Boje zur Eindämmung von Ölteppichen: Vierte Design-Auszeichnung für h_da-Absolvent

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Hochschule DarmstadtÖlteppiche auf offener See schnell und umweltfreundlich eindämmen soll eine am Donnerstag (04.11.10) zum vierten Mal ausgezeichnete Boje, die von Boris Innecken entworfen wurde. Der Absolvent des Studiengangs Industrie-Design an der Hochschule Darmstadt (h_da) erhielt die jüngste Ehrung für sein „Schwarm“ genanntes System zur effektiven Ölteppichbekämpfung in Nürnberg. Dort wurde ihm im Staatlichen Museum für Kunst und Design der Bayerische Staatspreis für Nachwuchsdesigner 2010 verliehen. Acht Preise und sechs Anerkennungen wurden insgesamt aus den eingereichten Arbeiten in den Kategorien Industriedesign, Kommunikationsdesign, Interior Design, Modedesign, Textildesign und Gestaltendes Handwerk ausgewählt. Für „Schwarm“ war der 26jährige bereits Ende Oktober von der MunichExpo Veranstaltungs GmbH mit dem MATERIALICA Design + Technology Award 2010 sowie Ende September mit dem Mia Seeger Preis 2010 von der gleichnamigen Stiftung in Stuttgart ausgezeichnet worden. Im Spätsommer hatte die Deutschland-Jury des internationalen James Dyson Award in Köln den Entwurf zu einer der zehn besten Einreichungen aus Deutschland gewählt. „Scharm“ hat Innecken im Rahmen seiner Diplomarbeit am h_da-Fachbereich Gestaltung entwickelt. Betreut wurde das Projekt von Prof. Tino Melzer, der Entwurf im Studiengang Industrie-Design lehrt. Daneben wurde der spätere Preisträger vom h_da-Kunststofftechnik-Professor Dr.-Ing. Weinlein bei der Wahl des angemessenen Kunststoffs und Fertigungsverfahrens beraten.

Das ausgezeichnete System „Schwarm“ setzt Netzteppich gegen Ölteppich. Es soll im Falle einer Havarie zum Einsatz kommen, wie bei den jüngsten Ereignissen im Golf von Mexiko. Dann könnten vom Flugzeug aus im 50m-Abstand abgeworfene Bojen mit Gasdruck fast flächendeckend Schläuche aufgeblasen, die wiederum radialen Netze aufspannen und sich von unten her an die Ölschicht legen. Dabei folgt das System der dezentralen Funktionsweise eines Schwarms, daher auch sein Name. Die fraktale Feinstruktur eines einzigen Netzes kann bis zu 2000 Quadratmeter Öl ohne Chemie binden und dessen Ausbreitung verhindern. Schiffe schleppen die vollgesogenen Netze an Land. Dort lassen sich Öl, Netz und Bojen trennen und wiederverwerten. Auf See sind die Bojen über Radar, Licht und GPS einfach zu orten. Ultraschallerzeuger halten Seevögel fern.

Boris Innecken zu seinem Entwurf: „Wie man bei der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko gesehen hat, werden die bisher eingesetzten Ölsperren bei höheren Windstärken schnell überspült. Die Bojennetze wären dafür nicht anfällig. Zudem ist eine solche Boje als Lowtech-Produkt einfach zu fertigen, robust, stapelbar und zuverlässig lange zu lagern. Jetzt suche ich ein Unternehmen, das in die Produktion der Boje einsteigen möchte.“

Die Großhavarie im Golf von Mexiko zeigt: Nicht nur ist die Gefahr durch ölverschmutzte Meere aktueller denn je, ein entsprechender Unfall in der Ostsee würde das gesamte Ökosystem über Jahre zerstören. Daher standen das Havariekommando in Cuxhaven, Greenpeace, das Technische Hilfswerk und Evonik Industries AG Boris Innecken bei der Entwicklung des Projekts beratend zur Seite.

Prof Tino Melzer: „Im Studiengang Industrie-Design bringen wir unseren Studierenden bei, komplexe Zusammenhänge wahrzunehmen. Verbunden mit der Vermittlung von soliden handwerklichen und konzeptionellen Fähigkeiten wollen wir sie in die Lage versetzen, gesellschaftlich relevante Probleme zu lösen. Man muss das Ganze im Blick haben, um Teile daraus neu oder besser gestalten zu können.“

Boris Innecken: „Ich fühlte mich bei meiner Abschlussarbeit exzellent betreut und beraten. Während meines Studiums habe ich davon profitiert, dass am h_da-Fachbereich Gestaltung viele Professoren mit ganz unterschiedlichen Schwerpunkten lehren. Von der Ideenentwicklung über die handwerkliche Ausführung und Präsentation habe ich mir von jedem das Beste mitnehmen können. Ideal ist auch die gute Lernumgebung im Fachbereichsgebäude auf der traditionsreichen Mathildenhöhe: Gute Ausstattung und viel Platz in den Lernwerkstätten haben mir Zeit und Raum für meine Entwicklung gegeben.“

Quelle: Hochschule Darmstadt


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