Bilanz der Ersten Planungswerkstatt Konversion – „Der Darmstädter Weg in der Konversion erbringt eine vollkommen neue Qualität der Beteiligung von Bürgern bei einer großen Planungsaufgabe“

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Unter dem Motto „Gestaltet Eure Stadt!“ hatten Oberbürgermeister Walter Hoffmann, Bau- und Planungsdezernent Stadtrat Dieter Wenzel sowie Sozial- und Wohnungsdezernent Jochen Partsch die Darmstädter Bürger ebenso wie zahlreiche gesellschaftliche Institutionen zur Ersten Planungswerkstatt [[Konversion (Stadtplanung)|Konversion]] am 20. und 21. August 2010 in die Lichtenbergschule eingeladen.

Über 200 Interessenten sind der Einladung nachgekommen. Damit waren sämtliche angebotenen Plätze ausgefüllt. Am vergangen Freitag und Samstag diskutierten die Teilnehmer mit Enthusiasmus und Herzblut die Zukunft von Cambrai-Fritsch-Kaserne, Jefferson- und Lincoln-Siedlung zwischen Bessungen und Eberstadt. Die Fachleute aus der Planung konnten für ihre Arbeit viele wichtige Impulse und Anregungen gewinnen.

Heute zogen die beiden Partner der Konversion in Darmstadt, die Stadt und die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) als Flächeneigentümerin ein erstes Fazit der Veranstaltung: „Die Umwandlung der US-amerikanischen Liegenschaften ist mit Sicherheit hinsichtlich der Größe der Flächen, der Komplexität der Planungsschritte und der Vielzahl der beteiligten Akteure eine der anspruchsvollsten Planungsprozesse in der jüngeren Stadtgeschichte. Mancherorts wäre dies vielleicht Grund genug, den Prozess scheinbar ungestört ohne die Öffentlichkeit zu betreiben. Nicht so in Darmstadt!“, stellten Hoffmann, Wenzel und Partsch fest. „Mit dem hier in der Konversion eingeschlagenen Darmstädter Weg erreichen wir eine vollkommen neue Qualität der Beteiligung von Bürgerinnen und Bürgern bei einer großen Planungsaufgabe, welche die Stadt über mehrere Jahre hinweg intensiv beschäftigt und bewegt.“

Dem schloss sich Katharina Zysk, Verkaufsteamleiterin der BImA, an: „Wir haben den Eindruck, die Meinung der Menschen hier vor Ort wird nicht nur ernst genommen, sondern die Bürgerinnen und Bürger sind ein echter Teil des Planungsablaufs. Die Bereitschaft der Teilnehmer an der Planungswerkstatt, sich durch Ideen, Vorschläge, Lob und Kritik in die Planungen einzubringen, haben wir als sehr positiv empfunden. Das wird der Akzeptanz der künftigen Nutzung der Fläche sicher zu Gute kommen.“

Die erste Planungswerkstatt war Teil des formellen städtebaulichen Wettbewerbverfahrens für die Cambrai-Fritsch-Kaserne und die Jefferson-Siedlung. Die Ergebnisse werden nun in der laufenden Rahmenplanung und im Verkehrsgutachten berücksichtigt. In Kleingruppen von jeweils acht Personen erarbeiteten die Teilnehmenden ihre Botschaften an die Planer. Im Vordergrund standen dabei Themen wie Mobilität und Vernetzung, sinnvolle Wohnformen, Identität und Image der neuen Quartiere, Freiraumgestaltung, die Belange bestimmter Nutzergruppen (Kinder, Jugendliche, ältere Menschen, Familien, Singles etc.) sowie soziale Infrastruktur und Versorgung.

Am Ende der Veranstaltung enthielten die 25 Pinwände in der Aula der Lichtenbergschule eine Fülle von Hinweisen und Beiträgen der Bürgerschaft. Die sorgfältige Dokumentation durch das begleitende Moderationsteam des Büros cg konzept aus Freiburg wird nun einige Wochen in Anspruch nehmen. Alle Vorträge des Wochenendes werden bereits in den nächsten Tagen auf der Homepage der Stadt eingestellt.

„Gestaltet Eure Stadt!“ war der Aufruf – „Quartiere für alle. Mit Visionen für morgen“ lautete das Motto der vergangenen Tage. Wie sich gezeigt hat, legt die beteiligte Bürgerschaft großen Wert auf den Interessensausgleich und eine gute Mischung aller Planungsfacetten bei der anstehenden Fertigstellung der Rahmenplanung. Dies gilt für soziale und generationsübergreifende Belange ebenso wie für Bautypen, Wohn- und Eigentumsformen. Generationsübergreifendes Denken, nicht nur beim Wohnen, war ein viel besprochener Punkt. Gemeinschaftliche Wohnprojekte sollen angemessene Berücksichtigung finden.

Mit dem Bestand soll, wo er erhaltenswert oder denkmalgeschützt ist, sensibel umgegangen werden; das Nach-vorne-Denken und der Blick in die Zukunft stand jedoch für die meisten im Vordergrund.

Exemplarisch für viele Aussagen war auf einer Pinwand zu lesen: „Kein oben, kein unten“. Dies meint die infrastrukturelle und soziale Vernetzung des gesamten Südareals der Konversionsflächen untereinander und die Schaffung von Verbindungen in die umliegenden Grünbereiche mit dem Naturschutzgebiet Bessunger Kiesgrube und der Ludwigshöhe. Landschaft und Freiflächen sollen erlebbar werden, um die Lage der Quartiere als „Schatz zu heben“.

Zum Thema Verkehrserschließung lautete der Leitsatz: „Durchgängigkeit, aber kein Durchgangsverkehr“. Große Zustimmung und Interesse fand der Vorschlag einer Verlängerung der Straßenbahnlinie 3 und die Schaffung einer weiteren Haltestelle für die Lincoln-Siedlung an der Straßenbahnlinie nach Eberstadt. Dass die Flächen ein innovatives Mobilitätsmanagement benötigen, um sie in einem verkehrlich schon stark belasteten Umfeld zu erschließen, wurde ebenso häufig geäußert. Auch der Wunsch nach einer frühen Öffnung der Cooperstraße wurde erneut geäußert und wird von BImA und Stadt nochmals aufgegriffen.

Eine große Rolle spielten die zu schaffenden Mittelpunkte der neuen Siedlungen: Selbstverwaltete Räume, soziale Treffpunkte und eine angemessene Versorgung waren formulierte Ansprüche.

OB Hoffmann stellte zu den Ergebnissen fest: „Uns sind zwei Dinge wichtig: Erstens wollen wir, dass die Bürgerinnen und Bürger verstehen, wie Konversion konkret abläuft. Das schafft Vertrauen. Dann kann man nachvollziehen, warum welcher Planungsschritt wie lange dauert und wo es auch einmal Probleme geben kann. Zweitens sollen die Darmstädterinnen und Darmstädter schon heute beginnen können, sich mit ihren neuen Wohngebieten zu identifizieren. Das kann nur den Fall sein, wenn sie mitwirken, die so genannten „Black Boxes“ in die Stadt zu holen.“

Dem schloss sich Stadtrat Wenzel an: „Exakt darauf – auf eine gläserne Planung und die Konversion als Gemeinschaftsprojekt der Bürgerschaft – zielen wir ab. Deshalb werden der Ersten Planungswerkstatt im Jahr 2010 zwei weitere folgen, die in den Prozess so eingetaktet sind, dass die Planungsbüros bis zum Abschluss des städtebaulichen Wettbewerbs immer im Kontakt mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmer vom Wochenende bleiben. Am Ende steht ein Ergebnis, das Vorbildcharakter haben soll. Der Darmstädter Weg in der Konversion schafft Quartiere aus der Bürgerschaft für die Bürgerschaft.“

Besonderen Wert legt Stadtrat Partsch dabei auf drei Merkmale: „Echte Beteiligung bedeutet für uns, allen Bevölkerungsgruppen die Möglichkeit zu eröffnen, ihre Interessen einzubringen. Wir haben bereits heute eine starke Nachfrage nach neuen Wohnformen und gemeinschaftlichen Wohnprojekten, die auf den Konversionsflächen ihren Platz finden sollen. Die Planungswerkstätten sind ein guter Weg, damit diese Ideen von Anfang an im Prozess mitgenommen werden. Außerdem ist uns ein besonderes Anliegen dem gesellschaftlichen Ausschluss und der Bildung von sozialen Brennpunkten von vorneherein zu begegnen. Auch dazu lieferten die Veranstaltungen einen Beitrag, indem Nutzungsschwerpunkte und Infrastrukturfragen mit der Bürgerschaft, also mit der möglichen künftigen Bewohnerschaft selbst, diskutiert wurden.“

„Als Grundstückseigentümerin hat die BImA ein großes Interesse, an einer zügigen Überplanung der Konversionsflächen in Darmstadt. Durch die Unterstützung bei Veranstaltungen wie der Planungswerkstatt, bei der in einem so frühen Stadium bereits die Bürgerinnen und Bürger beteiligt werden, wollen wir unseren Beitrag dazu leisten“, ergänzt Katharina Zysk.

An das Ende ihres Resümees stellten alle vier Gesprächsteilnehmer jedoch einen anderen Punkt: Den Dank an alle Teilnehmer, die organisierende Verwaltung und die Planungsbüros für ihr Engagement. Dies sei in jeder Hinsicht nicht selbstverständlich, sondern vielmehr ein Zeichen dessen, wie spannend der Konversionsprozess in Darmstadt für jeden ist, der daran teilnehmen kann und darf.

Die Teilnehmer der ersten Planungswerkstatt Konversion werden zur nächsten Planungswerkstatt im ersten Quartal 2011 eingeladenen, bei der die Vorstellung des Rahmenplans im Vordergrund stehen wird.

Quelle: Stadt Darmstadt – Pressestelle – Pressedienst


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