Ricarda-Huch-Preis 2015 an Barbara Honigmann verliehen

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Oberbürgermeister und Kulturdezernent Jochen Partsch hat am Samstag (03.10.15) in Darmstadt die Schriftstellerin [[Barbara Honigmann]] (66) mit dem [[Ricarda-Huch-Preis]] 2015 ausgezeichnet. Während der Feierstunde in der Centralstation überreichte er den mit 10.000 Euro dotierten Preis, die Laudatio übernahm der Lyriker Hans Thill. Honigmanns Bücher seien geprägt von einem weltoffenen Blick, der Faszination für andere Lebensformen, und dem gleichzeitigen Bedürfnis, die eigene Identität zu behaupten, so die Jurybegründung zur Vergabe des Ricarda-Huch-Preises: „Eine der herausragenden Stimmen der deutschen Gegenwartsliteratur: Eine Schriftstellerin, die sich in ihrem literarischen Werk auf feinfühlige und tiefgründige Weise mit der eigenen Herkunft, Tradition und Geschichte auseinandersetzt“. Darmstadts Oberbürgermeister und Kulturdezernent Jochen Partsch würdigte Autorin und Werk: „Barbara Honigmanns Texte sind Reportagen, die aus den Splittern deutscher Vergangenheit und Gegenwart ein sehr persönliches Abbild der Wirklichkeit entstehen lassen. Den Hintergrund bildet die eigene individuelle und politische Erfahrung, Ergebnis ist immer ein Plädoyer für demokratisches Handeln und Toleranz. Diese Haltung ist die Grundlage, auf der alle politischen Debatten der Gegenwart geführt werden müssen, die Schriftstellerin Barbara Honigmann streitet mit den Mitteln engagierter Literatur für Weltoffenheit und Humanität“.

Mit dem Ricarda-Huch-Preis werden Schriftstellerinnen und Schriftsteller ausgezeichnet, die die Ideale der Humanität und Völkerverständigung als Werte der historisch-kulturellen Identität der europäischen Gesellschaft fördern. Barbara Honigmann ist die vierte Frau nach Sybille Lewitscharoff, Herta Müller und Hanna Krall, die den nach der Schriftstellerin Ricarda Huch benannten Preis erhält. Honigmann entspricht im besten Sinn den Kriterien, den die Wissenschaftsstadt Darmstadt mit dem Preis verknüpft: Als die Stadt den Preis 1978 ins Leben rief, sollte eine Dichterin geehrt werden, die in Wort und Tat gegen die Unterdrückungspraktiken des nationalsozialistischen Regimes gekämpft hat. Zudem sollte die Erinnerung an eine Autorin wach gehalten werden, die nach dem Krieg gegen die Teilung Deutschlands agiert und die deutsche Sprache als einigendes Band verstanden hat. Nach der Modifizierung des Preises 1992 stehen die Preisträger für unabhängiges Denken und mutiges Handeln; für das Eintreten für Emanzipation, freiheitliche Grundsätze und Völkerverständigung – Werte, die für eine weltoffene und tolerante Zivilgesellschaft unerlässlich sind“, so Oberbürgermeister Jochen Partsch.

Barbara Honigmann ist die Tochter deutsch-jüdischer Emigranten, die die Zeit des Nationalsozialismus im britischen Exil überlebten und 1947 nach Berlin zurückkamen, um am Aufbau eines neuen Deutschland mitarbeiten. Vater Georg Honigmann entschied sich aufgrund seiner kommunistischen Überzeugung zur Remigration in die sowjetische Besatzungszone. Im englischen Exil hatte er die Mutter Barbara Honigmanns, die aus Wien stammende Litzy Kohlmann geheiratet. Nach ihrem Abitur studierte Barbara Honigmann ab 1967 an der Humboldt-Universität das Fach Theaterwissenschaft, der Abschluss erfolgte 1972. In den folgenden Jahren arbeitete sie als Dramaturgin und Regisseurin in Brandenburg, an der Volksbühne und am Deutschen Theater in Ost-Berlin. Seit 1975 ist sie freie Schriftstellerin. 1984 reiste sie aus der DDR aus und lebt seitdem in Straßburg. Sie ist Mitglied des PEN-Zentrums deutschsprachiger Autoren im Ausland, seit 2007 korrespondierendes Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur Mainz und seit 2009 korrespondierendes Mitglied der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung.

Der Ricarda-Huch-Preis Seit 1978 verleiht die Wissenschaftsstadt Darmstadt im dreijährigen Rhythmus in Erinnerung an die deutsche Schriftstellerin den Ricarda-Huch-Preis. Im Gedenken an den Aufstand vom 17. Juni 1953 war der Preis zunächst für Schriftstellerinnen und Schriftsteller gedacht, die in ihrem Werk das Bewusstsein der Deutschen von der Einheit der Nation wach hielten. 1992 wurde der Preis modifiziert und erweitert: Mit dem Ricarda-Huch-Preis ausgezeichnet werden Persönlichkeiten aus Kunst oder Literatur, aus Wissenschaft oder Politik, deren Wirken in hohem Maß bestimmt ist von unabhängigem Denken und mutigem Handeln, verbunden mit einem uneingeschränkten Wirken für jene unveräußerlichen humanen, emanzipatorischen und freiheitlichen Grundsätze, die sich aus der europäischen Geschichte herleiten und die Ideale der Humanität und Völkerverständigung als Werte der historisch-kulturellen Identität der europäischen Gesellschaften fördern. Die bisherigen Preisträger sind Friedrich Luft, Marcel Reich-Ranicki, Siegfried Unseld, Herta Müller, Martin Walser, Adolf Muschg, Alexander Kluge, Ignatz Bubis, František Cerný, Orhan Pamuk, Hanna Krall und Sibylle Lewitscharoff. Die Entscheidung zur Vergabe des Ricarda-Huch-Preises 2015 an Barbara Honigmann traf eine Jury, der Darmstadts Oberbürgermeister und Kulturdezernent Jochen Partsch als Jury-Vorsitzender, Hildegard Förster-Heldmann als Vorsitzende des Kulturausschusses, Irene Jost-Göckel als stellvertretende Vorsitzende des Kulturausschusses, die Bundestagsabgeordnete Brigitte Zypries, die Frankfurter Literaturkritikerin Felicitas von Lovenberg sowie der Darmstädter Galerist Claus K. Netuschil angehörten. Der Preis, der in den letzten Jahren aus finanziellen Gründen nicht verliehen werden konnte, wurde auf Initiative des Lions Clubs Mathildenhöhe wieder aktiviert. Der Lions Club Mathildenhöhe stellt das Preisgeld in Höhe von 10.000 Euro nicht nur dieses Jahr, sondern auch für die nächsten Jahre zur Verfügung.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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