100 Jahre Moderne in Hessen: neuer Architekturführer vorgestellt

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Gemeinsam mit der hessischen Wissenschaftsministerin Angela Dorn haben die Herausgeber Prof. Dr. Kai Buchholz vom Fachbereich Gestaltung der Hochschule Darmstadt (h_da) und Prof. Philipp Oswalt von der Universität Kassel sowie der Verlag Jovis am Mittwoch, 31. Juli 2019, den Architekturführer „100 Jahre Moderne in Hessen – von der Reichsgründung bis zur Ölkrise“ am Fachbereich Gestaltung der h_da auf der Mathildenhöhe präsentiert. Auf fast 600 Seiten und mit gut 500 Fotografien und Abbildungen zeigt der Band 160 repräsentative Bauten Hessens. Das Projekt wurde vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst gefördert.

Vielen gelten Flachdach, weiße Fassaden und große Glasflächen, also der sogenannte Bauhausstil, als Kennzeichen moderner Architektur. Zum 100-jährigen Jubiläum der international beachteten Institution rückt der ambitionierte Architekturführer diese nach Ansicht der Herausgeber einseitige und verkürzte Sichtweise zurecht. Er erzählt die tatsächliche Geschichte am Beispiel von 160 repräsentativen Gebäuden in Hessen. Der gewählte Zeitraum (1871–1973) mag zunächst überraschen, soll aber gerade dadurch Neugier und Aufmerksamkeit wecken. Zudem erlaubt er es, klischeehafte Geschichtsbilder zu korrigieren und wesentliche Entwicklungen zu thematisieren, die nicht nur von regionalgeschichtlichem Belang sind.

Wissenschaftsministerin Angela Dorn: „Das Bauhaus wollte nichts Geringeres, als ‚die Welt neu denken‘ – und zwar im Sinne der Menschen. Wie Kunst und Architektur dazu beitragen können, war dabei eine ganz elementare Frage. ‚100 Jahre Moderne in Hessen‘ zeigt, wie dieser Ansatz konkret in unserem Bundesland umgesetzt wurde, der Reichtum moderner Architektur ist beachtlich. Gleichzeitig ermöglicht die Publikation einen neuen Blick auf alltägliche Begleiter in unserem Umfeld. Ich bin sicher, dass so manches Detail, das sich hinter der Fassade verbirgt, für Überraschung sorgt. Ein schönes Projekt, das wir sehr gern unterstützt haben.“

h_da-Präsident Prof. Dr. Ralph Stengler: „Dieser Architekturführer stellt die Bedeutung der Gebäude für seine Nutzerinnen und Nutzer in den Vordergrund. Er macht uns Angebote, die baulichen Besonderheiten in unserem Lebensumfeld zu entdecken und zu begreifen. Die Texte sind dabei nicht in Fachsprache verfasst, sondern bleiben verständlich und lebensnah. Die historischen und aktuellen Fotografien, aber auch die Grundrisse schaffen bildliche Eindrücke. Es ist tatsächlich ein Führer im besten Wortsinn. Als Präsident der h_da bin ich stolz, dass ein solches Projekt maßgeblich aus unseren Reihen geplant und umgesetzt wurde. Seien es Recherche, Texte, Fotografien oder die Bildbearbeitung, an der Studierende sehr emsig mitgewirkt haben.“

Prof. Dr. Kai Buchholz: „Wir haben versucht, in diesem Architekturführer Gründlichkeit, Detailreichtum und Allgemeinverständlichkeit zusammenzuführen. Was ihn aus unserer Sicht besonders macht, ist, dass die Beziehung zwischen Mensch und Gebäude im Mittelpunkt steht. Das spiegelt sich schon im Konzept des Buchs mit der Gliederung nach 20 Bautypen wider. So rücken immer bestimmte Lebensbereiche in den Fokus. Die Frage ist: Was kennzeichnet humane Architektur unter den modernen Lebensbedingungen?“

Die Leserinnen und Leser erfahren etwas über die Architektinnen und Architekten und die Ideen, die sie mit den Gebäuden verfolgt haben, über Erstentwürfe und Ausführungsplanungen, Baustoffe, Gestaltungselemente und Nutzungen der Gebäude. Die besprochenen Objekte gliedern sich in Kapitel zu Bautypen wie Wohnhaus, Siedlung, Produktionsstätte, Schule, Ausstellungsgebäude, Militäranlage oder Sakralbau. Kritisch und konzeptuell erörtert ein Essay zu Beginn eines jeden Kapitels den jeweiligen Typus. Es folgen die ausführliche Erläuterung von drei ausgewählten Beispielen sowie knappe Texte zu weiteren fünf Bauten.

Die Auswahl zielt nicht auf Vollständigkeit, sondern soll im exemplarischem Sinn anregend sein. Insgesamt illustrieren den Band etwa 130 aktuelle Originalfarbfotografien von h_da-Fotografieprofessor Kris Scholz, 350 historische Schwarz-Weiß-Abbildungen, 60 Grundrisse und Lagepläne sowie drei Karten (Hessen südlicher und nördlicher Teil, Frankfurt am Main).

Quelle: Hochschule Darmstadt


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