Neuer Wohnraum im Süden der Stadt: Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt beschließt Verfahren zur Entwicklung des Klinikareals in Eberstadt

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Der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt hat in seiner Sitzung am Mittwoch (08.05.19) die Durchführung eines begrenzt offenen Investoren- und Planungswettbewerbs für das Klinikareal in Eberstadt beschlossen. Teilnehmen können nur Arbeitsgemeinschaften aus Investoren/Investorinnen und Planungsbüros, dem Wettbewerb vorgeschaltet wird ein Teilnehmendenauswahlverfahren. Mit dem Wettbewerbs- und Verfahrensmanagement wird ein qualifiziertes Planungsbüro beauftragt. Das Klinikgelände in Eberstadt kann neu genutzt werden, da das Teilklinikum Eberstadt an den zentralen Standort des Klinikums in der Darmstädter Innenstadt verlagert wird. Das bebaute Klinikareal in Eberstadt ist 4,6 Hektar groß.

Oberbürgermeister Jochen Partsch erläutert die Entscheidung: „Unser Ziel ist es, das Klinikareal in Eberstadt für Wohnnutzung zu entwickeln und damit sehr konkret dem dringenden Bedarf an Wohnraum für mittlere Einkommen nachzukommen. Dabei soll mit der Gestaltung des neuen Wohngebietes sehr sensibel umgegangen werden. Um trotz steigender Immobilienpreise eine soziale Durchmischung im Quartier zu schaffen und gleichzeitig eine hohe bauliche Qualität sicherzustellen, wenden wir  das Instrument der sogenannten Konzeptvergabe an.“
Dem diene auch der städtebauliche  Investoren- und Planungswettbewerb. Partsch weiter: „Die Teilnehmendenauswahl dient dazu, die Eignungsvoraussetzungen der Bewerberinnen und Bewerber  zu ermitteln und die Zahl der Angebote einzugrenzen. Anhand der Referenzen und der besonderen Eignungen werden dann Investoren bzw. Investorinnen und Planungsbüros ausgewählt, die als Arbeitsgemeinschaft beim städtebaulichen Wettbewerb mitmachen. Ausschlaggebend für die Vergabe der ersten drei Preise wird ausschließlich die  Qualität des Konzeptes sein Es sollen fünf Bewerberinnen und Bewerber gesetzt werden, weitere fünfzehn werden im Teilnehmerauswahlverfahren ermittelt“.

Stadtkämmerer und Klinikdezernent André Schellenberg ergänzt: „Ich freue mich, dass wir nach intensiven Planungen und Gesprächen nun in die Umsetzung dieses lange angedachten Wohnungsbauprojektes auf dem ehemaligen Klinikgelände in Eberstadt gehen können. In den vergangenen Jahren haben wir vor allem durch den Ausbau des zentralen Standorts des Klinikums in der Innenstadt die Voraussetzungen für den Umzug und damit die Nutzung der freigewordenen Flächen geschaffen. Da der Klinikneubau in der Innenstadt voll im Zeitplan liegt, können wir jetzt zeitnah mit der Entwicklung des Areals in Eberstadt beginnen.“

Sozial- und Wohnungsdezernentin Barbara Akdeniz erläutert: „An der von der Stadtverordnetenversammlung festgelegten Zielquote von 20 Prozent Wohnungen für mittlere Einkommen und 25 Prozent für geringe Einkommen im geförderten Wohnungsbau wird natürlich festgehalten. Der Anteil von 20 Prozent Wohnraum  für mittlere Einkommen wird auf dem Klinikareal selbst errichtet, die 25 Prozent Förderquote für Wohnraum für Bürgerinnen und Bürger mit geringem Einkommen sollen an anderer Stelle im Stadtgebiet realisiert, bzw. durch eine Verlängerung einer entsprechenden Anzahl von Belegungsrechten sicher gestellt werden.  Ausgenommen sind dabei Gebiete mit besonderem Entwicklungsbedarf, sogenannte soziale Brennpunkte  oder Quartiere, die dem Förderprogramm ‚Soziale Stadt‘ unterliegen. Dieses Vorgehen soll die soziale Struktur in Eberstadts Süden stärken.“

Bereits jetzt nennen Oberbürgermeister Partsch und Stadträtin Akdeniz klare Zielvorgaben für den Wettbewerb: „Wir erwarten ein hochwertiges und innovatives Konzept. Die Einbindung der grünen Freiräume auf dem Gelände soll intensiv thematisiert und das Areal zu einem naturbezogenen Wohnquartier entwickelt werden. Auf dem Klinikareal in Eberstadt wird ein attraktives Wohnquartier entstehen, die künftige Bebauung soll sich in das Umfeld einfügen. In der denkmalgeschützten Bausubstanz, die wir bewahren wollen, sind auch andere, aber wohngebietsverträgliche Nutzungen denkbar. Der hochwertige Grünbestand auf dem Gelände wird erhalten und in das neue Bebauungskonzept integriert werden. Das Areal soll zum Umfeld hin in Nutzung und Gestaltung geöffnet und verknüpft werden.“ Die Stadt werde in einer Projektbeschreibung städtebauliche, wohnungswirtschaftliche, soziale und ökologische Rahmenbedingungen vorgeben. Partsch und Akdeniz weiter: „Aus der Projektbeschreibung werden zentrale Bewertungskriterien abgeleitet und gewichtet  Alle eingereichten Konzepte werden anhand dieser Bewertungsmatrix geprüft und bewertet. Auf diese Weise sollen die in städtebaulicher, wohnungspolitischer und ökologischer Hinsicht besten Entwürfe ermittelt werden.“

Besonders wichtig sei auch in diesem Verfahren die Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger. Oberbürgermeister Partsch: „Zentraler Bestandteil wird die Beteiligung der Öffentlichkeit auf mehreren Ebenen sein. Es ist geplant – wie in anderen Verfahren bereits durchgeführt und bewährt – zwei Bürgerinnen oder Bürger als Sachverständige ohne Stimmrecht in die Preisgerichtsjury aufzunehmen. Auch bei der Entwicklung der inhaltlichen Anforderungen und Rahmenbedingungen für die Planungsaufgabe werden Anregungen der Bürgerschaft berücksichtigt. Dabei spielen die Voten eine wichtige und besondere Rolle,  die in den Stadtteilforen abgegeben wurden.“ Außerdem sollen  nach Abschluss des Wettbewerbs die Wettbewerbsbeiträge in einer Ausstellung der Öffentlichkeit detailliert vorgestellt werden.

Zur Abgabe eines  Kaufpreisangebotes für das Klinikareal in Eberstadt soll zunächst das Gelände zu einem Festpreis angeboten werden, der vorab unter Mitwirkung der städtischen Bodenbewertungsstelle ermittelt wurde. Um auch ein gutes wirtschaftliches Ergebnis für die Stadt zu erzielen, werden alle teilnehmenden Investoren/Investorinnen und Planungsbüros aufgefordert, mit Abgabe ihres Entwurfs einen verschlossenen Umschlag mit einem individuellen Kaufpreisangebot abzugeben. Die Umschläge der drei Entwürfe mit der besten Bewertung werden nach Preisvergabe durch die Jury geöffnet. Anschließend entscheidet das individuelle Kaufpreisangebot über die endgültige Reihenfolge der Preisträger/innen.

Hintergrund:
Zu Beginn des 19. Jahrhunderts wurden auf dem Klinikgelände in Eberstadt erste Gebäude als Provinzial- und Pflegeanstalt errichtet. Es handelt sich dabei um zwei größere Gebäudekomplexe und ein kleines Verwaltungsgebäude, die heute unter Denkmalschutz stehen. Nach einer kürzeren Zeit als Kriegs- und Gefangenenlazarett begann nach Kriegsende die Nutzung als Teilkrankenhaus. Weitere Gebäudekomplexe für die Klinik wurden über mehrere Jahrzehnte hinweg errichtet. Heute ist das Areal geprägt von verschiedenen Baustilen, verteilt auf einem großzügig angelegten Gelände mit parkähnlichen Grünstrukturen und wertvollem Baumbestand.
Die denkmalgeschützte Bausubstanz liegt als Blickfänger an der Heidelberger Landstraße. Auf der Grundstücksgrenze steht noch die historische Toranlage, der ursprüngliche Eingang zum Gelände. Darüber hinaus befinden sich vier weitere Gebäudekomplexe mit bis zu sechs Geschossen auf dem Areal, die bei Klinikerweiterungen entstanden sind. An die Nordwest-Ecke des Grundstücks anknüpfend steht ein Seniorenzentrum, das als solches bestehen bleiben soll. Unterirdisch sind die Klinikgebäude mit mehreren Gängen verbunden, die auch versorgungstechnische Elemente enthalten. Zur Heidelberger Landstraße hin wurde in der Vergangenheit eine Baumallee angelegt. Im Umfeld des Klinikgeländes prägen die in den 1950er Jahren errichteten Wohngebäude den Stadtteil, in den 1970er Jahren entstand am südlichen Stadtrand eine für diese Zeit typische Großwohnsiedlung. Als Infrastruktureinrichtungen sind Grundschule, Kinderbetreuungseinrichtungen und Einkaufsmöglichkeiten für den täglichen Bedarf vorhanden: Die Versorgung ist als gut zu bezeichnen.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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