Erfolgreicher Besuch einer Frauendelegation aus Darmstadts Schwesterstadt Bursa anlässlich des diesjährigen Weltfrauentags

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Rund um den Internationalen Frauentag war auf Einladung von Oberbürgermeister Jochen Partsch vom 7. bis 9. März 2019 eine Frauendelegation aus Darmstadts türkischer Schwesterstadt Bursa zu Gast. Sechs Vertreterinnen des Frauenvereins Mor salkim sowie der beiden Oppositionsparteien CHP und Yeşil Sol Parti reisten für einen intensiven fachlichen Austausch in die Wissenschaftsstadt Darmstadt. Die Vertreterinnen der türkischen Regierungspartei AKP sagten, begründet mit den bevorstehenden Kommunalwahlen in der Türkei, kurzfristig ab. „Ich bedaure diese Absage“, betont Darmstadts Frauendezernentin Barbara Akdeniz, „denn wir brauchen für den frauenpolitischen Austausch die Perspektive aller Vertreterinnen von Politik und Gesellschaft in Bursa gerade in Zeiten schwieriger staatlicher Beziehungen. Auch zum Thema Menschenrechte ist ein überparteilicher Austausch notwendig.“

Für den Besuch der türkischen Delegation gestaltete das Frauenbüro der Wissenschaftsstadt Darmstadt in Zusammenarbeit mit dem Verein Kooperation Frauen und dem Amt für Interkulturelles und Internationales der Wissenschaftsstadt Darmstadt ein abwechslungsreiches Rahmenprogramm.
Der Austausch begann bei einem festlichen Empfang, zu dem neben den Gästen aus Bursa engagierte Frauen der Darmstädter Stadtgesellschaft in die Orangerie eingeladen waren. Die Vorstellung der einzelnen Gäste zeigte das starke Engagement für frauenpolitische Themen, sei es in Politik, Wissenschaft und Kunst oder beim Erstreiten eines Hilfesystems für Betroffene von häuslicher und sexualisierter Gewalt. Darmstadts Frauenbeauftragte Edda Feess fasste zusammen: „Hier wie dort sind patriarchale Rollenstereotype die Ursache von Gewalt gegen Frauen. Und hier wie dort wurden die Hilfsangebote von Frauen erkämpft und angeboten.“

Am 8. März wurde das Gespräch mit Vertreterinnen des Frauenhauses und der Frauenberatungsstellen Pro Familia und Wildwasser fachlich vertieft, mit deren Besichtigung der Besuch am Samstag endete. Schwerpunkte waren Fragen zum Umgang mit sexualisierter Gewalt und das Modellprojekt „Medizinische Erstversorgung nach Vergewaltigung“. Durch die Kooperation der Pro Familia mit dem Klinikum Darmstadt können sich Frauen nach einer Vergewaltigung medizinisch versorgen und Beweisspuren sichern lassen, ohne sofort Anzeige erstatten zu müssen. Auch die Gäste aus Bursa planen die Realisierung eines vergleichbaren Angebotes.

Kern des Besuches war die Frauentagsveranstaltung im gut besuchten Frauenzentrum am 8. März. Neben einer kurzen Übersicht zum Netzwerk Gewaltschutz, in dem Verwaltung, Polizei und Beratungsstellen aus Stadt und Landkreis intensiv zusammenarbeiten, stellte die türkisch-amerikanische Schriftstellerin Ayşe Alagöz ihr Buch „Erkek AtlasÄ“ (Männer-Atlas) vor. Mit dem Erlös ihres Werkes finanzierte sie für ein Jahr den Frauennotruf des Bursaer Beratungsvereins Mor salkim. Anders als das Hilfesystem in Darmstadt wird die Vereinigung Mor salkim, die als Nichtregierungs-Organisation anerkannt ist, staatlich nicht gefördert. Die Helferinnen leisten ehrenamtliche Arbeit, um von Gewalt betroffene Frauen und ihre Kinder zu begleiten und in Schutzhäuser zu vermitteln.

In einer Talkrunde zum Gewaltschutzhilfesystem mit Expertinnen aus Bursa und Darmstadt wurden die schwierigen Bedingungen und Möglichkeiten der politischen Einflussnahme in Zeiten eingeschränkter Meinungsfreiheit thematisiert. Barbara Akdeniz stellt abschließend fest: „Uns verbindet international das Prinzip „Null Toleranz gegenüber Gewalt an Frauen und Kindern“! Wir werden daher diesen internationalen Kampf und wichtigen fachlichen Austausch mit den Frauengruppen aus Bursa auf jeden Fall gemeinsam fortführen und daher den aktuellen Kontakt und Dialog mit einem Gegenbesuch weiter bekräftigen“.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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