Erstmals 51,5 Millionen Fahrgäste – Positiver Nachfragetrend bei HEAG mobilo setzt sich fort

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51,5 Millionen Fahrgäste nutzten 2018 die Busse und Bahnen der HEAG mobilo – knapp eine halbe Million mehr als im Vorjahr. Das belegen die Ticketverkäufe des Darmstädter Verkehrsunternehmens. Wesentlich für diese positive Entwicklung sind die weiterhin hohen Zuzugsraten in Darmstadt und der Region. Zudem steigt vor allem der Anteil der Dauernutzer deutlich.

Jahreskarten zu 60 Prozent Jobtickets
Hauptursache für den Trend zur Dauerkarte ist das Schülerticket Hessen sowie die kostenlose ÖPNV-Nutzung für alle Landesbediensteten. Zudem bieten inzwischen viele Firmen ihren Mitarbeitern eine finanzielle Unterstützung für die Fahrt mit Bussen und Bahnen. „Aktuell sind 60 Prozent aller Jahreskarten für Erwachse Jobtickets“, berichtet der Vorsitzende der Geschäftsführung der HEAG mobilo, Matthias Kalbfuss. Kalbfuss erwartet zudem, dass mit dem neuen Seniorenticket Hessen, das der RMV Ende des Jahres einführen will, die ÖPNV-Nutzung weiter steigen wird.

Finanzbedarf in den kommenden Jahren steigt
Trotz der positiven Nachfrage rechnet die HEAG mobilo in den kommenden Jahren mit deutlich höherem Finanzbedarf. „Unsere Betriebsleistung mit Straßenbahnen entspricht im Wesentlichen immer noch dem Stand von 2004. Da hat sich seit der neuen Trasse nach Kranichstein nicht viel geändert. Dagegen befördern wir heute 41 Prozent mehr Fahrgäste als vor zehn Jahren. Der ÖPNV kann einen wesentlichen Baustein zur Verkehrswende leisten, doch dafür müssen wir mehr Kapazitäten einsetzen und brauchen einen dichteren Takt. Das heißt mehr Fahrer und mehr Straßenbahnen. Das kostet!“, erläutert Kalbfuss die Situation.

Ideen für neues Tramnetz
Was das finanziell bedeutet, rechnet Michael Dirmeier vor: „Im Rahmen der Entwicklung des neuen Nahverkehrsplans haben wir einen Vorschlag für ein neues Netzkonzept eingereicht. Das beinhaltet unter anderem eine Ausweitung der Bedienzeiten in den frühen Morgen- und den späten Abendstunden sowie tagsüber einen durchgängigen Viertelstundentakt. Für eine solche Ausweitung benötigen wir etwa jährlich sechs bis sieben Millionen Euro zusätzlich“. Zwar erwartet das Verkehrsunternehmen dabei auch höhere Einnahmen, doch die schätzt die HEAG mobilo nur auf rund zwei bis drei Millionen Euro. Denn für den Darmstädter Mobilitätsdienstleister geht der Anteil aus dem Topf der Fahrgeldeinnahmen im Rhein-Main-Verkehrsverbund weiter zurück. „Zum einen liegt das an den neuen günstigen Tarifprodukten, zum anderen sinkt unser Erlösanteil, weil immer mehr Menschen weite Strecken pendeln. Wer zum Beispiel von Darmstadt nach Frankfurt zur Arbeit fährt, nutzt zwar unsere Verkehrsmittel, aber der größere Teil der Fahrtstrecke entfällt auf die Nutzung der S-Bahn. Dorthin geht dann auch der größere Teil der Fahrgelderlöse“, erläutert Kalbfuss. 2018 belief sich das Jahresergebnis der HEAG mobilo vor Verlustausgleich auf -33,5 Millionen Euro. Damit liegt das Defizit rund 4,8 Millionen höher als im Vorjahr.
Doch das Verkehrsunternehmen muss nicht nur größere Fahrgastströme bewältigen und im Verhältnis mit weniger Fahrgeldeinnahmen auskommen, sondern auch mit neuen technischen Entwicklungen Schritt halten. „Mit der Umstellung des Busbetriebs auf Elektromobilität und der fortschreitenden Digitalisierung im ÖPNV verändern sich unsere Arbeitsprozesse, aber auch unser Geschäftsfeld Mobilität insgesamt. Aktuell arbeiten wir an elf Digitalisierungsprojekten, für sieben davon erhalten wir eine Förderung – sie reichen von internen Prozessen wie digitale Rechnungstellung bis hin zu ergänzenden Mobilitätsangeboten wie On Demand-Verkehre mit autonom fahrenden Kleinbussen, z.B. in der Lincoln-Siedlung“, erläutert HEAG mobilo-Technik-Chef Michael Dirmeier.

Neue Straßenbahnen und weitere Elektrobusse
Als wesentlichen Baustein für den ÖPNV der nächsten Jahre sieht die HEAG mobilo die Beschaffung der neuen Straßenbahnen. Spätestens ab 2022 sollen die dann mehr als 30 Jahre alten Hochflurbahnen der Serie ST12 nach und nach ersetzt werden. „Die Beschaffung der ST15-Bahnen bedeuten die größte Investition in der Geschichte des Verkehrsbetriebs“, stellt Kalbfuss heraus. Ende des Jahres will das Unternehmen den Zuschlag für den Kauf der neuen Bahnen erteilen.
Der Systemwechsel auf Elektromobilität im Busbereich geht voraussichtlich schneller voran. Bereits 2020 sollen sechs weitere batteriebetriebene Elektrobusse nach Darmstadt kommen. Bis dahin soll auch der Betriebshof Böllenfalltor über die entsprechende Ladeinfrastruktur verfügen. Die Umbauarbeiten der Entega haben dazu bereits begonnen.

Schienen müssen erneuert werden
Ein wesentlicher Kostenfaktor ist seit Jahren der Erhalt des bestehenden Schienennetzes. Die letzten Jahre habe das Unternehmen durchschnittlich zehn Millionen Euro für den Erhalt seiner Schieneninfrastruktur aufgewendet. „Der Bedarf nimmt nicht zuletzt wegen steigender Baupreise der Tendenz nach weiter zu“, erläutert Kalbfuss. Darüber hinaus sind auch Streckenerweiterungen in der Diskussion, darunter im neuen Ludwigshöhviertel, in jüngster Zeit auch wieder die Straßenbahnverbindung nach Roßdorf.

Im Herbst Spatenstich für Lichtwiesenbahn
Konkret ist dagegen inzwischen der Bau der Lichtwiesenbahn. Auf dem Campus der Technischen Universität wird die HEAG mobilo im Herbst die Arbeiten für die Lichtwiesenbahn beginnen. „Die neue Linie 2 wird nicht nur den Wissenschaftsstandort stärken, sie bietet zudem große Chancen, die Entwicklung der Stadt insgesamt voranzubringen, das belegen alle bisherigen Streckenerweiterungen in unserem Netz“, zeigt sich der HEAG mobilo Chef überzeugt.

Verstärktes Personalmarketing
Ein weiteres Thema, das sich die HEAG mobilo auf die Fahnen geschrieben hat, ist ein verstärktes Personalmarketing. Denn nicht nur Busfahrer fehlen dem Mobilitätsdienstleister, sondern auch Ingenieure für Erhalt und Planung der Gleistrassen, IT-Experten für den Ausbau der Digitalisierung sowie Fachkräfte aus Industrie und Handwerk für die Arbeiten in den Werkstätten. „Wir haben altersbedingt Personalabgänge, aber wir brauchen auch zusätzliche Mitarbeiter, um den ÖPNV in der Region weiter voranzubringen zu können. Deshalb werden wir für unsere offenen Stellen stärker werben als bisher. Im letzten Jahr haben wir 64 Stellen neu besetzt. Aktuell haben wir mehr als 20 Jobs zu vergeben“, erläutert Kalbfuss.

Werbung auf Linienfahrzeugen
Wie vielfältig die Tätigkeiten bei der HEAG mobilo sind, zeigen drei Fahrzeuge der HEAG mobilo, die ab sofort im Stadtbild für die offenen Stellen im Verkehrskonzern werben. Ein buntes Liniennetz überzieht die Fahrzeuge mit der hellorangen Grundfarbe, die viele schon vom AirLiner kennen. Die im Netz eingezeichneten Haltepunkte benennen verschiedene Tätigkeitsbereiche im Verkehrskonzern. „Das reicht von A wie Arbeitssicherheit bis V wie Verkehrsleitstelle. Insgesamt sind auf den Linienfahrzeugen mehr als 60 Arbeitsbereiche genannt, die unser Aufgabenspektrum widerspiegeln“, informiert Kalbfuss. Welchen Personalbedarf die HEAG mobilo aktuell hat, zeigen jeweils die farbigen Flächen auf den Fahrzeugen. „Für eine höhere Aufmerksamkeit werden die Farben jeweils mit den neuen Stellenangeboten wechseln“, erläutert Kalbfuss das Konzept. Doch auch sonst will die HEAG mobilo in der Personalakquise neue Wege gehen: A m 19. Oktober wird es erstmals am Böllenfalltor einen Bewerbertag geben. Der wird sich speziell an berufserfahrene Fachkräfte aus Industrie- und Handwerk richten. „Die Arbeit bei uns ist in vielerlei Hinsicht gesellschaftlich sinnvoll, in vielen Bereichen zudem abwechslungsreich und innovativ. Darüber hinaus ist der ÖPNV ein Wachstumsmarkt“, werben beide Geschäftsführer für die Arbeitsplätze am Böllenfalltor.

Quelle: HEAG mobilo GmbH


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