Testphase am Bewegungsparcours äußerst erfolgreich – Seniorinnen und Senioren steigern Kraft und Gehgeschwindigkeit

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Erste medizinische Ergebnisse aus der dreimonatigen Testphase am Bewegungsparcours für Seniorinnen und Senioren in Darmstadt zeigen positive Effekte. So konnten alle Probanden ihre Kraft und ihre Gehgeschwindigkeit steigern – die Daten werden nun im Detail ausgewertet, genaue Ergebnisse liegen Anfang 2012 vor. Petra Müller-Klepper, Staatssekretärin im Hessischen Sozialministerium, unterstreicht daher auch die Bedeutung von Bewegungs- und Sportangebote für ältere Menschen. „Bewegung und Sport sind in jedem Alter wichtig. Seniorinnen und Senioren profitieren aber ganz besonders von regelmäßigen sportlichen Aktivitäten, denn diese erhöhen die geistige und körperliche Fitness und unterstützen so eine selbständige Lebensführung im Alter“, betonte die Staatssekretärin in Darmstadt anlässlich der Abschlussveranstaltung des Pilotprojekts Bewegungsparcours.

Drei Monate lang erprobten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer, betreut und angeleitet durch Übungsleiter des Landessportbundes Hessen und wissenschaftlich begleitet von der Hochschule Darmstadt, der Abteilung Sportmedizin der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt sowie der Hochschule RheinMain, den Bewegungsparcours. Die Durchhaltequote der Probanden sei erfreulich hoch gewesen, so die Staatssekretärin: „47 der im sportmedizinischen Test aufgenommenen 50 Teilnehmerinnen und Teilnehmer haben nicht nur über die drei Monate die wöchentlich geforderten Trainingstermine eingehalten, einige von ihnen waren sogar zweimal in der Woche oder sogar täglich am Parcours.“ Die sportmedizinischen Tests würden nun ausgewertet und dokumentiert.

Auch die Darmstädter Sozialdezernentin, Stadträtin Barbara Akdeniz, hebt besonders hervor, dass die Darmstädter Bevölkerung den Bewegungsparcours im Bürgerpark hervorragend angenommen habe. Sie sieht in den Bewegungsparcours einen Schritt „auf dem Weg in eine altersgerechte und gesunde Stadt“. Akdeniz: „Bewegungsparcours sind ein hervorragendes Angebot, um Prävention und Gesundheitsförderung praktikabel zu machen.“

Für Rafael Reißer, Bürgermeister und Sportdezernent, bereichert der Bewegungsparcours insgesamt das Sportangebot in Darmstadt. „Der attraktive Bewegungsparcours ist nicht nur ein tolles Angebot für ältere Menschen in Darmstadt, auch die Darmstädter Sportvereine erhalten mit der Anlage die Möglichkeit, den neuen Bewegungsparcours als ergänzende Sportstätte anzusehen und für ihre Angebotsentwicklung zu nutzen.“ Noch bis zum 15. Dezember wird der Bewegungsparcours dank des Landessportbundes Hessen montags bis donnerstags täglich um 10 Uhr durch angeleitete Trainingseinheiten betreut. „Diese Trainingseinheiten stehen alle offen und sie sind kostenlos. Dies ist ein guter Zeitpunkt für diejenigen, die sich alleine vielleicht nicht an die Geräte trauen“, betonte der Bürgermeister.

„Die Rückmeldungen, die wir von den Übungsleitungen aber auch in unterschiedlicher Form von den Probanden direkt erhalten haben, bestätigen eindeutig unsere Hypothese: Das Wichtigste beim zielgerichteten Trainieren ist eine kompetente Kommunikation“, stellte der Vizepräsident für Sportentwicklung beim Landessportbund Hessen, Ralf-Rainer Klatt, fest. Für die Übungsleitungen unterstrich Reinhard Bechtel (SKV Rot-Weiß Darmstadt), dass ihn als „alten Hasen“ im Geschäft der Fleiß, die sich steigernde Motivation aber auch die Erfolge, die viele Menschen schon nach ein paar Wochen Training erkennen konnten, überrascht hätten. „Trotz Wind und Wetter, ob drückende Hitze oder Sturm – keine einzige Stunde ist ausgefallen“, ergänzt Angelika Schwalm (TG 1875 Darmstadt).

Fasziniert zeigten sich auch die Vertreter aus dem wissenschaftlichen Untersuchungsteam. „Eine derartige Konstanz in der Beteiligung haben wir noch nie erlebt. Das zeigt sich natürlich auch in den individuellen Ergebnissen, wenn wir nach einer ersten Übersicht zum Teil über 40 Prozent Kraftzuwachs registrieren können“, berichtet Prof. Lutz Vogt (Goethe-Universität Frankfurt). Sein Darmstädter Kollege Prof. Volker Beck, der den sozial-psychologischen Teil der Untersuchung verantwortet, betont den hohen Grad der Zufriedenheit und den Zuwachs an Selbstwertgefühl, den das Training aber auch die Gemeinsamkeit des Trainierens hervorgerufen haben.

Prof. Grit Hottenträger (Hochschule RheinMain) sieht Ursachen für den Erfolg auch bisher durchgeführten Untersuchungen und eingebrachten Erfahrungen. „Für eine gute Akzeptanz von Bewegungsparcours ist eine sorgfältige Planung, das heißt Auswahl des Standortes, Gestaltung des Parcours und Auswahl der Geräte, ein ganz entscheidender Faktor.“

Hintergrund:
Die Hessische Landesregierung hat im Rahmen der Nachhaltigkeitsstrategie zwei hessischen Pilotstädten, Darmstadt und Hanau, je einen Bewegungsparcours für ältere Menschen zur Verfügung gestellt. Erstmalig in Deutschland wurde drei Monate lang im Rahmen einer akademischen Studie der gesundheitsfördernde Effekt von Bewegungsparcours getestet werden.

Ziel des Parcours ist es, Seniorinnen und Senioren zur gesundheitsfördernden Bewegung an der frischen Luft zu motivieren. Das Konzept kommt aus Asien und ist inzwischen auch in Portugal und an einigen Standorten in Deutschland umgesetzt worden. Die Prävention vor Alterskrankheiten wie Herzinfarkt und Diabetes steht bei einem solchen Bewegungsangebot im Vordergrund. Jeder Fünfte (insgesamt 1,2 Millionen Menschen) in Hessen ist mittlerweile über 65, mit steigender Tendenz. Die Erkrankungshäufigkeit an Diabetes-Typ-2, der erworbenen oder Altersdiabetes, steigt deutlich mit dem Lebensalter, kann aber durch gezielte Präventionsprogramme mit Fokus auf Bewegung und Ernährung verhindert werden. Unter den 70-Jährigen in Hessen leidet heute ungefähr jeder Fünfte an Diabetes. Bei den 75- bis 80-Jährigen steigt der Anteil auf 25 Prozent. Diabetes-Typ-2 ist dadurch eine der wichtigen und in ihren Konsequenzen teuersten chronischen Erkrankungen in Hessen.

Quelle: Hessisches Sozialministerium


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