Neue Heimstatt für Schutzpatronin: Die Darmstadtia von Scholl dem Jüngeren ist ins darmstadtium eingezogen

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Kopie der "Darmstadtia"„Ich freue mich, dass die Schutzpatronin von Darmstadt, die Darmstadtia, einen neuen trockenen, sicheren und würdevollen Ort gefunden hat“, sagte Bürgermeister Rafael Reißer bei der offiziellen Aufstellungsfeier am Donnerstag (04.04.13) im Foyer des Wissenschafts- und Kongresszentrums darmstadtium. „Besonders freut uns, dass das Kunstwerk vor der Aufstellung am neuen Standort von Jonas Neukirchen restauratorisch überarbeitet werden konnte. Die durchgeführten Maßnahmen umfassten die Reinigung der Sandsteinoberfläche, die Sicherung von Rissen, Abplatzungen und bruchgefährdeter Bereiche sowie die Retusche und Nachbearbeitung älterer Reparaturen. Die Kosten für die Bearbeitung wurden, wie die Kosten des gesamten Umzugs, von Günter Körner übernommen. Für die großzügige Spende dankt die Wissenschaftsstadt Darmstadt Herrn Körner ganz herzlich.“

Die „Darmstadtia“, ursprünglich auch „Hassia“ genannt, wurde 1864 von Johann Baptist Scholl dem Jüngeren als Bekrönung einer dreistöckigen Brunnenanlage („Hassiabrunnen“) geschaffen, die auf dem Ludwigsplatz stand. 1905 wich die Anlage dem Bismarckbrunnen und wurde auf den Taunusplatz versetzt. 1944 wurde der „Hassiabrunnen“ stark beschädigt und nur die Statue der „Darmstadtia“ konnte gerettet werden. Die Originalfigur, die aus restauratorischen Gründen keinen weiteren Witterungseinflüssen ausgesetzt werden sollte, erhielt dann 1983 einen Platz im Pädagogkeller, in dem über viele Jahre ein Weinlokal betrieben wurde. Nach Einstellung des Restaurantbetriebs hat Günter Körner, der als „Riwwelmaddes“-Mundart- Kolumnist des Darmstädter Echos bekannt ist, angeregt, die „Darmstadtia“ wieder einer größeren Öffentlichkeit zugängig zu machen – nach Möglichkeit im Wissenschafts- und Kongresszentrum darmstadtium. Diese Idee fand Unterstützung beim Kulturdezernenten und Oberbürgermeister Jochen Partsch und auch beim Betreiber selbst.

Eine Kopie der „Darmstadtia“ ist auch noch vorhanden: Sie steht seit 1964 im Wolfskehl´schen Garten – angefertigt Anfang der sechziger Jahre vom Bildhauer Karl Buchert.
Ein Kunstwerk sollte aus kunsthistorischer und denkmalpflegerischer Sicht im Idealfall nicht nur vielen Menschen zugänglich sein, sondern auch in einem unmittelbaren inhaltlichen oder historischen Bezug zu seinem Standort stehen. Bald zeigte sich aber, dass für die „Darmstadtia“, unter den zurzeit möglichen Optionen kein Standort alle Aspekte zugleich vereinen würde. Auf diesem Hintergrund unterstützte Oberbürgermeister Jochen Partsch das Anliegen Günter Körners und stimmte einer Aufstellung im Wissenschafts- und Kongreßzentrum zu. Nachdem auch die Verantwortlichen des darmstadtiums ihr Einverständnis signalisierten, konnte der Umzug beginnen.

Seit wenigen Tagen ist nun die restaurierte „Darmstadtia“ im Foyer des Wissenschafts- und Kongresszentrums zu sehen. Die Sandsteinfigur steht auf einem Sockel vor einem dunklen Stützpfeiler. Dieser bildet gewissermaßen ein Passepartout, vor dem sich das Kunstwerk optimal absetzt. Dieser Effekt wird noch durch eine geeignete Beleuchtung verstärkt. Eine Hinweistafel ist geplant, die die Besucherinnen und Besucher über die Geschichte des Kunstwerks informiert. Die Kosten der Restaurierung und des Umzugs haben rund 4.800 Euro betragen

Hintergrundinformation zu Johann Baptist Scholl d.J.
geb. 24.07.1818 in Mainz
gest. 26.9.1881 in Limburg/Lahn
Scholl studierte bei seinem Vater, dem Bildhauer Johann Baptist Scholl d.Ä., an der Zeichenschule Georg Mollers sowie an der Münchner Akademie für bildende Kunst. Nach dem Tode des Vaters, der von Ludewig I. zum Hofbildhauer ernannt worden war, trug Johann Baptist Scholl d.J. 1854 diesen Titel.
In Darmstadt fertigte er zahlreiche Brunnen und Plastiken. Neben der Darmstadtia stammen auch die Standbilder der Landgrafen Georg I. und Phillip d. Großmütigen im Schloss, der Riwwelmaddes im Herrngarten und die ornamentalen Teile des Ludwigsmonumentes von Scholl. Darüber hinaus schuf er zahlreiche Grabmäler auf dem Alten Friedhof – unter anderem für seinen Vater, die Familie Merck und Georg Moller. Der Nachlass befindet sich in der städtischen Kunstsammlung.
Die Bildhauerfamilie lässt sich bis ins 17. Jahrhundert zurückverfolgen. In Darmstadt wirkten vor allem Hofbildhauer Johann Baptist Scholl d.Ä. (1784-1854) und sein Sohn Johann Baptist Scholl d.J. (1818-1881). Auch dessen Sohn Karl (1840-1912), Enkel Hermann (1875-1957) und Urenkelin Ulla Scholl (geb. 1919) sind mit eigenen Werken im öffentlichen Raum vertreten.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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