Wissenschaftsstadt Darmstadt richtet Fachdienst Pflege ein

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Am 16. Dezember 2009 hat der Magistrat der Wissenschaftsstadt Darmstadt dem von Stadtrat Jochen Partsch vorgelegten Konzept zur Einrichtung eines Fachdienstes Pflege als Qualitätsoffensive für Leistungen der Hilfe zur Pflege nach dem Sozialgesetzbuch Zwölftes Buch (SGB XII) zugestimmt. „Mit diesem Beschluss stellt sich Darmstadt auf die Bedürfnisse pflegebedürftiger Menschen ein. Im Blickpunkt stehen dabei die Menschen, die vom Amt für Soziales und Prävention Leistungen zur Hilfe zur Pflege nach dem SGB XII erhalten. Hier kommt neben der Pflegesituation auch der Faktor Armut zum Tragen.“ so Stadtrat Jochen Partsch, Sozialdezernent der Wissenschaftsstadt Darmstadt und damit auch für die Gestaltung und Ausrichtung der Seniorenpolitik zuständig.

 Die Aufgabe des Fachdienstes wird es sein, für jeden bedürftigen Menschen in Darmstadt Hilfen zur Pflege zu vermitteln, die dem jeweiligen situativen Bedarf passgenau entsprechen. Damit sollen Effizienzsteigerungen und Leistungsoptimierungen erreicht werden, ohne auf die Weiterentwicklung der Qualität der Hilfen zur Pflege zu verzichten.

Die Feststellung des Pflegebedarfs erfolgt bei Beantragung der Leistungen der Pflegeversicherung durch den Medizinischen Dienst der Krankenkassen. Hierbei wird mit Hilfe eines standardisierten Formulars ein sozialrechtliches Gutachten erstellt. Der diesem Verfahren zu Grunde liegende Pflegebedürftigkeitsbegriff ist eng gefasst, die Pflegeeinstufung entspricht oft nicht dem tatsächlichen Pflegebedarf. Dieser ist jedoch durch einen individuellen Anspruch auf Sozialhilfe sicher zu stellen. Die Kommune als Sozialhilfeträger erbringt in diesen Fällen ergänzende Leistungen der Sozialhilfe aufgrund eines Kostenvoranschlages des ambulanten Pflegedienstes.

„An dieser Stelle setzt jetzt die individuelle Fallsteuerung des Fachdienstes Pflege ein. Hausbesuche in jedem Einzelfall, Abstimmung der Hilfen mit allen am Prozess Beteiligten, Bedarfsfeststellung, Hilfeplanung, Kostensteuerung durch fachliche Prüfungen der ambulanten Kostenvoranschläge, die Kooperation mit den Leistungserbringern, den Pflege- oder Versorgungsplankonferenzen und dem Pflegestützpunkt in Darmstadt spielen eine zentrale Rolle. Nur wenn die Hilfemechanismen ineinander greifen, kann Hilfeplanung und Fallsteuerung gute Ergebnisse im Sinne der Betroffenen erreichen“ erläutert Darmstadts Sozialdezernent, Stadtrat Jochen Partsch.

Die Zahl der Pflegebedürftigen wird in den nächsten Jahren auch in Darmstadt stetig ansteigen. Neben der kommunalen Beteiligung am Pflegestützpunkt in Darmstadt und den Beratungsangeboten des Beratungs- und Servicezentrums für Ältere und Menschen mit Behinderung (BuS) werden die aus dem städtischen Haushalt finanzierten Sozialhilfeleistungen für die Hilfen zur Pflege immer wichtiger. „Insbesondere der Bedarf an ergänzenden Sozialhilfeleistungen für pflegebedürftige Menschen erfordert eine effiziente Bedarfsfeststellung. Nur mit dieser Steuerungsmöglichkeit wird die Wissenschaftsstadt Darmstadt zukünftig zielgerichtet passgenaue Sozialhilfeleistungen bei der Hilfe zur Pflege nach dem SGB XII erbringen und damit auch die Ausgaben im Bereich der Sozialhilfe optimieren können“, so Stadtrat Partsch.

Für durchschnittlich 214 Fälle pro Monat wurden im Jahr 2008 in Darmstadt rund 2,4 Millionen Euro als ambulante Hilfe zur Pflege im Rahmen der Sozialhilfe aufgewandt, ohne dass dieser Leistung eine professionelle Bedarfsplanung und Steuerung der Hilfe gegenüber stand. Dies hat in Darmstadt zur Folge, dass die Kosten pro Fall in der ambulanten Pflege wesentlich höher sind als die der stationären Pflege.

Die Vergleichszahlen aus dem Benchmarkingbericht der mittelgroßen Großstädte in Deutschland aus dem Jahr 2008 belegen, dass die Kosten der stationären Pflege nahezu dem Durchschnitt entsprechen, jedoch die der ambulanten Pflege mit 2.065 Euro pro Fall im Jahr deutlich über dem Durchschnitt der Vergleichstädte liegen. Die Folge sind Mehrausgaben in der Sozialhilfe in Darmstadt von 441.910 Euro pro Jahr.

„Dies ist darauf zurückzuführen, dass es bislang in Darmstadt keine individuellen teuerungsmöglichkeiten in Form von Hilfeplanung zur Ermittlung der bedarfsgerechten Sozialhilfeleistung für bedürftige Personen gab. Das ändern wir mit dem Fachdienst Pflege“, stellt Sozialdezernent Jochen Partsch klar und ergänzt: “Durch Prävention und passgenaue Hilfen im ambulanten Bereich werden Qualität und Wirtschaftlichkeit der Sozialhilfeleistung deutlich verbessert. Eine individuelle Fallsteuerung ermöglicht es der Stadt, bedarfsorientiert und bedürfnisgerecht die für den einzelnen Menschen notwendige Sozialhilfeleistung zu beurteilen und umzusetzen. Die Erfahrungen, die wir mit dem neuen Konzept der Erzieherischen Hilfen gemacht haben, zeigen, dass sich durch Prävention und am realen Bedarf der Menschen orientierte Hilfen hohe Folgekosten vermeiden lassen. Die Installation eines Fachdienstes Pflege ermöglicht nach relativ kurzer Zeit erhebliche Einsparungen bei gleichzeitig verbesserter Qualität der Versorgung und ist damit langfristig auch im Sinne einer Haushaltskonsolidierungsmaßnahme angelegt“.

Quelle: Stadt Darmstadt – Pressestelle – Pressedienst


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