Darmstadt will Fairtrade-Stadt werden – Oberbürgermeister Jochen Partsch unterzeichnet beim ersten Fairtrade-Brunch die offizielle Bewerbung

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FairtradeAm Donnerstag (14.02.2013) hat die Wissenschaftsstadt Darmstadt ihre offizielle Bewerbung als Fairtrade-Stadt eingereicht. Im Rahmen eines Fairtrade-Brunchs, bei dem eine Palette fair gehandelter Produkte präsentiert wurde, konnte Oberbürgermeister Jochen Partsch im Beisein der Steuerungsgruppe des Projekts die Antragsunterlagen unterzeichnen. Damit wird ein Beschluss der Stadtverordnetenversammlung aus dem Herbst 2012 umgesetzt.

Die Fairtrade-Idee zielt darauf ab, den globalen Handel gerechter zu gestalten. Kaffee, Schokolade, tropische Früchte, Zucker, aber auch Kleidung oder Blumen – diese Produkte und viele mehr liegen ständig verfügbar in den Regalen der Läden. Niemand muss sich mit der Problematik beschäftigen, woher die Waren genau und unter welchen Bedingungen sie produziert werden. An dieser Stelle setzt Fairtrade an und bringt Produkte mit einem leicht erkennbaren Label auf den Markt, die in ihren Erzeugerländern unter sozial und ökologisch tragfähigen Lebens- und Arbeitsbedingungen hergestellt sind. Die Ausbeutung durch Zwangs- oder Kinderarbeit muss ausgeschlossen sein. Zudem spielt die Erzeugung von Waren in Kleinbauerngenossenschaften bei Fairtrade eine wichtige Rolle.

Für Oberbürgermeister Jochen Partsch besteht deshalb ein wichtiger Zusammenhang zwischen den Fairtrade-Intentionen und den Zielen Darmstädter Stadtpolitik: „Nachhaltige Stadtentwicklung, die ein Gleichgewicht zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialem im Blick hat, macht nicht an den Grenzen der Kommune halt. Wachstum und Wohlstand bei uns darf nicht auf Armut und Unrecht in anderen Ländern basieren. Deshalb setzt die Wissenschaftsstadt Darmstadt ein Zeichen für gerechten Handel und will Fairtrade-Stadt werden.“

Über das Label hinaus habe Fairtrade inzwischen im Schneeballsystem viele andere Projekte für gerechten Handel befruchtet. Ein Bewusstseinswandel bis in die großen Handelsketten und Lebensmittelkonzerne hinein sei inzwischen zu erkennen, so Partsch weiter. „Der Weg zu nachhaltigen Veränderungen ist aber noch weit und Darmstadt macht sich mit auf den Weg“, so der Oberbürgermeister bei der Antragsunterzeichnung. Fairer Handel stehe nicht in Konkurrenz zu regionalen Produktvermarktung, sondern ergänze eine „Beschaffung der kurzen Wege“ durch den Ansatz global gerechter Ressourcenverteilung. „Ökologische und soziale Nachhaltigkeit werden so auf Basis ökonomisch tragfähiger Vertriebskonzepte realisiert“, fasste Partsch zusammen.

Hintergrundinformation:
Die Kampagne Fairtrade Towns wird von TransFair initiiert. Der TransFair – Verein zur Förderung des Fairen Handels mit der „Dritten Welt“ e. V. nahm seine Arbeit in Deutschland 1992 auf. International ist TransFair in der Dachorganisation Fairtrade Labelling Organizations International e.V. (FLO) organisiert. Kernziel des Vereins ist es, benachteiligte Produzentenfamilien in Afrika, Asien und Lateinamerika zu fördern und durch Fairen Handel ihre Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern. Rund 1.000 Kleinbauernorganisationen und Plantagen arbeiten weltweit mit den Fairtrade-Standards. Damit profitieren weit über eine Millionen Kleinbauern und -bäuerinnen, Arbeiterinnen und Arbeiter in über 60 Ländern vom Fairen Handel. TransFair selbst handelt nicht mit Waren, sondern vergibt das Fairtrade-Siegel für fair gehandelte Produkte. Rund 200 Unternehmen verwenden als Lizenznehmer das Fairtrade-Siegel für ca. 1.000 verschiedene Produkte. In rund 36.000 Supermärkten, Bioläden, Kaufhäusern, Drogeriemärkten, in den Weltläden sowie in Fachgeschäften sind Produkte mit dem Fairtrade-Siegel erhältlich. Der Bioanteil beträgt 76 Prozent.

Weitere Informationen gibt es unter: www.fairtrade-deutschland.de.

Die Kampagne Fairtrade Towns startete im Jahr 2000 in Großbritannien. Inzwischen bewerben sich in 24 Ländern über 1.000 Städte um den Titel „Fairtrade Town“. Führend ist weiterhin Großbritannien mit über 500 teilnehmenden Gebietskörperschaften. Fairtrade Towns sind unter anderem auch die Darmstädter Partnerstädte Alkmaar, Chesterfield, Graz und Trondheim. Seit Januar 2009 können sich Kommunen in Deutschland um den Titel „Fairtrade-Stadt“ bewerben. Aktuell nehmen rund 130 Kommunen teil.

Die Initiative wurde 2011 von der Bundesregierung als ausgewählter Ort in der Kampagne „Deutschland, Land der Ideen“ prämiert.

Mehr Informationen unter: www.fairtrade-towns.de.

Für die Teilnahme an der Kampagne Fairtrade Towns müssen fünf Kriterien erfüllt sein:

  1. Es müssen Beschlüsse der städtischen Gremien pro Fairtrade-Stadt-Bewerbung und zur Verwendung von Fairtrade-Produkten in öffentlichen Sitzungen gefasst werden.
  2. Es wird eine lokale Steuerungsgruppe „Fairtrade-Stadt“ gebildet. In der Wissenschaftsstadt Darmstadt gehören dieser Steuerungsgruppe unter anderem die Agenda-Gruppen „Klimaschutz“ sowie „Mensch und Soziales“, die HEAG Holding AG, Darmstadt Citymarketing e.V., der Weltladen und die Evangelische Andreasgemeinde an.
  3. In lokalen Einzelhandelsgeschäften werden gesiegelte Produkte aus Fairem Handel angeboten und in der Gastronomie werden Fairtrade-Produkte ausgeschenkt. Im Falle von Darmstadt liegt die Mindestanzahl bei 26 Geschäften und 13 Gastronomiebetrieben.
  4. In mindestens einer Schule, einem Verein und einer Kirchengemeinde werden Fairtrade-Produkte verwendet.
  5. Über den Weg zum Fairtrade-Stadt-Titel wird öffentlich informiert.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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