Süßer die Glocken nie klangen – Technische Universität nimmt Darmstädter Glockenspiel wieder in Betrieb

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Schloss GlockenturmAb Mittwochmorgen (08.12.10) wird das Darmstädter Glockenspiel wieder regelmäßig zur vollen und zur halben Stunde als akustisches Wahrzeichen der Wissenschaftsstadt erklingen. Den Abschluss der Sanierung feiert die TU Darmstadt am Abend mit einem Konzert.

Rund neun Wochen mussten die Darmstädter Bürger auf den vertrauten Klang des Glockenspiels im Darmstädter Residenzschloss verzichten, nun ist die Sanierung abgeschlossen. Die Haube des Glockenturms wurde generalüberholt, die Aufhängung verstärkt, die Glocken nachgestimmt und mit neuen, anschlagempfindlichen Hämmern versehen. Diese dynamische Anschlagsteuerung erlaubt es, die Glocken nicht mehr einfach immer gleich stark, sondern differenzierter und nuancenreicher anzuschlagen. Ähnlich wie bei einem Klavier kann damit jeder Glockenspieler Musikstücke individuell interpretieren. „Das Glockenspiel ist nicht nur ein Darmstädter Wahrzeichen, sondern auch ein technisch sehr anspruchsvolles Musikinstrument – insofern passt es perfekt zur Technischen Universität, die das Glockenspiel mit Stolz und Freude betreibt“, sagt der Kanzler der TU Darmstadt, Dr. Manfred Efinger.

Spenden ermöglichten Sanierung des Glockenspiels

Ermöglicht wurde die Sanierung durch die Zusage des Rotary Clubs Darmstadt und der Kurt und Lilo Werner RC Darmstadt Stiftung, für das Glockenspiel 40.000 Euro zur Verfügung zu stellen. „Das Glockenspiel trägt seinen Teil zur Atmosphäre der Stadt bei. Für Darmstädter ist es ein Stück Heimat, für Besucher ein sympathischer Gruß. Die Erhaltung dieses akustischen Wahrzeichens ist uns wichtig. Außer den Rotariern und der Kurt und Lilo Werner RC Darmstadt Stiftung haben fünfundzwanzig andere Bürger der Stadt durch eine Spende zum Erhalt beigetragen“, sagt der Präsident des Rotary Clubs Darmstadt, Dr. Peter Gaydoul. Die TU Darmstadt wendete dazu weitere rund 35.000 Euro auf, um zeitgleich Teile der Turmhaube zu sanieren.

Am Abend werden die Glocken bei einem Konzert zum ersten Mal nach der Sanierung wieder erklingen, bis zum Jahresende stehen dann alle 30 Minuten Advents- und Weihnachtslieder auf dem Programm. Das weitere Liedrepertoire des Glockenspiels wird für die dynamische Anschlagsteuerung aktualisiert und neu eingespielt. An der seit 1951 bestehenden Tradition, zur vollen Stunde ein geistliches und zur halben Stunde ein weltliches Lied zu spielen, wird die TU Darmstadt auch weiterhin festhalten.

Darmstädter Glockenspiel erklingt seit 1671

Das Darmstädter Schloss verfügt bereits seit dem Jahr 1671 über ein Glockenspiel. Im Zuge des Wiederaufbaus der Residenz nach dem Dreißigjährigen Krieg beauftragte Landgraf Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt den Uhrmacher Pieter van Call aus Nimwegen und den Glockengießer Pieter Hemony aus Amsterdam, ein Glockenspiel mit 28 Glocken für seinen neu errichteten Schlossturm zu bauen. Fortan ließ das Darmstädter Glockenspiel über 250 Jahre lang alle 30 Minuten unterschiedliche Kirchenlieder erklingen. Erst ein alliierter Luftangriff auf Darmstadt im Zweiten Weltkrieg ließ die Glocken im Jahr 1943 vorübergehend verstummen.

Darmstädter Bürger und Unternehmen spenden für das Glockenspiel

Bereits 1949 begannen die Darmstädter, den Wiederaufbau des Glockenspiels zu planen. Ein prominent besetzter Glockenspielausschuss appellierte ab Anfang 1951 an die Spendenbereitschaft der Bevölkerung und organisierte Sammlungen und Benefizveranstaltungen. Auch wenn das ursprüngliche Ziel verfehlt wurde, die 28 Glocken des zerstörten Vorbilds wiederherzustellen, brachten Stadt, Bürger und Unternehmen rund 25.000 DM auf, womit immerhin 21 neue Glocken bestellt werden konnten. Diese trafen unter großer Anteilnahme der Darmstädter Bevölkerung am 29. November 1951 in Darmstadt ein und konnten am 16. Dezember erstmals vom inzwischen wieder hergerichteten Glockenturm erklingen. Seitdem besteht die Tradition, zur vollen Stunde ein geistliches und zur halben Stunde ein weltliches Lied zu spielen, wobei die geistlichen Lieder jeweils zum Zeitpunkt des Kirchenjahres, die weltlichen zur Jahreszeit passen.

Heute besteht das Glockenspiel aus 30 Glocken: 1960 kamen aus Mitteln des Landes Hessen zunächst sechs Glocken hinzu, 1981 spendete der Darmstädter Heinerverein drei weitere Glocken. Die größte der 30 Glocken besitzt einen Durchmesser von 990 mm und wiegt 565 kg, die kleinste Glocke umfasst lediglich 237 mm, die leichteste Glocke wiegt 9 Kilogramm.

Quelle: TU Darmstadt


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