Sechs Fahrradstraßen für Darmstadt – Radverkehr in der Stadt soll attraktiver werden

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Fahrradstraße„Das Radfahrpotential in Darmstadt ist groß und bei weitem noch nicht ausgeschöpft: Wir wissen, dass rund die Hälfte der Autofahrten in Darmstadt höchstens fünf Kilometer lang sind und damit also in idealer Radfahrentfernung liegen. Insgesamt verfügt die Stadt über 160 Kilometer Radwege, ausgewiesene Fahrradstraßen sind bisher noch nicht dabei. Das soll sich in Kürze ändern. Wir wollen den Radverkehr in Darmstadt noch attraktiver machen und deshalb werden wir zunächst sechs Fahrradstraßen innerhalb der nächsten zwei Jahren einrichten“, kündigte Bau- und Verkehrsdezernentin Brigitte Lindscheid bei der Auftaktveranstaltung Radwegeförderung in der Orangerie am Mittwochabend (25.04.12) an. Auf dieser ersten Informationsveranstaltung wurden die ersten Konzepte zu den sechs Straßen vorgestellt und erläutert, weitere Bürgerinformationsveranstaltungen folgen stadtteilbezogen vor Einrichtung der Fahrradstraßen.

Dankmar Alrutz, Radverkehrsplaner der ersten Stunde aus Hannover, berichtete aus der Praxis über Erfahrungen mit Fahrradstraßen in anderen Regionen Deutschlands. Dr. Annelie von Armin vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub Darmstadt sprach über die Arbeit des „Runden Tisches Radverkehr“. Dieser hatte bei insgesamt zehn Treffen die sechs Radverkehrshauptrouten ausgemacht. Dazu zählen: Wilhelminenstraße, Heinrich-Fuhr-Straße, Pankratiusstraße, Greinstraße / Im Erlich, Schreberweg, Im Harras / Rabenaustraße. Dem Runden Tisch gehören Vertreter des Straßenverkehrs- und Tiefbauamtes, der Straßenverkehrsbehörde, Polizei, Stadtverordnete, ADFC und ADAC, sowie Lokale Agenda 21 (Themengruppe Verkehr), die Senioreninitiative 55 plus, Bürgerinitiative ONO, Pro Rad Arheilgen sowie fachkundige Bürger an.

„Fahrradstraßen kommen laut Straßenverkehrsordnung nur dort in Betracht, wo der Radverkehr die vorherrschende Verkehrsart ist oder dies alsbald zu erwarten ist. Eine Straße kann demnach zu einer Fahrradstraße werden, wenn sie bereits im Status quo einen hohen Radverkehrsanteil hat oder geplant ist, dass die Straße zukünftig einen hohen Radverkehrsanteil aufnimmt. Ferner kommen nur Straßen in Frage, die für den Autoverkehr eine Nebenroute darstellen“, erläuterte Stadträtin Brigitte Lindscheid weiter. Bereits heute gibt es ausgesprochene Radverkehrshauptrouten mit sehr hohem Fahrradaufkommen wie zum Beispiel in der Wilhelminenstraße. „Solche Hauptstrecken des Radverkehrs gilt es auszubauen und hierfür sind Fahrradstraßen oftmals hervorragend geeignet. Mit dieser Auftaktveranstaltung und den folgenden Veranstaltung weiten wir die bereits am Runden Tisch Radverkehr begonnene Bürgerbeteiligung auf die interessierte Bürgerschaft und auch auf die betroffenen Anlieger aus“, so Lindscheid weiter.

In der Wilhelminenstraße konnte auf bereits vorliegende Verkehrszählungen und -untersuchungen aus den Jahren 1996 und 2006 zurückgegriffen werden, die das Radverkehrsaufkommen und Fahrbeziehungen des Radverkehrs dokumentiert haben. Außerdem wurden bei Ortsterminen Beobachtungen und Stichprobenzählungen in den geplanten Fahrradstraßen durchgeführt. Weitere Ganztageszählungen, zum Teil gestützt durch Videobeobachtungen, laufen derzeit.

Die ersten Fahrradstraßen in Deutschland wurden vor mehr als zwanzig Jahren in Bremen, Münster und Kiel ausgewiesen. Dort hat der Radverkehr Vorrang, Radfahrer dürfen nebeneinander fahren; motorisierte Verkehrsteilnehmer müssen sich anpassen und die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 30 Stundenkilometer. Nur ausnahmsweise dürfen Anlieger in Autos oder Lieferwagen darauf fahren. Die Ausweisung einer Fahrradstraße führt zu Verkehrsverminderung und damit zu weniger Autoverkehrslärm. Mobilitätseingeschränkte sowie Kinder können sich gefahrloser bewegen. Die Grundstücke sind für Anlieger nach wie vor mit dem Auto zu erreichen. Der motorisierte Durchgangsverkehr nimmt ab, dafür steigt die Wohnqualität in der Straße. „Die Ziele der Planung sind immer, eine eindeutige und sichere Führung für den Radverkehr anzubieten, die Querungsmöglichkeiten über kreuzende Hauptverkehrsstraßen zu verbessern, eine verbesserte Einbindung der Fahrradstraße in das städtische Radverkehrsroutennetz zu gewährleisten und dem Radverkehr Vorrang, gegebenenfalls sogar Vorfahrt zu gewähren“, erläuterte Brigitte Lindscheid weiter.

In einem ersten Schritt ist beabsichtigt, die sechs geplanten Fahrradstraßen in einem Zeitraum von eineinhalb Jahren einzurichten: zwei im Frühjahr 2013, zwei im Herbst 2013, zwei im Frühjahr 2014. Weitere Fahrradstraßen sollen in einer zweiten Prioritätsstufe folgen, dazu gehören die Ludwigshöhstraße (ab Landskronstraße), die Verbindung Cambrai-Fritsch-Kaserne Heinrich-Delp-Straße, die derzeit noch nicht umsetzbar ist. Die Kosten für die Einrichtung der sechs Fahrradstraßen liegen noch nicht endgültig fest. Da es aber vor allem Beschilderungs- und Markierungsarbeiten sind und nur wenige punktuelle Baumaßnahmen nötig sind, werden sie insgesamt bei unter 300.000 Euro liegen.

Quelle: Pressestelle der Wissenswchaftsstadt Darmstadt


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