Kunstdepot: Magistrat beschließt Neubau für die städtische Kunstsammlung

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In seiner jüngsten Sitzung hat der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt einen Neubau für die städtische Kunstsammlung und die Archive der Stadt auf einem Grundstück an der Mainzer Straße 83 beschlossen.

„Die städtische Kunstsammlung umfasst insgesamt etwa 30.000 Objekte. Nur ein kleiner Teil davon ist im Museum Künstlerkolonie ausgestellt, der Großteil lagert an verschiedenen Orten, die den sicherheitstechnischen und raumklimatischen Anforderungen zur dauerhaften Aufbewahrung überhaupt nicht entsprechen. Somit ist der Fortbestand der Kunstsammlung durch die aktuelle Situation akut gefährdet. Wir brauchen als Kulturstadt Darmstadt also dringend ein modernes und technisch entsprechend ausgerüstetes Gebäude, um das städtische Kulturgut heute und langfristig für künftige Generationen zu bewahren“, erläutert Oberbürgermeister und Kulturdezernent Jochen Partsch.

Auch Archivalien des Stadtarchivs, des Internationalen Musikinstituts und des Jazz-Instituts befinden sich aktuell in verschiedenen angemieteten Räumen, die nicht den empfohlenen Standards und Regeln für Archive oder Bibliotheken entsprechen. Somit ist auch der Fortbestand dieser Objekte bedroht.

Der größte Anteil an Gemälden und Objekten der städtischen Kunstsammlung lagert momentan in einer angemieteten Halle in Dieburg. Der Mietvertrag wurde durch den Vermieter gekündigt. Da es keine alternativen Mietobjekte am Markt gibt, hatte der Vermieter sogar angeboten, eine eigene Halle an anderer Stelle für die Stadt Darmstadt zu bauen und an diese zu vermieten.

Kulturdezernent Partsch erklärt jedoch die Notwendigkeit für einen eigenen städtischen Neubau: „Da es in der Natur und Zweckbestimmung von Archiven und Sammlungen begründet liegt, dass diese ständig wachsen, rechnen wir auch in den kommenden Jahren mit einem deutlichen Zuwachs an Objekten in den städtischen Kultureinrichtungen, auch durch Nachlässe, Übernahmen oder Übereignungen – dazu zählen beispielsweise auch die Bestände des Kunstarchivs und des Instituts für Neue technische Form. Das heißt, es braucht nicht nur ein Gebäude, das den technischen Anforderungen und dabei vor allem auch den Klimazielen der Wissenschaftsstadt Darmstadt entspricht, sondern das zudem in der Lage ist, das steigende Volumen zu beherbergen. Nach intensiven Prüfungen stand am Ende das Ergebnis, dass die kumulierten Mietzahlungen und erforderlichen Eigenleistungen die Projektkosten für das Eigentum bereits nach 17 Jahren übersteigen und damit ein eigener städtischer Bau wirtschaftlicher ist, als diese großen Mengen an Objekten und Schriftstücken dauerhaft in angemieteten Räumlichkeiten aufzubewahren.“

„Der Neubau wird aber nicht nur die Objekte künftig fachgerecht und nachhaltig sichern, sondern auch beispielhaft für modernes ökologisches Bauen im Einklang mit den Ressourcen sein und ganz klar den Klimazielen der Wissenschaftsstadt Darmstadt entsprechen“, macht Partsch deutlich. „Die Passivhausbauweise, die eigene Photovoltaik-Anlage auf dem Gründach des Gebäudes und die extrem fundierte und ausgefeilte Gestaltung der technischen Gebäudeausrüstung machen unser Kunstdepot mindestens klimaneutral“, führt Partsch weiter aus.

Um das Kulturgut der Städtischen Kunstsammlung dauerhaft zu erhalten, benötigt diese, wie jede andere Sammlung nach den internationalen Museumsstandards auch, konstante raumklimatische Verhältnisse von 20 Grad Raumtemperatur und 50 Prozent relativer Luftfeuchte bei möglichst geringem Luftwechsel im Gebäude. Dieses Raumklima erzeugt nach Hochrechnung üblicherweise einen Energiebedarf von 1.125.000 kWh (oder 485 Tonnen CO2) pro Jahr. Das von der DSE entwickelte Objekt wird lediglich etwa 100.000 kWh Energie benötigen. In etwa die gleiche Menge (bis zu 116.000 kWh) wird an Solarstrom jährlich durch die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Gebäudes erzeugt. Trotz der genannten hohen raumklimatischen Anforderungen ist das Gebäude im Betrieb damit klimaneutral oder besser (bis zu -9 Tonnen CO2 pro Jahr).

Die Photovoltaik-Anlage wird durch die entega bzw. die e-netz als Versorger und Netzbetreiber errichtet. Die Stadt pachtet die Anlage inklusive der Wartung durch ihren Versorger, speist die gewonnene Energie in das Hausnetz ein und stellt dem Stromnetz überschüssige Energie zur Verfügung.

Filme, Dias oder Negative müssen bei maximal 10 Grad Raumtemperatur aufbewahrt werden, somit benötigt das Gebäude eine eigene Kühlzelle als Haus im Haus. Da herkömmliche Kältemittel einen hohen GWP-Wert (global warming potential) aufweisen, wird hier das natürliche Kältemittel CO2 (R744 CO2) mit einem GWP von 1 eingesetzt. Die Abwärme, die beim Kühlen zwangsläufig entsteht, wird entweder in einen Pufferspeicher geschoben oder direkt zum Heizen der übrigen Gebäudeteile genutzt. Eine komplexe Gebäudeautomation überwacht durchgehend das Raumklima und die verschiedenen technischen Komponenten des Gebäudes und minimiert die einzusetzende Energie im Betrieb.

Das für den Neubau vorgesehene Grundstück (Darmstadt, Flur 6, Flurstück 33/5)  befindet sich im Besitz der Stadt und ist derzeit minder- bzw. nicht genutzt. Die Bestandsbauten sind baufällig und müssen abgerissen werden. Ein Teil des Flurstücks wird für die Verlängerung der Pfnorstraße vorgehalten. Der geplante Neubau Kunstdepot reagiert auf die mögliche Straßenerweiterung, hält Abstand zu den benötigten Flächen und nutzt das verbleibende eigene Grundstück optimal aus. Gleichzeitig werten Gebäude und Nutzung die gesamte städtebauliche Situation entlang der Mainzer Straße auf.

Baubeginn für das Kunstdepot ist für Juli 2021 und die Inbetriebnahme für März 2023 geplant.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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