TU Darmstadt und Tongji-Universität Shanghai feiern drei Jahrzehnte Partnerschaft

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Chinesische Studenten im Akademischen Sportclub an der TH DarmstadtDie TU Darmstadt feiert am 5. und 6. Oktober 2010 das 30-jährige Jubiläum ihrer Partnerschaft mit der [[Tongji-Universität]] Shanghai. Zur Begrüßung der chinesischen Delegation, zu der auch der Präsident der Tongji-Universität Prof. Dr. Pei Gang zählt, eröffnete TU-Präsident Prof. Dr. Hans Jürgen Prömel eine Ausstellung zur gemeinsamen Geschichte. Die Technische Universität Darmstadt war 1980 die erste bundesdeutsche Technische Hochschule, die eine offizielle Kooperation mit einer Universität aus der Volksrepublik vereinbarte.

Der im November 1980 unterzeichnete Vertrag zur gegenseitigen Förderung der Wissenschaft in Forschung und Lehre bestätigte und verfestigte die Beziehungen, die bereits früher zur Shanghaier Universität bestanden hatten: Schon wenige Jahre nach Gründung der Tongji-Universität im Jahr 1907 fanden chinesische Studenten den Weg nach Darmstadt, der Darmstädter Professor Erich Reuleaux war von 1934 bis 1937 sogar Dekan der technischen Fakultät der Tongji-Universität. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs brach der Kontakt zunächst weitgehend ab, bevor der Gesprächsfaden Ende der 1970er Jahre – auf chinesischer Seite nicht zuletzt ermutigt durch die vorsichtige Öffnung Chinas unter Deng Xiaoping – wieder aufgenommen wurde, was schließlich im November 1980 zu einer offiziellen Partnerschaft führte.

Gemeinsam auf der EXPO 2010 in Shanghai

Als Folge der Vereinbarung verstärkten beide Universitäten ihren Austausch: Noch 1980 lehrte mit Prof. Dr. Gao Tingyao der erste Gastwissenschaftler aus Shanghai am Institut für Wasserversorgung, Abwasserbeseitigung und Raumplanung der TU, nur ein Jahr später war der Darmstädter Architekt Prof. Dr. Max Bächer Gastprofessor an der Tongji-Universität. Bis heute arbeiten Darmstädter und Shanghaier Wissenschaftler in vielfältigen Kooperationen und Projekten immer wieder eng zusammen. Im Jubiläumsjahr besonders sichtbar ist das Projekt SEMIZENTRAL, das derzeit auf der EXPO 2010 in Shanghai zu sehen ist. In dem Projekt haben das Institut IWAR der TU Darmstadt und das National Engineering Research Center for Urban Pollution Control der Tongji-Universität ein neuartiges Infrastruktursystem für die Versorgung mit Wasser und Behandlung von Abwasser und Abfall entwickelt. Das System basiert auf kleinen Ver- und Entsorgungssystemen, die sich je nach Bedarf erweitern lassen und sich so flexibel an die jeweiligen Rahmenbedingungen anpassen. Damit ist SEMIZENTRAL ideal für den Einsatz in den schnell wachsenden Städten und Metropolen in Schwellen- und Entwicklungsländern.

Prömel: „Globale Herausforderungen gemeinsam angehen“

„Der Austausch zwischen der TU Darmstadt und der Tongji-Universität entwickelt sich immer mehr zur gemeinsamen Arbeit an globalen Herausforderungen. Auf den Gebieten Energie, Mobilität oder Bauen und Wohnen können und werden wir in den nächsten Jahren noch viel voneinander lernen. Die mittlerweile 30-jährige fruchtbare, lebendige und vertrauensvolle Zusammenarbeit ist dafür die ideale Basis“, sagte TU-Präsident Prömel bei der Begrüßung der chinesischen Delegation. Nach der Eröffnung der Ausstellung im karo5 informieren sich die Gäste am Nachmittag über weitere aktuelle Forschungsprojekte der TU Darmstadt und der Tongji-Universität, die unter anderem auf den Gebieten Logistik, Energie- und Fahrzeugtechnik, Stadtforschung und beruflicher Bildung bestehen.

Um den Austausch bereits frühzeitig unter Studierenden und Nachwuchswissenschaftlern zu fördern, bestehen darüber hinaus verschiedene Austauschprogramme: So bietet der Fachbereich Maschinenbau seinen Studenten die Möglichkeit, ein Semester an der Tongji-Universität zu studieren und dort auch die Master-Arbeit zu schreiben; das Fachgebiet Unternehmensführung und Logistik organisiert einen Studierenden-Austausch mit der School of Economics and Management und plant außerdem einen Doktorandenaustausch; Mitarbeiter des Instituts für Politikwissenschaft lehren regelmäßig am Institut für Deutschland- und EU-Studien der Tongji-Universität, das auch eine einwöchige Summer School für Darmstädter Studierende anbietet. Insgesamt waren in den vergangenen dreißig Jahren mehrere hundert Studierende und Lehrende aus Deutschland und China am gegenseitigen Austausch beteiligt.

Ausstellung im karo5 noch bis Ende des Jahres zu sehen

Die vom Archiv der TU Darmstadt erarbeitete Schau „TU Darmstadt – „Tongji-Universität Shanghai: Geschichte einer Partnerschaft“ zeigt Besuchern im karo5 nicht nur, wie die Kooperation entstand und sich seit 1980 entwickelt hat, sondern beleuchtet darüber hinaus die historischen Verbindungen der TU und der Stadt Darmstadt nach China und stellt deutsche wie chinesische Pioniere der darmstädtisch-chinesischen Beziehungen ebenso vor wie aktuelle Forschungsprojekte. Die Ausstellung ist noch bis Ende des Jahres jeweils montags bis freitags von 6 bis 22 Uhr im karo5 (Karolinenplatz 5, 64289 Darmstadt) zu sehen. Der Eintritt ist frei.

Forum „Wandel durch Wissenschaft“ am 15. November 2010

In den 30 Jahren der Partnerschaft hat China den Weg von einem durch Elend und Misswirtschaft geprägten Staat zum mit kapitalistischen Instrumenten agierenden Wachstumsgiganten zurückgelegt. Immer mehr Absolventen europäischer und US-amerikanischer Universitäten kehren zurück ins Land und bringen dort ihre Expertise ein. Auch die politische Führungselite rekrutiert sich zunehmend aus Absolventen technischer und sozialwissenschaftlicher Studiengänge, ohne dass schon absehbar wäre, welchen Einfluss das langfristig auf die Politik des Landes haben wird. Begleitend zur Ausstellung diskutieren Prof. Dr. Peter Cornel vom Institut WAR, Prof. Dr. Hans-Christian Pfohl vom Fachgebiet Unternehmensführung und Logistik und Andreas Göller, Leiter des TU-Archivs und Kurator der Ausstellung, am 15. November ab 18.30 Uhr im karo5 die Perspektiven der künftigen Kooperation mit der Tongji-Universität Shanghai.

Quelle: TU Darmstadt
Bild: Dagmar Yü-Dembski / TU Darmstadt


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