Bürgermeister Rafael Reißer stellt Machbarkeitsstudie zum Stadion Böllenfalltor vor – Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt beschließt Umbau

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FussballDie Machbarkeitsstudie des Instituts für Sportstättenberatung GmbH empfiehlt keinen Neubau an einem anderen Standort, sondern einen Umbau am Standort Böllenfalltor. Dieses Ergebnis präsentierte Bürgermeister und Sportdezernent Rafael Reißer im Anschluss an die Magistratssitzung am Mittwoch (17.07.13). Aufgrund des erheblichen Sanierungsbedarfs beim Stadion am Böllenfalltor hatte sich die Frage gestellt, ob das Stadion am bisherigen Ort saniert werden soll oder ein grundlegender Umbau des Stadions am Standort oder ein Neubau eines Stadions an einem Alternativstandort die ökonomischste Lösung ist.

Der Magistrat hat in seiner  Sitzung das Machbarkeitskonzept zur Kenntnis genommen und zugleich einen Magistratsbeschluss gefällt, der von der Errichtung eines Stadions an den Alternativstandorten Abstand nimmt und der einem Umbau am Standort Böllenfalltor zustimmt. Die Zustimmung steht unter der Bedingung, dass der Magistrat sicherstellt, dass Baukosten in Höhe von 14 Millionen Euro entweder durch Landeszuschüsse und oder durch Sponsoren finanziert werden. „Ich bin sehr froh, dass sich durch das Ergebnis der Machbarkeitsstudie diese klare Präferenz für den Standort Böllenfalltorstadion herauskristallisiert hat. Wir werden das Thema Umbau am Standort jetzt auf einer guten Grundlage vorantreiben – auch weil wir aufgrund des Sanierungsdrucks und eines drohenden Spielentzugs handeln müssen“, bekräftigte Bürgermeister Reißer.

Der derzeitige Zustand des Stadions am Böllenfalltor entspricht nicht den Anforderungen, die an ein modernes Stadion gestellt werden müssen. In den vergangenen Jahren musste die Stadt erhebliche finanzielle Aufwendungen aufbringen, um die Verkehrssicherheit des Stadions sicherzustellen und seine weitere Nutzung zu ermöglichen. So flossen allein in den letzten drei Jahren rund 1,3 Millionen Euro in die Substanz des Stadions – darunter 220.000 Euro für Flutlicht, 120.000 Euro für Sitzplätze im Gästeblock, 240.000 Euro für den Gästezugang und 80.000 Euro für die Stufen der Stehtribüne. Im derzeitigen Bestand wären unverzüglich weitere Investitionen in Höhe von 3,4 Millionen Euro aufgrund rechtlicher Vorgaben einzuleiten, um eine weitere verkehrssichere Nutzung zu gewährleisten. Dazu zählen: 1,23 Millionen für die Haupttribüne, 250.000 Euro für die Gegentribüne, 540.000 Euro für die Nordkurve, weiter 470.000 Euro für die Südkurve und weitere 930.000 Euro für etwa Löschwasserversorgung und Feuerwehrzufahrten. „Unser Dilemma ist, auch wenn wir kurzfristig diese 3,4 Millionen Euro investieren würden, wäre eine weitere dauerhafte Nutzung des städtischen Stadions in Zukunft nicht mehr möglich“, erläuterte Reißer weiter. „Auch mit diesen Investitionen wären die Grundlagen der Versammlungsstättenrichtlinien nicht erfüllt. Außerdem ist ein wirtschaftliches Betreiben des jetzigen Stadions nicht möglich – dazu fehlen nicht nur geeignete VIP-Räume und Damentoiletten.“

Für den reinen laufenden Betrieb fallen einschließlich Unterhaltungs- und Instandsetzungsmaßnahmen zur Zeit jährlich 500.000 Euro an – darunter alleine 295.000 Euro Energiekosten, Materialaufwand, für Gebäude, Unterhaltung der Fahrzeuge, Wartungen und Versicherungen.

Wassereinbruch in den Räumen unter der Tribüne, Duschanlagen, die nach Jahrzehnten nicht mehr funktionieren: Das Stadion hat einen erheblichen Sanierungsbedarf – was Grundlage war für die Überlegung, einen Alternativstandort zu suchen. Das Institut für Sportstättenberatung GmbH (IFS) hatte drei mögliche Standorte untersucht: den Sportpark Böllenfalltor, das Konversionsgrundstück an der Eschollbrücker Straße und ein Gelände in Arheilgen-West südlich Weiterstädter Straße/Röntgenstraße. „Den Umbau des Stadions am heutigen Standort präferiert die Machbarkeitsstudie, weil am vorhandenen Standort im Sportpark Böllenfalltor ein Umbau bei laufendem Betrieb zu den niedrigsten Kosten realisierbar ist. Und weil dies der einzige Standort ist, an dem keine neuen planungsrechtlichen Grundlagen geschaffen werden müssen. Nur dort ist eine Realisierung in den nächsten zwei oder drei Jahren möglich“, so das Fazit von Reißer.

„Für den Umbau des vorhandenen Stadions sind laut der Machbarkeitsstudie Herstellungskosten inklusive der Baunebenkosten in Höhe von 27,6 Millionen Euro zu veranschlagen. In den Berechnungen für die Alternativstandorte wurden neben den gleich bleibenden Kosten für die Erstellung des Stadions auch Grunderwerbs- und Erschließungskosten in Ansatz gebracht. Die Gesamtkosten für die Errichtung eines Stadions am Standort in Arheilgen betragen gemäß der Machbarkeitsstudie knapp 33 Millionen Euro und für den Standort an der Eschollbrücker Straße 38,5 Millionen Euro“, führte Reißer weiter aus.

Im Falle des Neubaus an einem der Alternativstandorte wurde darüber hinaus die Aufgabe gestellt, den Standort Böllenfalltor hinsichtlich seiner immobilienwirtschaftlichen Verwertbarkeit zu untersuchen. Dieser Ansatz geht von der Annahme einer Räumung des gesamten Umfeldes des Stadions aus, das sich im städtischen Eigentum befindet. Die Studie bezieht daher in einem zweiten Schritt kalkulatorische Kosten für die Verlagerung von komplementären Nutzungen aus dem Sportpark Böllenfalltor mit ein. Dazu gehören die erforderlichen Nebenplätze für den allgemeinen Spiel- und Trainingsbetrieb, insbesondere im Jugendbereich und für den Breitensport, und auch der Neubau einer Sporthalle. Die entsprechenden Kosten wurden an den alternativen Standorten berücksichtigt und als erweiterte Berechnung in der Untersuchung dargestellt. Die Machbarkeitsstudie kommt zu dem Ergebnis, dass infolge der dadurch ausgelösten zusätzlichen Grundstücks- und Baukosten die Gesamt-Herstellungskosten am Standort Eschollbrücker Straße auf 57,9 Millionen Euro steigen und in Arheilgen auf 44,7 Millionen Euro anwachsen.

Untersucht wurde im Gegenzug der mögliche Erlös aus dem Verkauf der sich im Eigentum der Stadt befindlichen Flächen am Böllenfalltor von rund 93.000 Quadratmeter, die nach Änderung der städtischen Flächennutzungsplanung einer Wohnnutzung zugeführt werden könnten. Ein unabhängiger Projektentwickler schätzt den bei Veräußerung verbleibenden Gewinn (Erlös) nach Abzug von Kosten für die öffentliche Erschließung auf rund 15 Millionen Euro.

„Dieser Erlös deckt die zusätzlichen aus der Verlagerung resultierenden Kosten nicht ab und reicht auch für den Bau des eigentlichen Stadions nicht aus. Selbst bei günstiger Grundstücksbeschaffung, die beim Standort Arheilgen angesetzt wird, stellt die Studie keine zusätzlichen Kompensationsmittel im Fall der Komplettverlagerung und immobilienwirtschaftlicher Verwertung der städtischen Liegenschaften am Böllenfalltor in Aussicht“, führte Reißer weiter aus.

„Aber auch die zeitlichen Überlegungen sprechen gegen eine Verlagerung des Stadions an einen der grundsätzlich für eine solche Nutzung geeigneten Alternativstandorte. Die Machbarkeitsstudie geht davon aus, dass der Umbau im Sportpark Böllenfalltor am gleichen Ort planungsrechtlich zulässig ist. Durch die geschlossene Form des neuen Baukörpers wird zudem eine Verringerung der Immissionsbelastung der angrenzenden Wohnbebauung erreicht werden können. An den Alternativstandorten fehlen jegliche planungsrechtliche Voraussetzungen für die künftige Nutzung als Fußballstadion. Daher ist jeweils ein zeitintensives Bauleitplanverfahren bis zum Satzungsbeschluss eines Bebauungsplans – dem eigentlichen Baugenehmigungsverfahren – vorzuschalten“, so Reißer.

Der Standort Sportpark Böllenfalltor ist ein etablierter und funktionaler Standort in harmonischer Nachbarschaft, beginnend mit dem Schul- und Sportgelände der Georg-Büchner-Schule über das gerade in den letzten Jahren aufgewertete Hochschulstadion mit neuem Bad, das Kletterzentrum des Alpenvereins, den Klettergarten und das Tennis- und Hockeygelände des TEC Darmstadt mit der städtischen Sportanlage Stadion mit Nebenplätzen und Sporthalle. „Dieses sinnvolle, gewachsene und traditionelle Ganze kann mit dem Umbau des Stadions am Böllenfalltor erhalten werden“, so das Fazit. „Zudem ist für die Zukunftssicherung der Stadt und des Wirtschaftsstandortes eine ausreichende Verfügbarkeit attraktiver Gewerbeflächen notwendig, um bestehenden Unternehmen eine Erweiterungsmöglichkeit zu bieten und auch in Zukunft Neuansiedlungen zu ermöglichen. Die Stadtentwicklung ist dabei auf die Verwertung bereits genutzter und zur Konversion verfügbarer Flächen angewiesen.“

„Ich bin sehr froh, dass wir nun die zweite Phase der Errichtung eines neuen Stadions zünden können. Diese Zustimmung liegt laut dem heute gefällten Magistratsbeschluss unter dem Vorbehalt, dass sichergestellt ist, dass Baukosten in Höhe von 14 Millionen Euro entweder durch Landeszuschuss oder und durch einen Sponsor finanziert werden“, sagte Reißer weiter. Die wichtigsten Schritte in Phase zwei sind, die Errichtung einer Bau- und Projektgesellschaft, die Entwicklung des Finanzierungskonzepts und die Lösung der Problemfelder am Standort Böllenfalltor – der bauordnungs- und -planungsrechtlichen Zulässigkeit, der verbesserten ÖPNV-Anbindung, eines Parkkonzepts und der Entwicklung und Umsetzung eines Anwohnerschutzkonzeptes – und schließlich die Ausschreibung und das Vergabeverfahren für Planung und Bau durch die Projektgesellschaft. „Natürlich wird in einem ersten Schritt abgewogen, ob die Stadt Mit- oder Alleingesellschafterin wird. Und selbstverständlich wird nach Abschluss aller Prüfungen die Zustimmung der städtischen Gremien zur Gesellschaftsgründung eingeholt, ebenso wie für das Finanzierungskonzept“, so Reißer abschließend.

Machbarkeitsstudie zum Stadion Böllenfalltor (PDF – 2,92 MB)

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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