Magistrat beschließt Anbringung von Gedenktafel zur Erinnerung an die Vernichtung der Jüdischen Gemeinden in Darmstadts Partnerstädten

Teilen

Der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt hat in seiner Sitzung vomMittwoch, 8. Mai 2019, die Anbringung einer Gedenktafel zur Erinnerung an die Vernichtung der Jüdischen Gemeinden in Darmstadts Partnerstädten Alkmaar, Brescia, Gyönk, Liepaja, Plock, Szeged, Trondheim, Troyes und Ushgorod beschlossen. Die Tafel soll im Zugangsbereich zum Erinnerungsort Liberale Synagoge in Darmstadt aufgestellt werden. Bei der Umsetzung werden die Darmstädter Partnerstädte eng eingebunden. Oberbürgermeister Jochen Partsch hatte nach einem entsprechenden Stadtverordnetenbeschluss vom 30. August 2018 eine Arbeitsgruppe einberufen, um Empfehlungen für die Umsetzung des Vorhabens auszuarbeiten. Beteiligt waren Vertreterinnen und Vertreter der Fraktionen der Stadtverordnetenversammlung, die an den Anträgen mitgewirkt haben, die Jüdische Gemeinde Darmstadt, die Darmstädter Geschichtswerkstatt e.V., der Kulturreferent, der Leiter des Stadtarchivs und Professor Werner Durth, TU Darmstadt/FG Geschichte und Theorie der Architektur.

Oberbürgermeister Jochen Partsch erklärt dazu: „Die Verbrechen der Nationalsozialisten an der jüdischen Bevölkerung im Zweiten Weltkrieg beschränkten sich nicht auf das damalige Reichsgebiet. In ganz Europa mordeten die Nazis und überzogen viele weitere Länder mit menschenvernichtendem Terror. So wurden auch in Darmstadts Partnerstädten Verbrechen an der jüdischen Bevölkerung begangen, die Familien zerstört und ganze Generationen in große Trauer gestürzt haben. Vor diesem Hintergrund haben wir, mit dem Auftrag der Stadtverordnetenfraktion und unter Mitarbeit der Fraktionen, beschlossen, in der Wissenschaftsstadt Darmstadt eine Gedenktafel für die Opfer dieser Verbrechen anzubringen und der langen Tradition der Erinnerungskultur in Darmstadt ein neues Kapitel hinzuzufügen, damit diese Taten auch in Darmstadt niemals vergessen werden. Wir haben die Städte Graz und Freiberg nicht auf der Gedenktafel benannt, da die jüdischen Gemeinden zwar auch dort von Verfolgung und Holocaust betroffen waren, diese beiden Städte jedoch unter dem Gesichtspunkt der deutschen Besatzungsverbrechen während des Zweiten Weltkriegs nicht den anderen Partnerstädten zuzuordnen sind, da sie zum damaligen Reichsgebiet gehörten, also im formalen Sinn nicht besetzt waren. Diesen Hintergrund werden wir jedoch in einem begleitenden Faltblatt erläutern.“

Die Stadtverordnetenversammlung der Wissenschaftsstadt Darmstadt hat in ihrer Sitzung vom 30.08.2018 beschlossen, in Darmstadt ein Mahnmal zur Erinnerung an die Vernichtung der Jüdischen Gemeinde Liepajas zu errichten (Vorlage SV-2018/0039). Sie stimmte damit den vorausgegangenen Anträgen der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen und CDU vom 13.08.2019 und dem Ergänzungsantrag der SPD-Fraktion vom 30.08.2018 einstimmig zu.

Die Darmstädter Geschichtswerkstatt e.V., die seit mehr als zehn Jahren zu den Verbrechen während der deutschen Besatzung in Litauen und Lettland recherchiert und publiziert, hat vorgeschlagen, in das Gedenken neben Liepaja auch die Städte Plock (Polen), Ushgorod (heute Ukraine), Szeged (Ungarn), Brescia (Italien), Troyes (Frankreich), Alkmaar (Niederlande), Trondheim (Norwegen) und Gyönk (Ungarn) einzubeziehen. Nach den jüngsten Untersuchungen der Geschichtswerkstatt ist auch in diesen heutigen Partnerstädten die Verfolgung und Vernichtung der jüdischen Gemeinden während der Besatzung durch Nazideutschland nachweislich belegt. Der Vorschlag erweitert somit den Beschluss der Stadtverordnetenversammlung als konsequente Fortsetzung der Intention, an die Opfer Liepajas zu erinnern. Nach Auffassung der Darmstädter Geschichtswerkstatt sollte eine einfach gehaltene Gedenktafel an einem öffentlichen Ort aufgestellt werden. Nach Abwägung der Gestaltungsoptionen und verschiedener Standortvarianten hat sich die Arbeitsgruppe für die Errichtung einer Gedenktafel ausgesprochen.
Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


Teilen