Sozialatlas – Neuanfang in der Darmstädter Sozialberichterstattung

Teilen

Die Sozialberichterstattung Darmstadts wartet im gerade erschienenen Sozialatlas mit einem neuen Datenkonzept auf. Durch eine Indexbildung werden sozio-ökonomische Einzelfaktoren zusammen gesehen und so Stadteile mit einem hohen Belastungsfaktor in der materiellen Ausstattung ihrer Bewohner identifiziert. Ergänzend werden auf der Ebene der kleinräumigen Berichterstattung weitere Themenfelder der einzelnen Stadtteile erschlossen, um Handlungsempfehlungen für die sozialpolitischen Interventionen zu entwickeln.

„Der Sozialatlas ist die wichtigste Arbeitsgrundlage für ein sozialraumorientiertes Handlungskonzept gegen Armut und Ausgrenzung in der Wissenschaftsstadt Darmstadt“, so Darmstadts Sozialdezernent, Stadtrat Jochen Partsch. Eine der großen Zukunftsaufgaben der Stadt sei die Vermeidung sozialer Ausgrenzung. Partsch weiter: „Hier bietet der Sozialatlas die notwendigen Erkenntnisse, um eben dieser Segregation wirkungsvoll zu begegnen. Der neue Sozialatlas stützt sich auf Daten zum Stichtag 31. Dezember 2008 und kann, da die neue Struktur jetzt feststeht, gut jährlich fortgeschrieben werden. In der Fortschreibung des Sozialatlas können dann in den nächsten Jahren Veränderungen wahrgenommen und Erkenntnisse zur Wirksamkeit kommunaler Sozialpolitik abgeleitet werden“.

Kernstück des Sozialatlas ist der Sozialindex. Dieser wird gebildet aus fünf ausgesuchten finanziellen Sozialleistungen: Arbeitslosengeld I, Arbeitslosengeld II, Sozialhilfe/Hilfe zum Lebensunterhalt, Grundsicherung im Alter und Erwerbsunfähigkeit sowie Wohngeld. Damit lässt sich aufzeigen, wie hoch der Anteil derjenigen Menschen in einem statistischen Bezirk ist, die von sozialstaatlichen, monetären Transferleistungen unterstützt werden. So entsteht ein Ranking von Bezirken, in denen im Vergleich zur Gesamtstadt ein hoher oder auch niedriger Anteil von Menschen in prekären finanziellen Situationen lebt.

Die statistischen Bezirke mit günstigen und damit niedrigen Werten im Sozialindex legen sich wie ein Gürtel vom Bezirk 540 (Am Kavalleriesand) im Süd-Westen zum Bezirk 310 (Am Oberfeld) im Osten um die Innenstadt. Auffällig ist der Stadtteil Eberstadt: Hier liegt der Bezirk mit dem stadtweit höchsten Wert beim Sozialindex (750, Kirchtannensiedlung) direkt neben dem niedrigsten Wert (730, Villenkolonie). Die statistischen Bezirke mit den höchsten Werten im Sozialindex sind die Kirchtannsiedlung in Eberstadt, Kranichstein-Nord, das Pallaswiesenviertel, Kranichstein-Süd und das Stadtzentrum.

„Das bedeutet, dass hier der Anteil der Menschen, die Finanzleistungen vom Staat erhalten, mehr als 66 Prozent über dem städtischen Durchschnitt liegt. Waldkolonie, Rheintor und Verlegerviertel sind statistische Bezirke, die von 33 Prozent bis 66 Prozent über dem städtischen Durchschnitt liegen. Das heißt, die Anzahl der Menschen in finanziell schwieriger Situation ist hoch, aber sie hat sich noch nicht in dem Maße manifestiert wie in der sogenannten Spitzengruppe“, so Stadtrat Jochen Partsch.
Auf diese Bezirke gelte es, besonderes Augenmerk zu legen, da die kommunalpolitische Strategie sein müsse, ihre Entwicklung hin zum städtischen Durchschnitt zu stärken

„Dem Datenmaterial lässt sich ganz klar entnehmen, dass die Unterstützung der derzeitigen Gebiete des Bund-Länder-Programms „Soziale Stadt“ in Eberstadt-Süd und Kranichstein fortgeführt werden soll und muss. Zu den weiteren Leitaussagen, die sich aus dem Bericht ergeben, gehört die Frage nach der Aufnahmemöglichkeiten für das Pallaswiesenviertel, das Mornewegviertel und das Stadtzentrum mit Rheintor/Grafenstrasse in das Programm“, erläutert Darmstadts Sozialdezernent.

Neben der Betrachtung der ökonomischen Faktoren spielen im Darmstädter Sozialatlas Demografie, Wahlbeteiligung, Kinderbetreuung, Erziehung, Pflege und Arbeitsmarkt eine wichtige Rolle. In der Interpretation mit dem Sozialindex ergibt dies aufschlussreiche Erkenntnisse. So ist etwa das Verhältnis von jungen Menschen unter 18 zur Bevölkerung von 18 bis 65 Jahren in der Kirchtannensiedlung außergewöhnlich hoch, während gleichzeitig die ökonomische Gesamtsituation besonders prekär ist. Weiter leben in diesem statistischen Bezirk absolut gesehen überdurchschnittlich viele Kinder. Zusätzlich ist die Quote der Kinder im Hartz-IV Bezug dort die höchste der Gesamtstadt.

Sozialdezernent Jochen Partsch: „In der Gesamtschau unterschiedlicher Faktoren zeigt sich ein Bild, dass den jungen Menschen in der Kirchtannensiedlung stark unterdurchschnittliche Chancen im Vergleich zur Gesamtstadt attestiert.“
Dieses Beispiel mache deutlich, dass die Erkenntnisse des Sozialatlas als steuerungsunterstützende Informationen zu verstehen seinen.
„Sie müssen in der kommunalpolitischen Entscheidungsfindung wirksam werden. Der Sozialatlas gibt keine einfachen Antworten. Er hilft aber den sozialpolitischen Akteuren in der Stadt, die richtigen Fragen zu stellen und bietet eine fundierte Grundlage für den Einstieg in einen kommunalen Aktionsplan gegen Armut und Ausgrenzung“, so Stadtrat Partsch abschließend.

Quelle: Stadt Darmstadt – Pressestelle – Pressedienst


Teilen