Künstlerkolonie Mathildenhöhe auf offizieller Vorschlagsliste für UNESCO-Welterbe

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Mathildenhöhe DarmstadtKunst- und Kulturminister Boris Rhein begrüßt den aktuell gefassten Beschluss der Kultusministerkonferenz, die Künstlerkolonie Darmstadt Mathildenhöhe auf die offizielle Vorschlagsliste Deutschlands für künftige UNESCO-Welterbestätten zu setzen.

Kunst- und Kulturminister Boris Rhein: „Mit der offiziellen Aufnahme ist der Welterbe-Status dieser einzigartigen Künstlerkolonie in greifbare Nähe gerückt. Die Kultusministerkonferenz würdigt damit die weltweite Bedeutung der Mathildenhöhe als Zentrum des Jugendstils. Die Künstlerkolonie ist ein Markstein in der Entwicklung der Künste und Architektur auf dem Weg in die Moderne des 20. Jahrhunderts und gilt darüber hinaus zugleich als hervorragendes Beispiel eines architektonisch geschlossenen Bauensembles.“

Großherzog Ernst Ludwig von Hessen hatte die Darmstädter Künstlerkolonie 1899 ins Leben gerufen, um die damals als rückständig geltende Industrie mit kreativen Ideen zu inspirieren. Das Konzept ging auf, die hessische Kunstgewerbe- und Möbelindustrie nahm in den folgenden Jahren bis zum Beginn des Ersten Weltkrieges einen deutlichen Aufschwung.

Auf der Mathildenhöhe entstanden beispielsweise das Atelierhaus als Mittelpunkt der Künstlerkolonie sowie als sichtbares Wahrzeichen der Hochzeitsturm. Außerdem hatten die sieben Künstler – Peter Behrens, Rudolf Bosselt, Paul Bürck, Hans Christiansen, Ludwig Habich, Patriz Huber und Joseph Maria Olbrich die Möglichkeit, eigene Häuser zu bauen. Die Mathildenhöhe gilt als das kunsthistorisch bedeutendste und wertvollste erhaltene Jugendstil-Ensemble in Deutschland. Ihre Arbeiten präsentierten die Künstler bis zum Ende der Kolonie 1914 in insgesamt vier Ausstellungen.

Nach den UNESCO-Kriterien darf jeder Vertragsstaat pro Jahr eine potentielle Welterbestätte benennen. Voraussetzung dafür ist unter anderem der Nachweis des außergewöhnlichen universellen Wertes (OUV). Zudem muss das potentielle Welterbe eine Lücke in der Reihe der bereits als Welterbe benannten Stätten schließen. Nach Auffassung des international besetzten Fachbeirates erfüllt die Künstlerkolonie auf der Mathildenhöhe in Darmstadt diese Kriterien in vollem Umfang. Die Kultusministerkonferenz hat deshalb jetzt beschlossen, die Bewerbung aus Hessen für das Jahr 2019 als Deutschen Beitrag auf die offizielle Vorschlagsliste, die sogenannte Tentativliste zu setzen.

„Die Künstlerkolonie Mathildenhöhe hat das Potential, die siebte Welterbestätte in Hessen zu werden. Die Entscheidung der Kultusministerkonferenz unterstreicht einmal mehr die kulturhistorische Bedeutung Hessens mit seinen herausragenden Zeugnissen der Geschichte der Menschheit und der Natur“, so Kunst- und Kulturminister Boris Rhein abschließend.

Darmstadts Oberbürgermeister Jochen Partsch begrüßt Entscheidung der Kultusministerkonferenz zur Aufnahme der Künstlerkolonie Mathildenhöhe auf die Bewerberliste zum Unesco-Welterbe / Partsch: „Ergebnis des intensiven Engagements der Wissenschaftsstadt, die Relevanz dieses bedeutenden Ensembles und Zentrum des Jugendstils auf der Unesco-Ebene zu etablieren.“

Nach der Entscheidung der Kultusministerkonferenz die Künstlerkolonie Darmstadt Mathildenhöhe auf die offizielle Bewerberliste zum Unesco-Welterbe aufzunehmen, hat der Oberbürgermeister der Wissenschaftsstadt Darmstadt, Jochen Partsch, die Entscheidung der Kultusminister ausdrücklich begrüßt: „Das ist ein sehr wichtiges Signal für die Stadt Darmstadt, denn die Entscheidung zeigt, dass wir mit unserem intensiven kulturellen und baulichen Engagement auf der Mathildenhöhe auf dem richtigen Weg sind. Seit unserem Antrag im Jahr 2012 haben wir mit Nachdruck daran gearbeitet, die Relevanz dieses bedeutenden Ensembles und Zentrum des Jugendstils auf der Unesco-Ebene zu etablieren. Mit der Entscheidung der Kultusminister haben wir weiter alle Chancen Weltkulturerbe zu werden. Aber es bleibt ein langer und anspruchsvoller Weg“, erklärte der Oberbürgermeister. „Die Mathildenhöhe war und ist ein eindrucksvoller Beleg für die Fortschrittlichkeit und die kulturelle Bedeutung der Wissenschaftsstadt Darmstadt für Hessen, Deutschland und die Welt. Eine Würdigung als Welterbe würde dieser Bedeutung folgerichtig auch auf Unesco-Ebene Rechnung tragen. Dabei geht es nicht nur um die baulichen Hinterlassenschaften, sondern auch um die besondere Idee hinter dem Ensemble.“

Der Entscheidung der Kultusminister vorausgegangen war der Antrag der Wissenschaftsstadt Darmstadt auf die Aufnahme der Mathildenhöhe auf die Bewerberliste der Unesco-Weltkulturerbestätten im Jahr 2012. Der Darmstädter Magistrat hatte die Bewerbung mit seiner Vorlage vom 22. Mai 2012 am 13. Juni 2012 beschlossen, die Stadtverordnetenversammlung stimmte der Magistratsvorlage am 22. Juni 2012 zu. Der damalige Antrag der Wissenschaftsstadt an das Bundesministerium für Wissenschaft und Kunst enthielt neben einem Gutachten zur Erfüllung der Aufnahmekriterien auch die Rahmenkonzeption Mathildenhöhe, in der die Geschichte und der gesamte Bestand der Künstlerkolonie an Bauten, Kunstwerken und Gärten ausführlich beschrieben und dokumentiert ist.

Seit der Anmeldung der Mathildenhöhe zur Aufnahme auf die Unesco-Tentativliste vor zwei Jahren wird intensiv an der baulichen und energetischen Aufwertung des Ensembles gearbeitet. So ist die Sanierung der Ausstellungshallen bereits in vollem Gange und soll voraussichtlich im Jahr 2016 abgeschlossen sein. Dazu wurde kürzlich im Magistrat entschieden auch die, in den siebziger Jahren umgebaute, östliche Fassade der Ausstellungshallen nach historischem Vorbild wieder herzustellen. Für Oberbürgermeister Jochen Partsch ist dieses Engagement ein wichtiger Grund für die Entscheidung der Kultusminister. „Nach dem Einreichen der Bewerbungsunterlagen haben wir intensiv daran gearbeitet, unsere Kandidatur auch mit Leben zu füllen. Neben zahlreichen Bürgerinformationsveranstaltungen haben wir auch einen Managementprozess mit der neu installierten Magistratskommission aufgelegt und begleitet“, erklärte Partsch abschließend.

Die im Jahr 1898 von Großherzog Ernst Ludwig gegründete Künstlerkolonie Mathildenhöhe ist das kulturelle Zentrum der Wissenschaftsstadt Darmstadt. Der Hochzeitsturm als berühmtestes Wahrzeichen der Stadt und das Ausstellungsgebäude, in den Jahren 1906 und 1908 errichtet, wurden jeweils von dem Architekten Joseph-Maria-Olbrich entworfen. Die erste Ausstellung auf der Künstlerkolonie erfolgte im Jahr 1901. Mit dem Ausbruch des ersten Weltkriegs im Jahr 1914 wurde die laufende Ausstellung abgebrochen und es wurden keine neuen Künstler mehr berufen. Das endgültige aus für die Kolonie kam mit dem Abdanken des Großherzogs im Jahr 1918. Formell aufgelöst wurde sie im Jahr 1929.

Quellen: Hessisches Ministerium für Wissenschaft und Kunst & Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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