Synagogen-Ausstellung der TU startet Tour durch USA

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Synagoge Nürnberg innenDie Ausstellung „Synagogen in Deutschland – Eine Virtuelle Rekonstruktion“ der TU Darmstadt und des Instituts für Auslandsbeziehungen (ifa) ist ab Ende August in den USA zu sehen. Die erste Station ist das Holocaust Memorial Center in Farmington Hills bei Detroit, wo die Ausstellung am 29. August 2010 eröffnet wird. Im Anschluss verbleibt die Ausstellung im Besitz des Holocaust-Museums, das beabsichtigt, die Schau in den kommenden drei Jahren in verschiedenen Museen großer US-amerikanischer Städte zu zeigen.

Die Ausstellung zeigt ein Projekt des Fachbereichs Architektur der TU Darmstadt, das Synagogen aus 15 Städten, die während der NS-Zeit in Deutschland zerstört wurden, virtuell wieder sichtbar macht und den kulturellen Verlust verdeutlicht. Das Konzept der Ausstellung gliedert sich in vier Themenbereiche: Im Bereich „Wahrnehmung“ wird die zunehmende Verschlechterung der sozialen Lage der deutschen Juden anhand von Gesetzen und Verordnungen aus den Jahren 1933 – 1938 dargestellt. Zeitlich anschließend gelangt man in den Bereich der „Eskalation“. Dort sind Fotos von einigen der über 1000 in der Reichspogromnacht zerstörten Synagogen sowie die Namen dieser Städte zu sehen. Nach einer kurzen Information über die Geschichte jüdischer Sakralbauten betreten die Besucher den Hauptbereich „Rekonstruktion“. Die Ausstellungzeigt die virtuellen Rekonstruktionen von Synagogen aus Bad Kissingen, Berlin, Darmstadt, Dortmund, Dresden, Frankfurt, Hannover, Kaiserslautern, Köln, Langen, Leipzig, Mannheim, München, Nürnberg und Plauen. Ziel war es hier, sowohl großformatige Projektionen von 3D-CAD-Bildern dieser Synagogen zu präsentieren, wie auch den Arbeitsprozess der Rekonstruktion darzustellen. Die Besucher können in einer simulierten Arbeitsatmosphäre mit Schreibtisch, PC, Texttafeln, Büchern und „Schwarzen Brettern“ die verschiedenen Arbeitsschritte der Bearbeiter nachempfinden.

Studentische Initiative

Der Ausstellung liegt ein Lehr- und Forschungsprojekt des Fachgebiets Informations- und Kommunikationstechnologie (IKA) in der Architektur der TU Darmstadt zu Grunde, das die in der NS-Zeit zerstörten Synagogen mittels Computer sichtbar machen sollte. Seit 1995 werden am Fachgebiet IKA Synagogen, die 1938 von den Nazis zerstört worden sind, von Studierenden und Lehrenden gemeinsam am Computer rekonstruiert. Das Projekt geht zurück auf eine studentische Initiative im Jahre 1994, einem Jahr, in welchem in Deutschland Ausländerfeindlichkeit und antisemitische Äußerungen sichtbar zunahmen. Es war das Jahr, in dem ein Brandanschlag auf die Lübecker Synagoge verübt wurde. Mit den Rekonstruktionen, die unter der Leitung von Prof. Dipl.-Ing. Manfred Koob und Dr. Marc Grellert erfolgten, sollte der kulturelle Verlust aufgezeigt werden. Gleichzeitig gilt es, die bauhistorische Bedeutung der Synagogen in Erinnerung zu rufen, die Teil deutscher Städte und Straßenbilder waren, Teil der deutschen Kultur. Das Projekt geht der Frage nach, wie mit Hilfe der Informations- und Kommunikationstechnologien neue Formen des kulturellen Gedächtnisses gebildet werden können. Über 60 Studierende der TU Darmstadt haben bisher an den Rekonstruktionen gearbeitet und durch ihren Einsatz das Projekt zum Erfolg getragen.

Grundinformationen zu über 2.200 Synagogen im Internet

Die Rekonstruktionen werden ergänzt durch ein interaktives öffentliches Internetarchiv, das im Rahmen einer Forschungsarbeit am Fachgebiet IKA entwickelt wurde. Es beinhaltet die Grundinformationen zu über 2.200 deutschen und österreichischen Synagogen. Benutzer des Internets können weltweit Kommentare, Bilder, Links und Zeitzeugenberichte eigenständig hinzufügen.

Die Ausstellung wurde im Jahr 2000 erstmals in der Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland in Bonn präsentiert. Die Bonner Ausstellung ist Grundlage der Auslandsausstellung, die vom Institut für Auslandsbeziehungen realisiert und organisiert wird und bereits in Tel Aviv gezeigt werden konnte. Die Verwirklichung der Auslandsausstellung verdankt sich der finanziellen Unterstützung durch die Kultur-Stiftung der Deutschen Bank und die Deutsche Bank Americas Foundation.

Die Ergebnisse der Rekonstruktionen sind auch in einem englischsprachigen Ausstellungskatalog veröffentlicht, der gleichzeitig als Buchhandelsausgabe in Deutsch und Englisch beim Birkhäuser-Verlag erschienen ist.

Weitere Informationen:
www.synagogen.info
www.cad.architektur.tu-darmstadt.de/synagogen/inter/menu.html

Quelle & Bild: TU Darmstadt


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