Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt beschließt Konzeption zur Umgestaltung Grafenstraße

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BaustelleDer Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt hat am Mittwoch (27.05.15) das Konzept zur Neugestaltung der Grafenstraße beschlossen. Finanziert wird die Maßnahme durch Städtebaufördermittel aus dem Programm zur Sanierung der Mollerstadt und wird zu je einem Drittel von Bund, Land Hessen und der Wissenschaftsstadt Darmstadt getragen. Die Gesamtkosten der Neugestaltung belaufen sich auf rund 2,1 Millionen Euro. Im laufenden Jahr soll die Entwurfs- und Ausbauplanung beim Straßenverkehrs- und Tiefbauamt endgültig ausgearbeitet und spätestens im Frühjahr 2016 die Ausschreibung der Bauleistungen durchgeführt werden. Die Bauarbeiten können dann endlich im kommenden Jahr beginnen. Für Darmstadts Bau- und Verkehrsdezernentin Cornelia Zuschke ist die Konzeption zur Umgestaltung der Grafenstraße ein zentraler Baustein in der Sanierung der Mollerstadt insgesamt und gleichzeitig ein beispielhaftes Projekt von Stadtgestaltung für allgemein bessere Lebensbedingen: „Drei zentrale Planungsziele liegen der Konzeption zugrunde: Erhöhung der Aufenthaltsqualität durch breitere Gehwege zum Flanieren und mehr Flächen für Außenbewirtung zum Verweilen, höhere Verkehrssicherheit für alle Verkehrsteilnehmer durch Neuordnung des öffentlichen Raums, mehr Grün durch Baumpflanzungen entlang der Straße und Begrünung des Stadthausplatzes. Wir berücksichtigen damit die Ergebnisse langer und intensiver Diskussionen mit der Bürgerschaft und den Gewerbebetreibenden in der Grafenstraße. Ganz praktisch geht es bei der Umgestaltung dieses zentralen Ortes im Sanierungsgebiet Mollerstadt um die Vernetzung möglichst aller Interessen mit dem Ziel, das Quartier insgesamt und nachhaltig für alle Nutzerinnen und Nutzer aufzuwerten. Die Sanierung der Mollerstadt wird in den nächsten Monaten und Jahren eines der wichtigsten Projekte zur Stadtgestaltung im Kern von Darmstadt sein. Die sehr detaillierte und komplexe Planung zur Umgestaltung der Grafenstraße ist der Einstieg in dieses große Sanierungs- und Gestaltungsvorhaben“.

Die nun vorliegende Planungsvariante zur Umgestaltung der Grafenstraße sieht vor, dass die Grafenstraße auch künftig Tempo-30-Zone bleiben wird. Von der Rheinstraße im Norden bis zur Ausfahrt Parkhaus Grafenstraße ist nun Zweirichtungsverkehr vorgesehen. Die Fahrbahnbreite beträgt in diesem Teilbereich 5,20 Meter. Im weiteren Verlauf wird die Fahrbahn auf 4,50 Meter begrenzt, die Kraftfahrzeuge im Einrichtungsverkehr werden weiter in Richtung Elisabethenstraße geführt. Linksabbiegen aus der Adelungstraße nach Norden wird durch eine Verengung nicht mehr möglich sein. Durch die Reduzierung der Fahrbahnbreite gegenüber dem Ist-Zustand können in diesem Abschnitt endlich neue Bäume gepflanzt werden, da nun sowohl zu den Gebäuden als auch zu den unterirdischen Leitungen die erforderlichen Mindestabstände eingehalten werden können. Die Reduzierung der Fahrbahnbreite trägt darüber hinaus zu einer deutlichen Verbesserung der Aufenthaltsqualität im Gesamtraum bei. Breitere Gehwege und mehr Flächen zur Außenbewirtung werden die Grafenstraße als Einkaufs- und Geschäftsstraße aufwerten und den Standort stärken.

Im Verlauf der Grafenstraße werden künftig neun Kurzzeitparkplätze und zwei Parkplätze für mobilitätseingeschränkte Personen angeboten. Im Bereich am Stadthaus werden künftig in der Elisabethenstraße Längsparkplätze für mobilitätseingeschränkte Personen angeboten. Von hier aus besteht eine direkte Verbindung zu der Rampe, die zum Eingang des Stadthauses führt. Zwischen Adelungstraße und Elisabethenstraße werden in der Entwurfsplanung zwei Ladezonen für den Einzelhandel vorgesehen. Eine Fläche für motorisierte Zweiräder befindet sich in der Nähe der Rheinstraße auf der Ostseite der Grafenstraße. An mehreren Standorten sind Abstellmöglichkeiten für Fahrräder eingeplant. Die Belange der sehbehinderten Menschen wurden in der Planung ebenfalls berücksichtigt. In Bereichen, in denen Gebäudefassaden zur Orientierung fehlen, soll ein Leitsystem mit ertastbarer Oberfläche in den Gehwegbelag eingefügt werden. Auch im Kreuzungsbereich der Adelungstraße sowie am Übergang zur Kinopassage sind Querungshilfen für Sehbehinderte vorgesehen.

Das Konzept sieht gegenüber dem Bestand deutlich mehr Grün für diesen öffentlichen Raum vor. Auch dies wird zu einer Aufwertung der Aufenthaltsqualität und der klimatischen Situation im dicht bebauten Umfeld der Grafenstraße beitragen. Die Realisierbarkeit der neu geplanten Baumstandorte wurde vorab extra durch Suchgräben untersucht, um Konflikte mit bestehenden unterirdischen Leitungstrassen zu vermeiden. Dennoch ist es nicht ganz auszuschließen, dass einzelne geplante Baumstandorte entfallen müssen, da erst im Rahmen der Bauarbeiten letzte Klarheit über die Trassensituation vor Ort gewonnen werden kann.

Wichtiges Element der Neugestaltung der Grafenstraße ist der Platz vor dem Stadthaus. Er soll neben einer neuen Aufenthaltsqualität, ebenfalls mehr Grün in die hochverdichtete Mollerstadt bringen und einen Beitrag zur Entsiegelung bisher befestigter Flächen leisten. Das durch eigene Beteiligung favorisierte Planungskonzept sieht die Pflanzung von drei Großbäumen auf einer erhöhten Terrasse mit einer Rasenfläche und einem Wasserbecken vor. Das Becken soll mit Regenwasser gespeist werden, um einen nachhaltigen Wasserkreislauf zu installieren, der wie die Begrünung zur Verbesserung des Kleinklimas in der Mollerstadt beiträgt.

Um mobilitätseingeschränkten Personen den barrierefreien Zugang zum Stadthaus zu ermöglichen, sind direkt am Gebäude sowie im Norden angrenzend an die bestehende Bebauung Rampen vorgesehen. Am Stadthausplatz dienen die erhöhte Rasenfläche sowie die daran angrenzenden Stufen der Orientierung von Menschen mit Sehbehinderungen.

Für den aus der Elisabethenstraße kommenden Verkehr Richtung Innenstadt bleibt die Durchfahrtmöglichkeit in die Fußgängerzone bestehen. Gelegenheit zum Wenden bietet eine aufgepflasterte Kreisfläche. Auch die Abbiegebeziehung von der Elisabethenstraße in die Zimmerstraße wird aufrechterhalten.

Alle Gehwegbereiche und Platzflächen werden mit einem einheitlichen Material aus Betonpflastersteinen ausgebaut. Die Parkstände werden durch eine farbliche Differenzierung kenntlich gemacht. Für die Fahrbahn ist ein auch für Fahrradfahrer gut geeigneter Asphaltbelag vorgesehen, die Kreuzung Grafenstraße / Adelungstraße wird durch eingefärbten Asphalt hervorgehoben, um die Aufmerksamkeit aller Verkehrsteilnehmer in diesem Bereich zu erhöhen. Der Übergang der Elisabethenstraße am Stadthausplatz wird weiterhin durch einen Zebrastreifen gesichert.

Zum Hintergrund
Die Grafenstraße liegt im in förmlich festgelegten Sanierungsgebiet „Westliche Innenstadt- Mollerstadt“. Die stark sanierungsbedürftige Straße ist heute eine vom Fahrverkehr dominierte Erschließungs- und Geschäftsstraße am Rande der Innenstadt. Das Parkhaus Grafenstraße ist ein beliebter Ausgangspunkt für Besucherinnen und Besucher der Innenstadt. Stadthaus, zahlreiche Läden, Restaurants, Cafés und Arztpraxen sorgen jedoch auch für eine hohe Frequenz von Fußgängern und Radfahrern. Die Belebtheit der Straße führt mitunter zu Konflikten zwischen Kraftfahrzeugverkehr, Radverkehr und Passanten, die in der Vergangenheit nicht selten zu kritischen Situationen und Unfällen geführt haben. Die Grafenstraße soll deshalb im Rahmen der Sanierung Mollerstadt nun auch für die schwächeren Verkehrsteilnehmer attraktiver werden. Hoher Durchgangs- und Parksuchverkehr hatten in der Vergangenheit zu unübersichtlichen Verkehrsverhältnissen in der Grafenstraße geführt. Daher wurde in mehreren Testphasen versucht, den Verkehrsablauf besser zu regeln und den Straßenraum sicherer für alle Verkehrsteilnehmer zu gestalten. Die Ergebnisse der letzten durchgeführten Testphase liegen dem Entwurf zum Umbau der Grafenstraße zu Grunde. Nach einer über einen langen Zeitraum geführten öffentlichen Diskussion wurde im Dezember 2014 die jetzt geltende Regelung eingeführt, nach der es möglich ist, aus dem Parkhaus Grafenstraße sowohl nach Süden als auch nach Norden auszufahren, während der Verkehr ab der Parkhausausfahrt nach Süden im Einrichtungsverkehr geführt wird. Vorbereitend zu der angestrebten gestalterischen Aufwertung wurden im Jahr 2013 die Wasserleitungen neu verlegt und Anfang Dezember 2014 die Kanalbauarbeiten in der Grafenstraße abgeschlossen. Die Oberflächen im Straßenraum wurden nur provisorisch hergerichtet, da die Neugestaltung der Grafenstraße für 2016 projektiert ist.

Bürgerbeteiligung zur Umgestaltung der Grafenstraße
Am 11. August 2011 begann die Beteiligung der interessierten Öffentlichkeit mit einer Planungswerkstatt. Bei diesem Treffen wurden Anforderungen, Wünsche und Ideen der Anlieger zur Umgestaltung in der Grafenstraße gesammelt. Auch die zukünftige Verkehrsführung wurde diskutiert. Als Ergebnis der Beteiligungsveranstaltung wurde eine erste Testphase mit einer gegenläufigen Einbahnstraßenregelung durchgeführt. Der aus Norden kommende Verkehr wurde ebenso wie der Verkehr aus dem Süden in die Adelungstraße eingeleitet. Die Adelungstraße wurde Richtung Westen bis zur Saalbaustraße als Einbahnstraße ausgewiesen. Die Testphase wurde von einer Fragebogenaktion begleitet, die durch einen überdurchschnittlichen hohen Rücklauf mit Anregungen und Kritik der Anlieger, Gewerbetreibenden und der Bevölkerung geprägt war. Nach umfassender statistischer Auswertung folgte Februar 2012 eine Verkehrszählung und einen Monat später eine Passantenbefragung.

Im Mai 2012 waren die Bürgerinnen und Bürger zu einer zweiten Diskussionsveranstaltung eingeladen. Hier wurde die Entscheidung getroffen, eine zweite Testphase mit veränderter Verkehrsführung durchzuführen. Ab jetzt wurde die Grafenstraße als durchgehende Einbahnstraße in Richtung Süden geführt. Das Abbiegen in die Adelungstraße war nun nicht mehr möglich. Die Auswertung dieser zweiten Testphase durch die Straßenverkehrsbehörde und andere städtische Ämter ergab, dass die durchgängige Einbahnstraßenregelung zur Verringerung von Konflikten und Unfällen, insbesondere im Kreuzungsbereich von Grafen- und Adelungstraße geführt hatte. In einem weiteren Beteiligungsschritt wurde die Bevölkerung im September 2013 über den aktualisierten Vorentwurf für die Grafenstraße informiert. Darüber hinaus wurde die Planung für den Stadthausplatz in zwei Varianten vorgestellt und ein Meinungsbild eingeholt. Der vom Grünflächenamt erarbeitete Entwurfsvorschlag mit großzügiger Grünfläche erhielt dabei eine breite Zustimmung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Im Juli 2014 fand eine weitere Öffentlichkeitsveranstaltung im Justus-Liebig-Haus statt. Ein weiteres Mal wurde die Verkehrsführung in der Grafenstraße öffentlich diskutiert. Drei Alternativen mit all ihren Vor- und Nachteilen wurden vorgestellt und erörtert. Eine große Mehrheit der Anwesenden sprach sich nun für den Vorschlag aus, die Grafenstraße zwischen Rheinstraße und Ausfahrt Parkhaus Grafenstraße im Zweirichtungsverkehr zu führen. Weiter südlich soll der Verkehr als Einbahnstraße in Richtung Süden ohne Abbiegemöglichkeit in die Adelungstraße geführt werden. Bereits vorab, nach Abschluss der Tiefbauarbeiten in der Grafenstraße im Dezember 2014, wurde diese Verkehrsführung eingeführt und liegt auch der Vorentwurfsplanung, die der Stadtverordnetenversammlung nun zum Beschluss vorgelegt wird, zugrunde.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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