h_da-Verkehrsexperten beraten Südafrika zur Fußball-Weltmeisterschaft 2010

Teilen

Hochschule DarmstadtDas Gelingen der Fußballweltmeisterschaft 2010 in Südafrika hängt entscheidend von der zur Verfügung stehenden Verkehrsinfrastruktur ab. Noch fehlt es in den beteiligten Städten jedoch vielerorts an öffentlichen Transportangeboten oder ausgebauten Straßen. Die Ausrichter sind daher derzeit unter Hochdruck dabei, die Infrastruktur auf die erwarteten Besucherströme zu und von den Spielstätten vorzubereiten. Die „Transportation Management Group“ der südafrikanischen Provinz Eastern Cape wird dabei beraten von einer dreiköpfigen Expertengruppe aus Hessen. Hierzu gehören Prof. Dr.-Ing. Jürgen Follmann und Prof. Dr.-Ing. Klaus Habermehl vom Fachbereich Bauingenieurwesen der Hochschule Darmstadt sowie Ltd. Baudirektor a.D. Walter Lüders.

Heute abgeschlossen hat die „Transportation Management Group“ des Eastern Cape eine einwöchige Besichtigung, Leitstellen des Straßenverkehrs, der Polizei und des öffentlichen Personentransports sowie des Stadions in Frankfurt. Die hessischen Berater begleiteten die sechsköpfige südafrikanische Delegation unter der Führung der Ministerin für Transport, Sicherheit und Verbindungen in Eastern Cape (MEC), Ghishma Gloria Barry, daneben auch zu einem Gespräch im niedersächsischen Wirtschafts- und Verkehrsministerium sowie zu einem Bundesligaspiel in der Frankfurter Commerzbank Arena.

Bereits seit 2005 bestehen konstruktive Kontakte zwischen den Darmstädter Wissenschaftlern und den südafrikanischen Verkehrsplanern. Damals beteiligten sich die beiden h_da-Bauingenieure an den Untersuchungen zum Confederations Cup in Deutschland. Seitdem hat sich die Zusammenarbeit zum beiderseitigen Nutzen immer weiter vertieft. Derzeit wird die hessische Beratergruppe in Südafrika unterstützt von Karin Molitor, h_da-Masterstudentin im Bauingenieurwesen mit Schwerpunkt Verkehr. Molitor verbringt derzeit ein Auslandsemester an der Nelson Mandela Metropolitan University in Port Elizabeth (Eastern Cape). In der Millionenstadt, etwas größer als München, werden im neuen „Nelson Mandela Bay Stadium“ während der Fußball-Weltmeisterschaft neun Spiele ausgetragen werden. Gebaut vom gleichen deutschen Architekturbüro orientiert sich dieses Stadion am 2006 fertig gestellten Frankfurter WM-Stadion.

Prof. Dr. Klaus Habermehl „Die Entwicklung der Verkehrsinfrastruktur in Südafrika zu begleiten hat uns weitere wertvolle Erfahrungen eingebracht. Der im Vergleich zu Deutschland ganz andere infrastruktuelle Entwicklungsstand hat uns bei unseren Konzepten vor neue Herausforderungen gestellt und fachlich weiter vorangebracht. Davon profitieren insbesondere unsere Studierenden. Anhand hochaktueller Beispiele und neuester Erkenntnisse können wir ihnen die internationale Dimension der Verkehrsplanung vermitteln. – Eine Zusatzkompetenz für ihr späteres Berufsleben.“

Das Eastern Cape gilt als eine der wirtschaftlich schwächeren Provinzen in Südafrika. Zehn Prozent des weitläufigen Straßennetzes sind hier asphaltiert, ein Schienennetz nur vereinzelt vorhanden. Auf den Gleisen werden in erster Linie Güter transportiert, Personenverkehr wird nur wenig angeboten. Dies gilt auch für den von Minibussen dominierten Öffentlichen Nahverkehr und den Gebrauch von Fahrrädern. Ohne Auto gehen die Bewohner des Eastern Cape auch außerorts große Strecken zu Fuß. Unfallzahlen sind allgemein sehr hoch.

Die Beratung der hessischen Verkehrsexperten setzte insbesondere an den fehlenden Strategien zur Umsetzung vorhandener planerischer Zielvorstellungen im Eastern Cape an. Konkret vorgeschlagen wurden beispielsweise:

  • die Bildung eines Verkehrsverbundes nach dem Vorbild des RMV mit dem Einschluss verschiedener Transportsysteme inklusive der Taxifirmen, einer verlässlichen Fahrplangestaltung und Mobilitätszentralen
  • die Revitalisierung von vorhandenen Eisenbahnstrecken und Verbesserungen im Straßennetz
  • die Bereitstellung allgemeiner Informationen zu den Spielstätten und relevanten öffentlichen Plätzen
  • die Verbesserung kontinuierlich aktueller Verkehrsinformationen

Eine wichtige Rolle spielte bei den Gesprächen auch die nachhaltige Nutzung der für die Fußball-WM gebauten Verkehrsinfrastruktur. So soll durch die jetzt eingeleiteten Projekte die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer verbessert, der Radverkehr und die ländliche Entwicklung über kostengünstige Straßen gefördert werden.

Das hessische Projektteam strebt auch über die Fußball-WM hinaus eine Partnerschaft mit der Nelson-Mandela-University in Port Elizabeth an. 

Quelle: Hochschule Darmstadt


Teilen