Denkzeichen Güterbahnhof wurde erneut schwer beschädigt

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Nur wenige Wochen, nachdem der Glaskubus Denkzeichen Güterbahnhof nach einer aufwändigen Sanierung am Darmstädter Güterbahnhof wieder aufgestellt wurde, ist das Denkmal, das an die Deportationen von Darmstädter Juden, Sinti und Roma vor 70 Jahren erinnert, erneut schwer beschädigt worden.

Oberbürgermeister Jochen Partsch war direkt nach dem Bekanntwerden der Zerstörungen am Freitagvormittag (17.05.13) vor Ort, zeigte sich betroffen und nachdenklich: „Diese wiederholte Beschädigung des Denkzeichens Güterbahnhof stimmt mich sehr traurig und gibt auch Anlass zur Sorge. Traurig ist es, dass der Glaskubus des Denkzeichens, der entstanden ist, weil Darmstädter Bürgerinnen und Bürger sich und andere an die Deportationen der Nazis erinnern wollten, jetzt erneut in Mitleidenschaft gezogen wurde. Das Denkzeichen ist auch ein Sinnbild für eine gelebte Zivilgesellschaft, die sich aktiv gegen das Vergessen engagiert und sich für Demokratie und Toleranz einsetzt. Anlass zur Sorge macht, dass in den letzten Jahren keine neuen Beschädigungen am Glaskubus zu Erkennen waren, jetzt aber, kurz nach der Neuinstallation sehr schnell eine Teilzerstörung erfolgt ist.

Vor dem Hintergrund des Prozesses gegen den Nationalsozialistischen Untergrund in München, der beleuchtet, wie aktiv der militante Rechtsterrorismus in unserem Land aktuell ist, ist es geboten, schnellstmögliche Aufklärung darüber zu erlangen, ob es sich hierbei um eine gezielte rechtsextremistische Zerstörung handelt oder aber um eine kriminelle Sachbeschädigung ohne politischen Hintergrund.

Wir werden den Zustand des Denkmals jetzt genauer untersuchen, auch gemeinsam mit den Opfergruppen der Juden und Sinti und Roma sowie der Initiative Denkzeichen Güterbahnhof. Es ist zu überlegen, wie eine erneute Restauration erfolgen kann. Mein Ziel ist es, einen würdigen und sicheren Ort für das Denkzeichen Güterbahnhof zu haben.
Und völlig selbstverständlich ist, dass diese Beschädigung ein Aufruf an uns alle ist, den Einsatz für eine lebendige Erinnerung an die Verbrechen der Nationalsozialisten aufrecht zu erhalten.“

Die Wissenschaftsstadt Darmstadt hat Anzeige erstattet, Hinweise nimmt die Polizei unter der Telefonnummer 969-0 entgegen.

Zum Hintergrund:
Das Denkzeichen Güterbahnhof wurde 2004 zur Erinnerung an die Juden, Sinti und Roma, die 1942/1943 von Darmstadt aus in die Vernichtungslager deportiert wurden, in der Bismarckstraße/Ecke Kirschenallee am ehemaligen Güterbahnhof errichtet. Entworfen wurde das Denkzeichen von dem Künstlerpaar Ritula Fränkel und Nicholas Morris. Von einem Prellbock führen Eisenbahnschienen zu einem Glaskubus. Im Inneren des Kubus befinden sich Glasscherben, auf denen 450 Namen graviert sind, stellvertretend für 3.400 Menschen aus Darmstadt und der Region, die von diesem Ort aus in die Konzentrationslager Osteuropas gebracht wurden.

In der Nacht vom 9. auf den 10. Juli 2006 wurde das Denkzeichen am Güterbahnhof durch randalierende Jugendliche erheblich beschädigt. Das Denkzeichen stand bis Ende des Jahres 2012 im beschädigten Zustand am Güterbahnhof. Auch aus Anlass des „Darmstädter Gedenkjahres gegen des Vergessen“ wurde der Kubus dann abgebaut, restauriert und neu installiert.

Die Kosten von insgesamt rund 41.000 Euro übernahmen engagierte Bürgerinnen und Bürger, Darmstädter Institutionen und die Stadt Darmstadt gemeinsam. Im Rahmen einer Gedenkveranstaltung an die letzten großen Deportationen 1943 war das Denkzeichen Güterbahnhof am 11. März zum Auftakt des Gedenkjahres 2013 „Gegen das Vergessen“ wieder aufgestellt worden. Diese Gedenkveranstaltung war auch mit einer Rede von Oberbürgermeister Jochen Partsch die Auftaktveranstaltung für das Gedenkjahr.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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