Zum Tod des ehemaligen Werkstattleiters der Akaflieg Darmstadt

Teilen

Karl-Heinz HinzDie Akademischen Fliegergruppe Darmstadt e. V. (Akaflieg) und ihre Ehemaligen Mitglieder trauern um ihren Segelflugzeugbaumeister Karl-Heinz Hinz, der am Samstag, den 27.11.2010 im Alter von 91 Jahren verstorben ist.

Sein Leben wurde durch die Arbeit für und mit den Studierenden der Technischen Universität Darmstadt geprägt. Karl-Heinz Hinz, der unter den Studenten der Akademischen Fliegergruppe auch respektvoll „McHinz“ genannt wurde, hat sich über 70 Jahre für den Flugzeugbau und das Fliegen eingesetzt. Er war seit 1934 bei der Akademischen Fliegergruppe Darmstadt e. V., die seit 1920 bis in die Gegenwart an der TU Darmstadt besteht, als Flugzeugbauer und späterer Flugzeugbaumeister tätig. Auch während seines Ruhestandes ist er fast jeden Tag bis Anfang November 2010 in der Akaflieg gewesen und hat die Gruppe in ihren Arbeiten begleitet.

McHinz hat an allen Bauprojekten der Akaflieg Darmstadt seit dem Segelflugzeugprototyp D-28b „Windspiel“ bis zur D-32 mitgearbeitet und alle Bauten ab D-33/DM-1 bis D-40 in der Werkstatt geleitet. Mit den Versuchsreihen zu den „modernen“ Faserverbunden und den ersten Flugzeugen in Faserverbundbau hat McHinz entscheidend am heutigen Stand der Technik mitgewirkt. Unter seiner Hand sind zahlreiche Meilensteine des Segelflugzeugbaus erreicht worden.

Mit 15 Jahren kam er 1934 als Lehrling in die Akaflieg, die damals von Meister Wilhelm Rabe betreut wurde. Beim Bau der D-28 „Windspiel“, einem sehr leichtem Segelflugzeug, und der D-30, einem Segelflugzeug mit großer Spannweite und schlanken Flügeln, lernte er schon früh die Möglichkeiten und Grenzen der traditionellen Holz- und Metallbauweise kennen. Durch den zweiten Weltkrieg wurde die Arbeit in der Akaflieg schwieriger, aber nicht unterbrochen. Als die amerikanischen Besatzungstruppen einrückten, fanden sie Heinz Hinz und die übriggebliebenen Akaflieger beim Bau der D-33/DM-1, einem von Alexander Lippisch konstruiertem Versuchssegler mit Deltaflügeln. Unter Aufsicht der Amerikaner stellte er das Flugzeug fertig, das danach in die USA zur NASA verbracht worden ist. Bis zur Wiederzulassung des Segelflugs in Deutschland im Jahre 1951 verdiente sich McHinz seinen Lebensunterhalt als Rollkunstläufer in einer Artistengruppe und später mit dem Verkauf von selbstgebauten Flugmodellen. Danach etablierte sich die Akaflieg von Neuem an der TH Darmstadt und McHinz war sofort wieder mit dabei.

Bei der Entwicklung der Segelflugzeuge D-34 (a-d), D-36 „Circe“ und der D-38 waren sein handwerkliches Können und seine reichhaltige Erfahrung wichtige Grundlagen für den Erfolg dieser Konstruktionen und damit für den Siegeszug der Kunststoffbauweise im Flugzeugbau. Es kann wohl ohne Übertreibung behauptet werden, dass er zu den Pionieren des Flugzeugbaus zählt. Diese Eigenschaften, verbunden mit dem Mut neue Wege zu gehen, und seinem hohen persönlichen Einsatz, waren auch der Schlüssel für die weiteren Erfolge der Akaflieg Darmstadt bis hin zu Motorseglern wie der D-39b, nach ihm „McHinz“ benannt, oder dem „Taschenmesserflugzeug“ D-40 im Jahre 1986.

In den Jahren seines aktiven Wirkens haben Generationen von Ingenieursstudenten bei ihm die praktischen Fähigkeiten und Erfahrungen gesammelt, die für das Berufsleben eines Ingenieurs wichtig sind, und im normalen Hochschulbetrieb nur schwer vermittelt werden können. Wichtige Konstrukteure haben unter seiner Anleitung ihre ersten Schritte im Flugzeugbau gemacht und später berühmte Flugzeugbaufirmen gegründet, z.B. Klaus Holighaus (Konstrukteur und späterer Geschäftsführer von Schempp-Hirth Flugzeugbau), Wilhelm Dirks (Mitgründer von DG-Flugzeugbau), Wolf Lemke (Mitgründer von Rolladen Schneider Flugzeugbau) und Gerhard Waibel (Konstrukteur bei Alexander Schleicher Flugzeugbau).

Er verstand seinen Beruf als Berufung und ging mit entsprechendem Engagement an seine Arbeit heran. Er wurde unter anderem mit der Daidalos-Medallie des Deutschen Aero Clubs, der Golden Ehrennadel des Hessischen Luftsportbundes und der Ehrenurkunde für verdiente Bürger der Stadt Darmstadt geehrt.

Die Akaflieg Darmstadt und ihre Ehemaligen verdanken McHinz den Großteil ihres Wissens, das Engagement Ziele kontinuierlich zu verfolgen und den Mut im Flugzeugbau das Unmögliche doch Möglich zu machen.

Zur Akaflieg Darmstadt:
Die Akaflieg Darmstadt ist eine studentische Gruppe an der Technischen Universität Darmstadt mit rund 60 Mitgliedern. Ihr Motto lautet: “ forschen – bauen – fliegen „. Die Akaflieg konstruiert und baut seit 1920 an der Technischen Universität Darmstadt Flugzeuge. Diese werden für Forschung im Luftfahrtbereich, dem Leistungsflug und auch zur Schulung genutzt, um Studenten die Möglichkeit zur Gewinnung von praktischen Flugerfahrungen, sowie zum Erwerb des Segelflugscheins zu bieten. Im Rahmen der Konstruktion und des Baus dieser Flugzeuge werden neue Technologien entwickelt und erprobt. Vielen Studenten werden dadurch Themen für Bachelor/Master- und Studien/Diplomarbeiten geboten, deren Ergebnisse teilweise später Einzug in den Flugzeugbau finden.

Quelle & Bild: Akademischen Fliegergruppe Darmstadt e. V.


Teilen