Fachbeirat der Wissenschaftsstadt Darmstadt zur Neubewertung städtischer Ehrengräber schließt Untersuchungen ab städtischer Ehrengräber schließt Untersuchungen ab

Teilen

WaldfriedhofNach rund dreijähriger Forschungsarbeit hat der vom Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt eingerichtete Fachbeirat zur Neubewertung der städtischen Ehrengräber unter Vorsitz von Oberbürgermeister Jochen Partsch seine Untersuchungen abgeschlossen und seinen Bericht dem Magistrat zur Kenntnis vorgelegt. Dieser sieht vor, insgesamt sieben Gräbern den Status des Ehrengrabs zu entziehen. In weiteren 15 Fällen sieht der Fachbeirat aufgrund von formalen Aspekten eine Streichung von der Ehrengräberliste als möglich, aber nicht notwendig an.

In sechs der sieben sicheren Streichungsfälle konnten biografische Aspekte der betroffenen Personen recherchiert werden, die eine Streichung von der Ehrengräberliste nahe legen. Dazu gehörte unter anderem die Vergabe des Ehrengrab-Status aufgrund ausschließlich militärischer Erfolge. Diese sechs Grabstätten sollen auf Empfehlung des Fachbeirats zwar von der Ehrengräberliste gestrichen, aufgrund ihrer historischen Bedeutung jedoch erhalten bleiben. Für sie, darunter die Ruhestätten von Oskar von Hutier, Ludwig Kattrein oder Emanuel Schmuck, empfiehlt der Fachbeirat die Einführung der Kategorie der „historisch bedeutsamen Gräber“. Im Fall des Ehrengrabes von Hans Simon konnte eine aktive und das System stützende Rolle der Person im Nationalsozialismus nachgewiesen werden, die die Aberkennung des Ehrengrabstatus notwendig macht. In 15 Fällen lagen formale Aspekte vor, die eine Streichung von der Ehrengräberliste beziehungsweise eine Umwidmung nahe legen können. In den weiteren 56 Fällen lagen dagegen keine ausreichenden formalen oder inhaltlichen Gründe vor, die eine Aberkennung des Ehrengrabstatus rechtfertigten. Der Bericht empfiehlt daher, die Grabstätten weiter auf der aktualisierten Ehrengräberliste zu führen.

Oberbürgermeister und Beiratsvorsitzender Jochen verweist auf die Bedeutung des Berichts für die Geschichtsforschung in der Wissenschaftsstadt Darmstadt: „Der Bericht ist das Ergebnis aufwendiger und akribischer Recherchearbeiten über die Biografien zahlreicher Darmstädter Persönlichkeiten, deren Ruhestätte aufgrund verschiedener Leistungen für die Stadt und ihrer Bürgerinnen und Bürger den Status des Ehrengrabes zugesprochen bekam. Der Bericht, der aufgrund seiner Ausführlichkeit und Gründlichkeit als wichtiger und überaus wertvoller Beitrag zur Darmstädter Stadtgeschichtsforschung zu verstehen ist, versetzt uns nun erstmals in die Lage, auf Basis solider historischer Fakten über die Aberkennung eines Ehrengrab-Status zu entscheiden. In sieben Fällen konnte herausgestellt werden, dass diese Gräber den Ehrengrab-Status aus unterschiedlichen Gründen zu Unrecht tragen. Indem wir diesen Grabstätten den Ehrengrab-Status entziehen, korrigieren wir historische Fehleinschätzungen. Gleichzeitig erfahren diejenigen Gräber, die den Ehrengrab-Status behalten, eine wichtige Aufwertung. Ich freue mich daher, dass dieses bedeutende Projekt nach nun drei Jahren zu einem erfolgreichen Abschluss gelangt ist und danke allen Beteiligten herzlich für ihr Engagement und die geleistete Arbeit“, sagte Oberbürgermeister Partsch.

Der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt hatte im Frühjahr 2012 im Auftrag der Darmstädter Stadtverordnetenversammlung einen unabhängigen und ehrenamtlich tätigen Fachbeirat zur Neubewertung bestehender städtischer Ehrengräber berufen. Dem Fachbeirat unter Vorsitz von Oberbürgermeister Jochen Partsch gehörten neben dem Leiter des Stadtarchivs Dr. Peter Engels und dem Abteilungsleiter der Friedhofsverwaltung drei externe Historikerinnen und Historiker an: Dr. Annegret Holtmann-Mares von der Technischen Universität (TU) Darmstadt, Andreas Göller, Leiter des Archivs der TU Darmstadt sowie Dr. Rainer Maaß, vom Hessischen Staatsarchiv Darmstadt. Zusätzlich unterstützt wurde der Fachbeirat durch den Historiker Dr. Holger Köhn vom Büro für Erinnerungskultur, der mit der Erstellung wissenschaftlich fundierter Kurzbiografien beauftragt war. Als Ausgangsbasis für die Arbeit des Beirats diente die Liste „Grabstätten, die ehrenhalber zu unterhalten sind (Stand: Februar 2010)“, die der Friedhofsverwaltung vorlag. Diese Ehrengräberliste umfasste 78 Namen mit 56 Grabstätten auf dem Alten Friedhof, 13 auf dem Waldfriedhof sowie eine auf dem Bessunger Friedhof in Darmstadt. Die vom Fachbeirat als Abschlussbericht erstellte vollständige Dokumentation der Darmstädter Ehrengräber enthält 70 Biografien und umfasst 229 Seiten. Eine Veröffentlichung der Biografien im Rahmen einer Publikation der „Darmstädter Schriftenreihe“ ist geplant.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


Teilen