Erzengel Michael 2020: Klares Bekenntnis zur Freiheit der Kunst und dem Friedensplatz

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Erzengel Michael 2020 von Georg-Friedrich WolfDer Friedensplatz wird zur Freiluft-Galerie: Oberbürgermeister Jochen Partsch enthüllt dort am Samstag, 22. August 2020, um 12 Uhr, symbolisch die im Rahmen des Corona-Lockdowns entstandene Großplastik ‚Erzengel Michael 2020‘ des Darmstädter Bildhauers [[Georg-Friedrich Wolf]] für eine temporäre Ausstellung. Der Künstler selbst wird dazu eine Interpretation seines Werkes geben.

„Mit der Entscheidung zur Aufstellung des Engels geben wir ein klares Bekenntnis zur Freiheit der Kunst und zum Friedensplatz, als einem offenen Forum für Diskussionen und kulturelle Nutzungen“, erläutert Oberbürgermeister Jochen Partsch den Hintergrund der Aktion. „Ich bin froh, wenn wir mit diesem außergewöhnlichen Werk, das in seiner Entstehung eng mit unserer Stadt und den nach wie vor dramatischen Entwicklungen in der Welt verknüpft ist, den Betrachterinnen und Betrachtern einen Impuls zum Nachdenken geben können. Die Bürgerinnen und Bürger, die Herrn Wolf ihre Materialspenden geliefert hatten, können nun erleben, wie daraus ein abstraktes Kunstwerk erstanden ist. Es soll in seiner Form und seiner aktuellen Thematik zur Diskussion anregen und damit den Friedensplatz ein weiteres Mal zu einem kulturellen Ereignisraum in der Innenstadt machen.“

Der ‚Erzengel Michael 2020‘ ist ein Werk des Künstlers Georg-Friedrich Wolf, der nach einem Aufruf an die Bürgerinnen und Bürger, Metallteile zur Realisierung des Entwurfes zu spenden, eine großformatige Figur geschaffen und der Stadt für eine temporäre Aufstellung als persönliche Leihgabe angeboten hat. Sie ist eine Reaktion auf die dramatischen Folgen der Corona-Krise und soll in ihrer Abstraktion an den Erzengel als Beschützer und Trostspender erinnern und zugleich ein Zeichen der Versöhnung setzen. Nachdem die Kunstkommission der Stadt das Werk begutachtet und den Vorschlag einer temporären Aufstellung auf dem Friedensplatz mehrheitlich begrüßt und die Bauaufsicht eine Prüfung vorgenommen und die Genehmigung zur Aufstellung vor dem Institut für Neue technische Form (INTeF) erteilt hat, entschied Oberbürgermeister Jochen Partsch, die Idee zur realisieren.

Der Künstler Wolf selbst erläutert die Hintergründe seines Werks so: Der Aufruf „ihr Alteisen“, zum Teil mit persönlicher Geschichte, zu spenden, bringt hunderte von Objekten des industriellen, oder wie der Künstler sagt, des „eisernen“ Alltags in sein Atelier in der Halle 109. Einfache Gegenstände zwischen Leben und Tod, Krieg und Frieden, die unsere Kultur ausmachen, fügt Wolf zu einer großen „chaotischen“ Wolke zusammen. Die Ereignisse der Pandemie überschlagen sich und weitere „Geschichten“, darunter auch solche der eigenen Vorfahren des Künstlers, Winzer in Aserbaidschan, treffen im Atelier ein: es sind Dauben historischer Weinfässer aus dem Kaukasus. Mit ihnen abstrahiert Wolf den Flügel des Engels gegen die Seuche in einer filigranen Stahlkonstruktion. Ein historischer Brückenträger, den der Künstler aus einem Abriss birgt, trägt den Flügel aus Fassdauben in die Höhe. Und auch das machtvolle Schwert, mit dem der Erzengel Michael der Legende nach die justinianische Pest besiegte, kommt in Form eines ausrangierten Mähbalkens ins Atelier.

Der Erzengel Michael, wie er auf der Engelsburg in Rom zu sehen ist, inspirierte den Stahlbildhauer in der Phase des Corona Lockdowns zu seiner 7 Meter hohen und 3,5 Tonnen schweren Assemblage. Zwischen Aktionskunst und Nouveau Réalisme nimmt Wolf Bezug auf unsere gegenständliche Welt und die Wirklichkeit der Industriegesellschaft. Der Schrott unseres Wohlstands – der Sicherheit, in der wir uns in unserer technikgläubigen Welt wähnen – wird Sinnbild der Hybris des Menschen. In einer „Action Spectacle“ von nur wenigen Wochen, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern, die das Material der Skulptur stiften, erschafft Wolf ein Denkmal der Pandemie, das „sowohl die bedrohlich wie schützend wirkenden Elemente unserer Gesellschaft verbindet; und uns auffordert, unsere Welt zu klären, uns neu zu orientieren.

Ein besonderer Dank gilt dem Institut für Neue Technische Form (INTeF) als Veranstalter, das sich als Initiator sehr für die Aufstellung der Skulptur vor seinen Räumlichkeiten engagiert hat und bei der Umsetzung und Realisierung mitgewirkt hat.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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