„John Dew und Constantin Trinks müssen ihrer Verantwortung gegenüber dem Staatstheater Darmstadt gerecht werden“

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Staatstheater DarmstadtDas Staatstheater Darmstadt gehört ungeachtet der gegenwärtigen internen Auseinandersetzungen zu den künstlerisch und wirtschaftlich erfolgreichsten Theatern seiner Größenklasse in Deutschland. Sowohl Intendant John Dew als auch Generalmusikdirektor Constantin Trinks sind Künstler von hohem Rang und überregional ausgezeichnetem Ruf. Beide sind bis 15. August 2014 vertraglich an das Staatstheater Darmstadt gebunden.

„Es ist die erklärte Absicht der Träger des Staatstheaters – des Landes Hessen und der Stadt Darmstadt – dass beide Künstler ihre erfolgreiche Arbeit am Staatstheater fortsetzen und ihre Verträge erfüllen.“ Das haben Staatsministerin Eva Kühne-Hörmann und Oberbürgermeister Jochen Partsch am Dienstag (06.12.11) in einer Pressekonferenz in Darmstadt hervorgehoben. „Die erforderliche Zusammenarbeit zwischen Intendant und Generalmusikdirektor ist durch die aktuellen Vorgänge beschädigt. Wir fordern beide Persönlichkeiten auf, ihrer Verantwortung gegenüber dem Staatstheater Darmstadt und seinem Publikum gerecht zu werden, die öffentliche Kampagne zu beenden und die Zusammenarbeit auf der Grundlage der eindeutigen vertraglichen Regelungen wieder aufzunehmen“, sagten Kühne-Hörmann und Partsch.

Die Ministerin verwies in diesem Zusammenhang auf die Erklärung, die John Dew abgegeben hat. Sie fügte hinzu, der Generalmusikdirektor habe für die Spielzeit 2012/2013 Gastdirigate an anderen Häusern in einem Umfang übernommen, der ihm die Einhaltung der vertraglich geregelten Residenzpflicht am Staatstheater Darmstadt unmöglich mache. Darüber werde zurzeit verhandelt.

Oberbürgermeister und Kulturdezernent Jochen Partsch sagte: „Es muss jetzt darum gehen, Schaden vom Theater abzuwenden. Ich setzte dabei auf den Dialog, auch mit Hilfe externer Unterstützung. Intendant und Generalmusikdirektor müssen gemeinsam dafür sorgen, dass die Stimmung hinter der Bühne nicht furchterregend brodelt, sondern dass untereinander und mit den Beschäftigten fair und konstruktiv umgegangen wird. Nur so kann die tägliche Arbeit fruchtbar sein und auf Dauer zu künstlerischer Qualität führen. Und darauf haben die Gäste einen Anspruch.“

„Die öffentlich erhobenen Vorwürfe eines gezielten Mobbings gegen die Sopranistin Alexandra Lubchansky im Probenprozess der Produktion ,Lucia di Lammermoor’ lassen sich nach gründlicher Prüfung aller vorliegenden Unterlagen nicht nachvollziehen. Die gegen den Geschäftsführenden Direktor des Staatstheaters, Jürgen Pelz, vorliegende Dienstaufsichtsbeschwerde wird als unbegründet zurückgewiesen“, sagte Kühne-Hörmann.

Um die subjektiven Faktoren und Wahrnehmungen, die notwendigerweise zu einem künstlerischen Produktionsprozess gehören, nochmals objektiv von den aktenkundigen Geschehnissen trennen zu können, haben sich Land und Stadt im Einvernehmen mit dem Deutschen Bühnenverein entschlossen, den erfahrenen und bundesweit anerkannten Kulturpolitiker Staatssekretär a.D. Hans-Heinrich Grosse-Brockhoff mit einer weiteren Prüfung der Vorgänge zu beauftragen. Er verfügt unter anderem als früherer langjähriger Vorsitzender des Landesverbands Mitte des Deutschen Bühnenvereins über eine fundierte Sachkenntnis. ‚„Die Träger erwarten sich von dieser unvoreingenommenen Sicht von außen weitere Erkenntnisse sowohl zu den konkreten Vorgängen im Staatstheater als auch zu den allgemeinen künstlerischen Arbeits- und Kommunikationsbedingungen. Die Ergebnisse dieser Prüfung sollen anschließend so schnell wie möglich umgesetzt werden“, sagte die Ministerin.

Zur Besetzung von Rollen und Partien mit nahen Angehörigen ist Folgendes festzustellen: John Dew hat mit der Verlängerung seines Dienstvertrags einer Regelung zugestimmt, wonach er für die Besetzung von Partien mit eigenen nahen Angehörigen in jedem Einzelfall der Zustimmung des Rechtsträgers bedarf. Diese Regelung ist von ihm seither stets eingehalten worden. Für die Besetzung der Partie des Loge in Richard Wagners „Rheingold“ hat dem Ministerium nie ein entsprechender schriftlicher Antrag vorgelegen. Ähnliche Regelungen gibt es auch mit anderen Intendanten in Hessen.

Das Hessische Ministerium für Wissenschaft und Kunst hat bereits seit September 2011 in mehreren Besprechungen mit Intendant, Generalmusikdirektor und Geschäftsführendem Direktor geeignete Schritte zur Verbesserung der Kommunikation, wie beispielsweise regelmäßige Dienstberatungen im engsten Leitungskreis, und zur Einhaltung aller dienstvertraglichen Regelungen initiiert. Außerdem wurde ein Mediationsverfahren zwischen Intendant und Generalmusikdirektor durch eine externe Mediatorin oder einen externen Mediator angeboten.

Hohe Besucherzahlen und die bei Publikum und Presse gleichermaßen erfolgreichen künstlerischen Projekte des Jahres 2011 belegen den Erfolg des Staatstheaters Darmstadt eindrucksvoll: der „Ring des Nibelungen“ von Richard Wagner, zwei Uraufführungen im Musiktheater, die Nominierung der Ballettdirektorin Mei Hong Lin für den Deutschen Theaterpreis Faust und eine auch überregional wahrgenommene Arbeit des Schauspielensembles. In der Spielzeit 2010/11 wurden in der Sparte Oper 73.540 Besucher gezählt, was einer Auslastung von 79,1 Prozent entspricht. In der Spielzeit 2003/2004 waren es 63.116 Besucher bei einer Auslastung von 62,9 Prozent.

Quelle: Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst


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