Luftbelastung durch Stickstoffdioxid sinkt deutlich

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WolkenDarmstadts Luft wird sauberer. Seit 2018 sinken die Belastungen durch Stickstoffdioxid an allen Messstellen im Stadtgebiet deutlich, diese Entwicklung hat sich 2019 und 2020 fortgesetzt. Auch die Passivsammler in der Hügel- und Heinrichstraße zeigen sehr positive Ergebnisse. Das haben jetzt Oberbürgermeister Jochen Partsch und Umweltdezernentin Barbara Akdeniz mitgeteilt.

„Das Jahr 2020 beginnt mit sehr guten Nachrichten für den Gesundheitsschutz der Darmstädterinnen und Darmstädter. Der 2018 entwickelte und verabschiedete Green-City-Plan mit seinen zahlreichen Maßnahmen etwa beim Ausbau des ÖPNV, der Stärkung des Geh- und Radverkehrs sowie der Reduzierung des Anteils des motorisierten Individualverkehrs entfaltet seine Wirkung“, erklärt OB Jochen Partsch. „Positiv fließen hier weitere Maßnahmen der Wissenschaftsstadt Darmstadt wie das 4×4 Programm zum Ausbau des Radverkehrs oder die Elektrifizierung der Busflotte der HEAG mobilo  ein – dies zeigen die nun vorliegenden Messwerte für Stickstoffdioxid.“

Besondere Relevanz für die Beurteilung der Luftqualität in Darmstadt haben die amtlichen Messstationen in der stark belasteten Hügelstraße sowie die Referenzmessstation in der Rudolf-Mueller-Anlage. Diese bilden die entscheidenden Messwerte für die Immissionsbelastung durch Luftschadstoffe wie Stickstoffdioxide in Echtzeit ab. Waren in 2015 an der Messstation Hügelstraße noch Jahresmittelwerte von über 60 µg Stickstoffdioxid pro Kubikmeter festgestellt worden, sanken diese 2018 bereits auf 49,6 µg/m3 im Jahresmittelwert.

Diese rückläufige Entwicklung setzte sich 2019 fort – beschleunigt durch den Green-City-Plan und weitere Maßnahmen der Luftreinhalteplanung wie Tempo 30, Parkraumbewirtschaftung und vieles mehr. 2019 konnte mit 38,4 µg Stickstoffdioxid pro Kubikmeter die erste Jahresmittelgrenzwertunterschreitung seit Bestehen des Jahresmittelgrenzwertes für Stickstoffdioxid (40 µg/m3/Einführung 2010) verkündet werden.

„Auch 2020 hielt diese für die Gesundheit der Bürger und Bürgerinnen erfreuliche Entwicklung an“, betont Umweltdezernentin Akdeniz. Im Jahresmittel wurden an der amtlichen Messstation Hügelstraße nur noch 27,5 µg/m3 Stickstoffdioxid gemessen – eine Größenordnung, die der in Darmstadt für viele Jahre verzeichneten Hintergrundbelastung in der Rudolf-Mueller-Anlage entspricht. Auch diese Hintergrundbelastung hat sich in den vergangenen Jahren deutlich reduziert (2015: 25 µg/m3, 2020: 17 µg/m3).  „Dies zeigt, dass die ergriffenen Maßnahmen der Wissenschaftsstadt Darmstadt nicht nur in den besonders betroffenen Straßenabschnitten wie Hügel- und Heinrichstraße wirksam sind, sondern im gesamten Stadtgebiet positiven Einfluss auf die Luftqualität haben“, so Akdeniz.

Auch die beiden Corona-Lockdowns im vergangenen Jahr haben Auswirkungen auf die Verkehrsstärke und damit die Luftbelastung in der Hügel- und der Heinrichstraße gehabt. Fuhren 2019 monatlich von Juni (Beginn der Erfassung) bis Dezember jeweils zwischen 160 000 und 500 000 Fahrzeuge in der Hügelstraße (Mittelwert: 360 000 Fahrzeuge), lag dieser monatliche Mittelwert im gesamten Jahr 2020 bei 295 000 Fahrzeugen (ein Rückgang um 20 Prozent).
Die Anzahl der Stundengrenzwertüberschreitungen (200 µg/m3) bilden diese Entwicklung ebenfalls deutlich ab: 2016 waren noch 28 Überschreitungen des Stundengrenzwertes – bei 18 zulässigen pro Jahr – zu verzeichnen; 2017 waren es sechs, 2018 drei, 2019 eine.  2020 gab es gar keine Stundengrenzwertüberschreitung.

„Relevant für die Bewertung der Immissionsbelastung – also die Belastung der Bürger und Bürgerinnen mit Luftschadstoffen – sind neben den amtlichen Messstationen aber auch die sogenannten Passivsammler“, erläutert Umweltdezernentin Akdeniz. „Diese wurden nach Modellversuchen und Berechnungen des Umweltministeriums Hessen (HMUKLV) bzw. des Hessischen Landesamtes für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) an den beiden besonders belasteten Straßenabschnitten der Heinrich- und der Hügelstraße angebracht und waren maßgeblich für die Einführung von streckenbezogenen Verkehrsbeschränkungen für ältere PKW und LKW speziell in der Heinrichstraße“, so Akdeniz.

Auch die Passivsammler-Ergebnisse zeigten eine positive Entwicklung. Wurden am Passivsammler in der Heinrichstraße (DaHe2) im Jahresmittel 2016 noch 59,8 µg Stickstoffdioxid pro Kubikmeter festgestellt, sank dieser Wert 2019 bereits im Jahresmittelwert 2019 auf 42,2 µg/m3. Wird gesondert die zweite Jahreshälfte 2019 betrachtet (seit Juni 2019 gelten die Verkehrsbeschränkungen) wurde bereits im zweiten Halbjahr 2019 der Jahresmittelgrenzwert (38,2 µg/m3)  eingehalten. Diese Tendenz erfüllte sich 2020 mit einem Jahresmittelgrenzwert von 31,7 µg/m3, was eine deutliche Unterschreitung der Grenzwerte für die Belastung mit NO2 bedeutet.

Der andere dauerhaft vom HLNUG überwachte Passivsammler ist DaH8. Dieser bildet einen expliziten Sonderstandort mit besonders hohen Belastungen durch Stickstoffdioxid aus dem Verkehr im Rampenbereich der Tunnelausfahrt Hügelstraße Richtung Karlstraße ab. Hier wurden im Jahresmittel 2016 noch 75,9 µg Stickstoffdioxid pro Kubikmeter festgestellt, dann sank dieser Wert 2019 bereits im Jahresmittelwert deutlich auf 54,7 µg/m3 – ein Rückgang, der in Hessen einmalig ist. Wird wieder gesondert die zweite Jahreshälfte 2019 betrachtet, lag der Wert bei 48,8 µg/m3. Und im vergangenen Jahr wurde an DaH8 im Jahresmittel eine Belastung mit Stickstoffdioxid von 41,9 µg/m3 festgestellt.

„Mit den vorliegenden, amtlichen Daten ist in jedem Fall festzustellen, dass die Luft in Darmstadt 2020 weiter deutlich besser geworden ist. Selbst am Passivsammler in der Hügelstraße, der eine Belastungsspitze abbildet ist erneut ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen. Die hier im Jahresmittel 2020 gemessenen 41,9 µg Stickstoffdioxid pro m3 entsprechen nur mehr einer geringfügigen Überschreitung des Grenzwertes. Das bestätigt die Luftreinhaltemaßnahmen und damit die Umweltpolitik der Wissenschaftsstadt Darmstadt und ist ein großer Erfolg unserer gemeinsamen Anstrengungen für saubere Luft. Auch der Rückgang der Verkehrsmenge und die Veränderungen im Arbeitsleben als Folge der Covid-19-Maßnahmen tragen einen Teil dazu bei“, erklärt Barbara Akdeniz.

„Mit den vorliegenden Messwerten ist klar, dass eine weitere Ausdehnung der seit 2019 geltenden Verkehrsbeschränkungen weder notwendig noch verhältnismäßig wäre“, betont Oberbürgermeister Jochen Partsch. „Der erkennbare Rückgang der Belastung durch Stickstoffdioxid an allen Messstellen verdankt sich vor allem den vielen Maßnahmen des Green-City-Plans, der Förderung des Umweltverbundes, den Verkehrsbeschränkungen des Luftreinhalteplans und ihrer Kontrollen. Wir werden die Verkehrsbeschränkungen beibehalten, bis an allen Messpunkten gesichert ist, dass ihre Aussetzung nicht erneut zu Überschreitungen führen würde. Die Luftreinhaltung bleibt eine wichtige Aufgabe. Neben dem Gesundheitsschutz gehören auch Verkehrssicherung und Förderung des Umweltverbundes – und damit Klimaschutz – zu unseren Zielen. Wichtig hierbei sind auch Kontrollen der Verkehrsbeschränkungen, die wir intensivieren werden.“

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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