Forschen für die Zukunft in der Wissenschaftsstadt Darmstadt: Baudezernentin Brigitte Lindscheid übergibt die Baugenehmigung für den Bau der Großforschungsanlage FAIR

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FAIRAus der Hand von Stadträtin Brigitte Lindscheid erhielt die FAIR GmbH am Montag (29.10.12) die Baugenehmigung zur Errichtung der neuen Großforschungsanlage FAIR (Facility for Antiproton and Ion Research). Damit ist der Weg frei für die bauliche Umsetzung des in absehbarer Zukunft größten Bauvorhabens am Wissenschaftsstandort Darmstadt. Die Anlage entsteht im Norden der Stadt auf einem rund 20 Hektar großen ehemaligen Waldgrundstück, angrenzend an die bestehende Forschungsanlage des GSI Helmholtzzentrums für Schwerionenforschung (GSI).

„Mit der Baugenehmigung bekommt die FAIR GmbH nach jahrelangen sorgfältigen Planungen das Recht, die konkreten Arbeiten in Angriff zu nehmen. Dies geschieht auf der Basis eines detaillierten Bebauungsplanes, der eine geordnete städtebauliche Entwicklung gewährleistet. Der zukünftige Betrieb der Großforschungsanlage wird eine hohe Anziehungskraft auf Wissenschaftler aus aller Welt haben und so den Ruf der Wissenschaftsstadt Darmstadt national und international weiter stärken,“ erläuterte Stadträtin Brigitte Lindscheid bei der Übergabe der Baugenehmigung.

Die Bauzeit der Großforschungsanlage wird gut sechs Jahre betragen. Bauherr ist die internationale FAIR GmbH, deren Gesellschafter die Bundesrepublik Deutschland, das Land Hessen und die Regierungen von acht Staaten aus Europa und Asien sind. Den entsprechenden völkerrechtlichen Vertrag (die FAIR-Convention) haben Deutschland, Finnland, Frankreich, Indien, Polen, Rumänien, Russland, Schweden und Slowenien unterschrieben:

Die Investitionen für die gesamte Anlage belaufen sich auf über eine Milliarde Euro. Etwa die Hälfte davon fließt in den Bau. Die Kosten für die hochmodernen Teilchenbeschleuniger und Experimentieranlagen werden rund 500 Millionen Euro betragen.

Mit solchen Anlagen können Wissenschaftler die Entwicklung der Bausteine der Materie bis zum Urknall zurückverfolgen, aber auch medizinische Verfahren entwickeln. Große Erfolge wurden in Darmstadt bereits mit dem seit vierzig Jahren in Betrieb befindlichen Teilchenbeschleuniger der GSI verbucht, nicht zuletzt die Entdeckung der neuen superschweren Elemente Hassium und Darmstadtium sowie die Weiterentwicklung der erfolgreichen Krebstherapie durch Kohlenstoff-Bestrahlung.

Die neue FAIR-Anlage wird rund 6-mal größer als die bestehende GSI-Anlage sein. Die neue FAIR-Anlage grenzt an die GSI-Anlage an und verwendet die in den Vorbeschleunigern der GSI erzeugten Isotope. In den FAIR-Beschleunigern werden diese bis nahe Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und für die Herstellung von Antimaterie und extrem kurzlebigen Isotopen verwendet.

Fast 600.000 Kubikmeter Beton und über 35.000 Tonnen Stahl sowie weitere 500.000 Tonnen Restbaustoffe weisen das Bauvorhaben als Großprojekt aus. Über eine Million Kubikmeter Boden werden ausgehoben und später wieder eingebaut, denn die fertigen Bauwerke werden zu einem großen Teil unter der Erde liegen. Zur Belieferung der Baustelle und zur Entlastung der Einwohner von Wixhausen hat die FAIR GmbH bereits Umgehungsstraßen fertiggestellt und wird im Frühjahr 2013 interne Baustraßen auf dem Baufeld anlegen. Auf ihren Internetseiten unter www.fair-center.de hat die FAIR GmbH weitere detaillierte Informationen über die Maßnahmen zusammengestellt.

In Kürze wird auch mit den Gründungsarbeiten begonnen: Rund 1.500 Bohrpfähle mit einem Durchmesser von mindestens 1,20 Meter in bis zu 65 Meter Tiefe sind erforderlich, um die Gebäude auf ein tragfähiges Fundament zu stellen. In Spitzenzeiten werden bis zu 600 Bauarbeiter, Techniker und Ingenieure auf der Baustelle beschäftigt sein.

Bereits 2005 wurden in einem städtebaulichen Vertrag die Kompensationsmaßnahmen für unvermeidliche Eingriffe in Natur und Landschaft vereinbart, die durch ein ökologisches Gremium überwacht werden.

Quelle: Pressestelle der Wissenschaftsstadt Darmstadt


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