Integriertes Managementsystem: Hochschule Darmstadt erhält Zertifizierung nach ISO 9001

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Hochschule DarmstadtMan stelle sich folgendes vor: Ein Studierender der Hochschule Darmstadt, der Bauingenieurwesen studiert, aber außerhalb wohnt, kommt regelmäßig mit dem Auto zur Hochschule. Auf dem Rückweg ist es ihm mehrfach passiert, dass auf dem Campus-Wegstück zwischen dem Parkplatz am Haardtring und der Zufahrt auf die Berliner Allee plötzlich hinter der Kurve am Maschinenbau-Gebäude Fußgänger und Fahrradfahrer auf der Fahrbahn auftauchten. Er sieht hier eine echte Gefahrenquelle und hat die Idee, dass mit einer einfachen Wegmarkierung für Fußgänger bzw. Fahrradfahrer und für den Autoverkehr die Risiken zu einem großen Teil reduziert werden könnten. Sein Verbesserungsvorschlag erreicht über das „Integrierte Managementsystem“ (IMS) Tanja Wälzholz, die den Vorschlag an die Hochschulleitung weiterleitet und in kurzer Zeit zurückmelden kann: „Ihr Verbesserungsvorschlag wird aktuell von der Fachabteilung geprüft.“

Mit diesem Beispiel veranschaulicht die 48 Jahre alte Wirtschaftsingenieurin, wie das unter ihrer Projektleitung neu eingeführte „Integrierte Managementsystem“ das Zusammenwirken an der Hochschule Darmstadt zu verbessern vermag. Im Zuge des 2010 gestarteten Reformprozesses ist mittlerweile eine ressortübergreifende Software entstanden, auf die jeder Hochschul-Beteiligte Zugriff hat. Darin lässt sich nicht nur ablesen, wer wie strukturiert ist und arbeitet. Über das Modul „Kontinuierlicher Verbesserungsprozess“ (KVP) können handfeste Mängel ausgeräumt werden.

„Wir sind die erste deutsche Hochschule, die mit der Software IMS arbeitet“, betont Tanja Wälzholz, die ähnliche Qualitätsmanagementprojekte bereits in Wirtschaftsunternehmen und an anderen Hochschulen, wie beispielsweise der DHBW Mannheim, begleitet hat. Mit der browserbasierten Software ließen sich Strukturen und Prozesse an der Hochschule gut abbilden. „Dadurch können wir Dinge viel leichter umsetzen, weil es eingebettet ist ins große Ganze.“ Und über das KVP-Modul ließen sich Beschwerden, Verbesserungsvorschläge und Fragen für alle direkt einspeisen und bearbeiten. Da gehe es zum Beispiel um die Frage, was bei einem Antrag zu beachten ist oder warum er noch nicht bearbeitet wurde. Und im Gegensatz zum gängigen Weg, eine Mail zu schreiben und auf Antwort zu hoffen, wacht Wälzholz über die Umsetzung.

Dabei kann sie aber nicht nur erste Problemlösungserfolge von innerhalb der h_da vermelden. Auch in der Außenwahrnehmung weiß das vom Hessischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst geförderte Projekt zur Qualitätsverbesserung zu punkten. Bereits im Mai 2011 schaffte man die Zertifizierung „Familiengerechte Hochschule“ und viele der daran geknüpften Vorhaben sind laut Wälzholz bereits umgesetzt – etwa die gerade erfolgte Eröffnung des Familienbüros. Nun habe man auch mit dem IMS insgesamt das Zertifikat nach ISO 9001 erlangt. Mit dieser Zertifizierung wird dem Managementsystem der h_da attestiert, dass die Hochschule in der Lage ist, Schwächen zu erkennen, zu analysieren und nachhaltig abstellen zu können. Die ISO 9001 legt Anforderungen an ein Qualitätsmanagementsystem fest, welche für interne Anwendungen – also zur kontinuierlichen Verbesserung einer Organisation – und für weitere Zertifizierungszwecke eingesetzt werden können. „Ein weiterer Meilenstein“, wie sie feststellt.

Aber das Ziel sei damit noch nicht erreicht. Tanja Wälzholz formuliert es so: „Das ist ein Projekt, das in erster Linie den Fachbereichen dienen soll, damit diese sich auf ihre Kernaufgaben Studium, Lehre und Forschung konzentrieren können.“ Es gehe also letztlich darum, die Kernkompetenz der Hochschule zu stärken. Und das funktioniere nur, wenn man alle Beteiligten von vornherein einbeziehe. Wälzholz hat das befolgt, indem sie von Anfang „intensiven Kontakt“ zu allen Fachbereichen aber auch zu Studierenden gepflegt hat. Dabei sei es zunächst darum gegangen, herauszuarbeiten, wie einzelne Bereiche aufgestellt sind und arbeiten und wo sie der Schuh drückt. „Es ist immer dasselbe“, fasst die Beraterin das Grundproblem zusammen: Schnittstellen zwischen Verwaltung und Fachbereichen sind für viele nicht transparent, das führe zu Missverständnissen und Missmut in der Zusammenarbeit. Tanja Wälzholz sieht ihre Aufgabe daher auch darin, „Verständnis füreinander zu fördern“.

Eine positive Zwischenbilanz zieht auch Präsident Ralph Stengler, der sich seit Jahrzehnten mit Qualitätsmanagement befasst und den Prozess an der h_da initiiert hat. „Der erste Schritt ist gemacht“, befindet er mit Blick auf das bislang aufgebaute System. „Jetzt gilt es, dass es von den Leuten auch gelebt wird.“ Perspektivisch bestehe der Wunsch, auf Basis des zertifizierten Integrierten Managementsystems die recht aufwändigen Akkreditierungsverfahren für Studiengänge zu vereinfachen. Doch darüber muss erst noch das Präsidium entschieden.

Quelle: Hochschule Darmstadt


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