Höchstwerte bei der Wassergewinnung im Hessischen Ried

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Waser„Die Trinkwasserversorgung der Stadt Darmstadt wird zu hundert Prozent aus dem Grundwasser des Hessischen Rieds sichergestellt. Die Stadt Darmstadt gehört zu den Gründungsmitgliedern
des Wasserverbands Hessisches Ried (WHR) und hat seit jeher ein besonders hohes Interesse an der Funktionsfähigkeit des Infiltrations- und Entnahmesystems im Hessischen Ried.“ Dies erklärte André Schellenberg, Kämmerer der Wissenschaftsstadt Darmstadt, am Freitag, 16. Februar 2018, bei einem Pressegespräch, zu dem der WHR nach Frankfurt eingeladen hatte.

„Auch im Hinblick auf den Klimawandel“, so Schellenberg, „ sieht sich die Stadt Darmstadt mit dem Infiltrationssystem des WHR im Zusammenspiel mit den Grundwasserentnahmen des Unternehmens Hessenwasser gut aufgestellt. Mögliche Anpassungsnotwendigkeiten aufgrund einer sich möglicherweise verändernden natürlichen Grundwasserneubildung können im Bereich des Hessischen Rieds ausgeglichen werden. Das System ist zukunftsfähig. Im Vergleich zu anderen Gebieten gibt es hier technische Lösungen, wie auf eventuell geringere Grundwasserneubildungsraten reagiert werden kann.“

Das zurückliegende Jahr hat – wie beim Pressegespräch betont wurde – mehr denn je gezeigt, dass durch die nachhaltige Grundwasserbewirtschaftung des WHR die Grundwasserpegel im Einzugsbereich der infiltrationsgestützen Wasserwerke im Hessischen Ried auch bei geringer natürlicher Grundwasserneubildung zuverlässig im Rahmen der strengen ökologischen Vorgaben des Grundwasserbewirtschaftungsplans Hessisches Ried gehalten werden können. In der regionalen Gesamtperspektive wird deutlich, dass die Bedeutung von umweltschonender Wassergewinnung und Grundwasserbewirtschaftung im Hessischen Ried vor dem Hintergrund von Bevölkerungswachstum und Klimawandel für eine zuverlässige Trinkwasserversorgung der Metropolregion Frankfurt/Rhein-Main zukünftig weiter zunehmen wird.

Die Leistungsfähigkeit des WHR-Brauchwasserwerks in Biebesheim am Rhein wurde 2017 so stark beansprucht wie nie zuvor seit der Inbetriebnahme der Anlage im Jahr 1989. Anfang April war es vor allem die Mischung aus Nachtfrost und einer zunehmenden „Verfrühung“ des Austriebs von Kulturpflanzen wie Erdbeere und Kartoffeln, die zu einem extrem hohen Spitzenbedarf an Brauchwasser für die landwirtschaftliche Beregnung im Hessischen Ried führte. Während tagsüber die Beregnungsmaschinen zur Bewässerung der Frühkulturen liefen, kam in den frühen Morgenstunden der Bedarf für die Forstschutzberegnung hinzu. Für etliche Tage wurde das System bis an die Grenze der technischen Kapazität belastet.

Auf das Jahr gesehen war es jedoch der Bedarf für die Bewirtschaftung des Grundwassers, der zu einem Allzeithoch der Brauchwasserabgabe geführt hat. Bis Jahresende wurden rund 25,8 Millionen Kubikmeter aufbereitetes Oberflächenwasser in den Untergrund versickert (Infiltration). Der bisherige Maximalwert mit von 22,3 Millionen Kubikmeter war 2004, dem Jahr nach dem Jahrhundertsommer, erreicht worden.

Hintergrund für diesen hohen Infiltrationsbedarf ist ein Mix aus verschiedenen Ursachen.
Geringe Grundwasserneubildung: Schon seit dem letzten Sommer waren die Niederschläge im Vergleich zum langjährigen Mittel unterdurchschnittlich. Vor allem im Winter 2016/2017 sind
die Niederschläge in vielen Regionen Deutschlands fast ausgeblieben. Die Folge war eine zum Teil extrem geringe Grundwasserneubildung und damit auch in den hessischen Mittelgebirgsregionen ein drastischer Rückgang der Verfügbarkeit von Quellwasser für die Trinkwasserversorgung. Die Deckung des Trinkwasserbedarfs für die betroffenen Kommunen, die Anschluss an den regionalen Leitungsverband haben, erfolgte durch Mehrlieferung aus Brunnen im Hessischen Ried.
Zunahme der Einwohnerzahlen: Die Bevölkerungszunahme in der Metropolregion macht sich seit bereits seit einigen Jahren durch einen stetigen Anstieg des Trinkwasserbedarfs bemerkbar. Die zunehmende Infiltration nutzt Brauchwasser aus dem Rhein und gleicht damit auch Mehrbedarf an Trinkwasser aus.
Ausdehnung des Infiltrationssystems: Im Dezember 2016 wurde die neue Infiltrationsanlage „Lorscher Wald“ zur Stützung der Grundwasserstände um die südliche Brunnenreihe des Wasserwerks Jägersburg des Wasserbeschaffungsverbands Riedgruppe-Ost in Betrieb genommen.

Der Wasserverband Hessisches Ried wurde 1979 als Körperschaft des öffentlichen Rechts gegründet. Damals war auch das Land Hessen Gründungsmitglied. Die Errichtung der Verbandsanlagen wurde seinerzeit mit erheblicher finanzieller Unterstützung des Landes ermöglicht. Satzungsgemäße Verbandsmitglieder sind heute die öffentliche Wasserversorgung, vertreten durch die Hessenwasser GmbH & Co KG und den Wasserbeschaffungsverband Riedgruppe Ost (Einhausen) sowie die Gebietskörperschaften im Wirkungskreis des WHR, die Landkreise Darmstadt-Dieburg, Groß-Gerau und Bergstraße sowie die Stadt Darmstadt.
Im Jahre 2015 wurden im Rahmen einer strukturellen Neuordnung die beiden zentralen Verbandsaufgaben, die Grundwasserbewirtschaftung und die landwirtschaftlichen Beregnung, entflochten und jeweils einem gesonderten Verband zugeordnet. Mit der neuen Organisationsform wurde auch der Weg bereitet für die Aufnahme weiterer Mitglieder in den WHR. Neben der Stadt Darmstadt stellen nun auch die Städte Frankfurt am Main und Wiesbaden je ein Mitglied im Vorstand des WHR.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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