Wissenschaftsstadt Darmstadt erläutert Notwendigkeit und Vorgehensweise bei Wiesenmahd im Stadtgebiet

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Der Sommer geht in seine letzte Runde für dieses Jahr und pünktlich dazu können die Wiesen und Blühflächen in den Parks und im Darmstädter Stadtgebiet in den nächsten Wochen gemäht werden. Aus Sicht des Insektenschutzes könnte zwar auf die Mahd verzichtet werden, doch das geht langfristig zu Lasten der Pflanzenvielfalt. „Wiesenpflanzen haben sich im Zuge der Evolution auf die Beweidung und das Mähen eingestellt. Sie treiben schon bald nach der Mahd wieder aus und kommen manchmal sogar zu einer zweiten Blüte. Regelmäßiges Mähen verhindert den Aufwuchs von Strauch- und Baumsämlingen (Verbuschung) und sichert so die Erhaltung des Offenlandes“, erläutert Grünflächendezernent Michael Kolmer.

Für die Insekten, Vögel und Kleintiere bedeutet das Mähen jedes Mal eine radikale Veränderung ihres Lebensraums. Allein beim Mähen, Heuwenden und Pressen der Heuballen lassen viele Individuen ihr Leben. „Das Grünflächenamt setzt daher verstärkt auf insektenschonende Arbeitsweisen: Wurde bisher mit Kreisel- und Mulchmähern gearbeitet, kommen jetzt immer öfter Balkenmäher zum Einsatz. Für dieses Jahr steht der Kauf eines Ladewagens an, damit das Heu von den Wiesen abtransportiert werden kann“, so Kolmer. Ballenpressen sind in der Anschaffung sehr teuer und lohnen sich nur bei sehr großen Flächen. Das Grünflächenamt arbeitet daher mit hiesigen Landwirten zusammen, die mit ihren Maschinen und Geräten zum Einsatz kommen.

Der Zeitpunkt der Mahd ist ein wichtiger Baustein in einem nachhaltigen Wiesenmanagement. Er ist abhängig von dem Wiesentyp, der Bodenart und dem Witterungsverlauf. Der Termin für die erste Mahd sollte nicht zu früh erfolgen, damit der Samen der Wildblumen ausreifen und sich aussähen kann. Bei einer sehr frühen Mahd werden Blüten abgemäht, die für viele Insekten aber als Nahrungsquelle benötigt werden. Die Blätter und Stängel wiederum dienen Schmetterlingsraupen als Nahrung. Während Bienen und Hummeln andere Blüten aufsuchen können, sind Raupen und Puppen nicht in der Lage abzuwandern. Daher ist es wichtig, zu wissen, welche Tier- und Pflanzenarten auf einer Wiese leben. „Es haben dazu bereits erste Kartierungen durch das Grünflächen- und Umweltamt sowie die TU Darmstadt stattgefunden. Die Kartierungen werden in den nächsten Jahren fortgesetzt. Ziel ist, für jede Wiese ein optimales Pflegekonzept zu haben“, so Kolmer weiter.

Aber schon jetzt kann mehr Rücksicht auf Insekten und Kleintiere genommen werden: In dem die Wiesen nicht komplett gemäht werden, sondern Refugien gelassen werden. Diese Refugien bleiben ungemäht, so dass sich die Tiere dorthin flüchten können. Der Besatz an Raupen und Puppen reicht im optimalen Fall aus, um Populationen zu erhalten. Die Refugien können als Säume unter Bäumen und an Hecken gestaltet werden. Es können aber auch einfach Flächen oder Streifen auf der Wiese vom Mähen ausgenommen werden. Der Wiesenstreifen vor einem Gehölzdickicht bedeutet also nicht, dass die Gärtnerinnen und Gärtner unsauber gearbeitet haben, sondern dass bewusst ein Lebensraum für Insekten und Kleintieren erhalten wurde. Dabei wird angestrebt, 10 bis 30 Prozent der Fläche ungemäht zu lassen. Diese Flächen können dann im Herbst gemäht werden oder bleiben sogar über die Wintermonate stehen und bieten in der kalten Jahreszeit Schutz. „Es wird so ein mosaikartiges Raster erzeugt, das für den ein oder anderen vielleicht gewöhnungsbedürftig ist, da die nicht gemähten Flächen nicht immer den ästhetischen Ansprüchen der Menschen entsprechen. Für die Tiere ist es aber ihr Überlebensraum – ohne den sie sich nicht ernähren und fortpflanzen können“, erklärt Kolmer abschließend.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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