Literarischer März 2015: Leonce-und-Lena-Preis geht an David Krause – Wolfgang-Weyrauch-Förderpreise für Anja Kampmann und Özlem Özgül Dündar

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Literarischer März Der Kulturdezernent der Wissenschaftsstadt Darmstadt, Oberbürgermeister Jochen Partsch, hat am Samstag (21.03.15) um 20 Uhr im Kulturwerk Centralstation den Leonce-und-Lena-Preis 2015 an David Krause (geboren 1988 in Köln) vergeben. Die Wolfgang-Weyrauch-Förderpreise gingen an Anja Kampmann (geboren 1983 in Hamburg) und Özlem Özgül Dündar (geboren 1983 in Solingen). Mit dem Leonce-und-Lena-Preis ist ein Preisgeld von 8.000 Euro verbunden, die Wolfgang-Weyrauch-Förderpreise sind mit jeweils 4.000 Euro dotiert.

Die Entscheidung über die Preisvergabe trafen die Jurymitglieder Sibylle Cramer, Kurt Drawert, Norbert Hummelt, Jan Koneffke und Marion Poschmann. Dem Lektorat, das eine Vorauswahl unter den insgesamt 458 Bewerbungen traf, gehörten Fritz Deppert, Christian Döring und Hanne F. Juritz an.

Die Jury schreibt in ihrer Begründung zur Preisvergabe des Leonce-und-Lena-Preises an David Krause:

„Der Leonce-und-Lena-Preis 2015 der Stadt Darmstadt wird David Krause zuerkannt. In seinen Gedichten geht der erst 27-jährige Autor ein hohes ästhetisches Risiko ein: er wagt noch einmal wie am ersten Tag unmittelbar sinnlich von den Dingen zu sprechen, wie sie sich dem schreibenden Subjekt in der Erinnerung und in ihrer unentrinnbaren Flüchtigkeit zeigen. Dabei gelingen ihm eindringliche Gedichte von großer sprachlicher Schönheit, in deren Fluchtraum das Ideal einer vollständig zurück gewonnenen Präsenz aufscheint. Die Gedichte bezeugen seine intensive Auseinandersetzung mit der literarischen Tradition, insbesondere mit dem Werk Rolf Dieter Brinkmanns, dem er im Zusammenspiel und Widerstand huldigt. Seine Gedichte erscheinen der Jury als verheißungsvoller Auftakt eines literarischen Werkes.

Zu Anja Kampmann schreibt die Jury: „Den Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis 2015 der Stadt Darmstadt erhält Anja Kampmann für ihre Versuche der Landschaftsvermessung. Mit einem poetischen Verfahren, das scheinbar das Ich der Natur anheim gibt, legt sie sowohl historische als auch politische Schichten frei. In diesen Gebieten, ‚in denen die Angst sich nicht ausspricht aber anwesend ist’, wird lyrisches Sprechen zum Grenzgang zwischen Anschaulichem und Unanschaulichen, Raum und Zeit. Horizontlinien, Ränder und Zäune strukturieren ein unsicheres Gelände, das sich in seiner Sprachwerdung trotz präziser Beschreibung der Eindeutigkeit entzieht.“

„Wenn der verstand das / gespräch verlässt“, heißt eines ihrer Gedichte, und es meint die Beschädigung des Subjektes durch eine beschädigte Sprache. Özlem Özgül Dündar führt im Spannungs- und Widerspruchsfeld von Sprache und Sprechen, Fremdverwaltung und Selbstwerdung auf poetisch überzeugende Weise vor, wie eng die Physis unserer Texte mit der unserer Körper verbunden ist und soziales Handeln nur in den Paradigmen einer Ordnung der Sprache stattfinden kann. In einer Zeit des Werte- und Sprachverlustes sind sie ein humanitärer Appell. Ihr wird hiermit der Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis 2015 zugesprochen“, heißt es in der Würdigung der Jury für Özlem Özgül Dündar.

Bereits zum 19. Mal hat die Wissenschaftsstadt Darmstadt den Literarischen März ausgerichtet. Seit 1979 werden in diesem Rahmen der Leonce-und-Lena-Preis und seit 1997 der Wolfgang-Weyrauch-Förderpreis alle zwei Jahre von der Wissenschaftsstadt Darmstadt vergeben. 

Elf junge Autorinnen und Autoren hatte das Lektorat des Literarischen März 2015 unter 458 Bewerbungen ausgewählt: Am 20. und 21. März 2015 traten sie in öffentlichen Lesungen in der Darmstädter Centralstation auf und stellten sich der Kritik. Bewerben konnten sich Nachwuchslyrikerinnen und -lyriker, die nicht älter als 35 Jahre sind. 

Autobiografien:

David Krause

geboren 1988 in Köln. Studierte das gymnasiale Lehramt der Fächer Deutsch, Englisch und Latein (Abschluss: Dezember 2014). Schriftstellerische Tätigkeit in Lyrik und Prosa seit Ende 2008. Seitdem in Internetforen für Schriftsteller tätig, vor allem auf www.dsfo.de. 2013/14 Teilnahme an der Darmstädter Textwerkstatt unter der Leitung von Kurt Drawert, 2013 als Merck-Stipendiat. Lesungen in Darmstadt, Leipzig und Istanbul. Website: www.david-krause.net, Reiseblog Neuseeland ab Ende März: www.wabbabel.de/david 

Anthologie-Veröffentlichungen (Auswahl):

Hans-Joachim Griebe (Hrsg.): Poesiefeldambulanz. Lyrikanthologie 2012. Buxtehude: Verlag Rote Zahlen 2012
Kurt Drawert (Hrsg.): Kasinostraße 3. 15 Jahre Darmstädter Textwerkstatt. Leipzig: Poetenladen 2014
Demnächst: Katja Kulin / Christian Kroos (Hrsg.): AufBruchStellen. Die besten Texte aus drei Jahren Zehntausend-Wettbewerb im DSFo. Bochum: Universitätsverlag Brockmeyer 2015
Demnächst: Kurt Drawert (Hrsg.): Istanbul. (Verlag noch nicht bekannt)

Zeitschriften-Veröffentlichungen

außer.dem 20/2013
Ostragehege 73/2014

Anja Kampmann

geboren 1983 in Hamburg, lebt in Leipzig. Sie studierte an der Universität Hamburg und am Deutschen Literaturinstitut. 2010 war sie Stipendiatin des International Writing Program der Universität Iowa, seit 2011 arbeitet sie u.a. für den Deutschlandfunk und die NZZ. Sie war Teilnehmerin des Literaturfestivals Karachi 2011 und des Poesiefestivals Minsk 2013. Eingeladen zu Babelsprech in Lana und Bern 2013/2015. Mitbegründerin der Veranstaltungsreihe „Tektonik“ für Lyrik und Neue Musik des Vereins forma Leipzig.

Auszeichnungen, Förderungen

2015 Stipendiatin des Else-Heiliger-Fonds
2015 Aufenthaltsstipendium im Edith Stein Haus Wroclaw
2015 Stipendiatin Schloss Wiepersdorf
2014 Feldkircher Lyrikpreis (2. Preis)
2014 Waldstipendium Österreichische Bundesforste
2014 Anerkennungspreis Literaturbiennale Wuppertal
2014 Arbeitsstipendium der Kulturstiftung Sachsen
2013 1. Preis MDR Literaturpreis
2010 Aufführung des Langgedichts „Stechlicht“, Washington Dance Ensemble
2010 Stipendiatin „International Writing Program“ University of Iowa
2008 Stipendiatin Literaturkurs Klagenfurt
2007 Stipendiatin der Jürgen Ponto Stiftung
2006 Finalistin beim 14. Open Mike Berlin 

Veröffentlichungen

Jahrbuch der Lyrik, DVA, Frühjahr 2015
Lyrik von Jetzt drei, Wallstein Verlag, Herbst 2015
„Verbreitung des Lichts“ Gedichte in: Akzente, Hanser Verlag,  5 / 2014
Gedichte in: Muse, die zehnte, Freiraum Verlag, Herbst 2014
Gedichte in: Lyrik der Gegenwart, St. Wolfgang, Herbst 2014
Romanauszug in: Waldmagazin No 15, Wien 2014
Gedichte in: Flandziu Jg.7. Heft 1, 2015
Podium Literatur, Nr. 171/172 ,Wien 2014
„Die Helle der See vor Messina“ in: Karussel Nr. 3/2014
„Jsem ’ Ich werde ihr erzählen“ in:  Risikoanalyse, Leipzig, 2013
„Manchmal schimmert etwas Dunkles in uns“ in: Stehende Strömung, Kerber, 2013
Gedichte in: Wortwerk Nr. 12, Wien 2013
Gedichte in: Wortwuchs Nr.7, 2012
„A pulse beyond the horizon“ in: wordswithoutborders, New York, Oktober 2012
Poet Nr. 10, 2011
91st meridian, No. 7.2, Fall 2011, The University of Iowa, Iowa
„Das obere Feld“ in: Neue Rundschau, 2/ 2010
Gedichte in: „Privataufnahme“, Junge deutsche Lyrik, Hrsg. M. Hulpe, 2009
„Federlesen“, Edenkoben, 2008
Akzente 2/ 2007

Außerdem werden Arbeiten von ihr durch zeitgenössische Komponisten vertont:

Gedichte aus dem ‚grenzland’ Zyklus durch Kai Johannes Polzhofer (Harvard), Aufführung durch Niko Couck in Antwerpen, 02.04.15, solo / deSingel, Antwerpen

„Versuch über das Meer“ in Bearbeitung für Bariton-Solo durch Claus-Steffen Mahnkopf, UA: 11. September 2015 in New York, Bariton: Jeffrey Gavett, NY

Özlem Özgül Dündar

geboren 1983 in Solingen, lebt in Leipzig. Studierte Literatur und Philosophie in Wuppertal. Auslandsaufenthalte in Irland, der Türkei und in Paris. Freie Mitarbeit bei der Zeitschrift Federwelt 2008. War Teilnehmerin der Darmstädter Textwerkstatt 2010/11. Aktuell Teilnehmerin der Darmstädter Textwerkstatt II. Seit Oktober 2014 Studium am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Schreibt Lyrik, Prosa und Theaterstücke.

Veröffentlichungen

als Übersetzerin

Hilmi Yavuz: wenn die zeit kommt. Gedichte aus dem Türkischen. Elif, Nettetal 2014.
Lâle Müldür: Übersetzungen ausgewählter Gedichte aus dem Türkischen. Elif, Nettetal Frühjahr 2015.

in den Zeitschriften
außer.dem
Zeichen & Wunder
Federwelt
Dreischneuß

in den Anthologien

Die Haltbarkeit des Glücks, Darmstädter Textwerkstatt 2011.Kasinostraße 3, Poetenladen 2014.
Die Signatur deiner Augen. Junge Lyrik aus Deutschland und der Türkei, Luxbooks Frühjahr 2015.

Auszeichnungen und Förderungen

Nominiert für den Düsseldorfer Förderpreis 2010.
Ausgezeichnet mit dem Merck-Stipendium in Darmstadt 2011.
Einladung zur ersten Leserunde des Münchner Lyrikpreises 2014.
Stipendiatin beim deutsch-türkischen Übersetzungsprojekt des Goethe Instituts in Istanbul 2014.
Finalistin beim 22. Open Mike 2014.
Nominiert für den Retzhofer Dramapreis 2015.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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