

Hintergrundinformation:

Die Darmstädter Madonna von Hans Holbein dem Jüngeren (1497–1543) entstand 1526 in Basel. Es zeigt den Auftraggeber, den Basler Bürgermeister Jakob Meyer zum Hasen, mit seiner bereits verstorbenen und seiner damaligen Frau sowie mit seiner Tochter, die alle um die in der Mitte thronende Maria mit dem Jesuskind gruppiert sind. Die Bedeutung der weiteren männlichen Personen auf der linken Seite ist, wie auch die gesamte Ikonographie des Bildes, noch nicht endgültig geklärt. Das Bild gilt als Glaubensbekenntnis des katholischen, antireformatorisch eingestellten Bürgermeisters. Das Gemälde vereint Einflüsse der italienischen religiösen Renaissancemalerei mit Elementen der altniederländischen Portraitmalerei.

Seit 1965 in Darmstadt zu Hause, befand sich das Bild seit 2004 als befristete Leihgabe im Städelschen Kunstinstitut in Frankfurt am Main. 2011 verkaufte die Hessische Hausstiftung das Werk an den Unternehmer und Kunstsammler Reinhold Würth. Seit Januar 2012 hängt das Gemälde in der Johanniterkirche in Schwäbisch Hall.

Das Gemälde ist als Kulturgut im baden-württembergischen Verzeichnis national wertvoller Kulturgüter registriert und darf daher nicht aus Deutschland ausgeführt werden.

Die Ferienaufenthalte der Darmstädter Madonnenkinder ab 1953 in Davos waren eine Art von Gegenleistung der Baseler Stadtverwaltung, die die Holbein-Madonna ab 1947 verwahrte und präsentierte, an die letzten direkten Nachkommen der Großherzöge von Hessen-Darmstadt. 1958 kehrte das Bild aus Basel nach Darmstadt zurück und fand zunächst Platz im Hessischen Landesmuseum. Erst 1965 erhielt das Madonnenbild den von Prinz Ludwig von Hessen und bei Rhein ausdrücklich gewünschten Ausstellungsort im Darmstädter Schloss.

Während des Krieges, so heißt es in Darmstadt, soll Prinzessin Margret von Hessen und bei Rhein das Bild zeitweise unter ihrem Bett aufbewahrt haben. 1943 wurde es zum Schutz vor Bomben nach Schloss Fischbach in Schlesien gebracht. Mit Unterstützung westlicher Besatzungsoffiziere gelangte das Bild nach einigen Irrwegen im Dezember 1945 wieder zur Familie nach Schloss Wolfsgarten bei Darmstadt zurück. 1946 wurde es in Wiesbaden gezeigt und 1947 brachte es ein französischer Panzerspähwagen zur schweizerischen Grenze, damit es nach Basel ausgeliehen werden konnte.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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