iPhone für Ältere – Anwendungskonzept von Media-Student der Hochschule Darmstadt prämiert

Teilen

Hochschule DarmstadtModerne Handys empfinden Seniorinnen und Senioren oft als nicht Benutzer freundlich. Zwar besitzen immer mehr ältere Menschen ein Mobiltelefon, nutzen es deswegen aber trotz hohem Kommunikationsbedürfnis nur wenig. Um dieses Problem zu lösen hat Moritz Keck, Absolvent des Studiengangs Media System Design an der Hochschule Darmstadt (h_da) in seiner Abschlussarbeit das Anwendungskonzept „iPlus“ für „Die Generation Plus und das iPhone“ entwickelt, das am 5. Oktober 2009 in Frankfurt am Main mit dem ersten Preis des „eResult Usability Contests“ in der Kategorie „eResult Science Award“ ausgezeichnet werden wird. Die Preisverleihung erfolgt im Rahmen des 3. Usability Kongresses bei dem vom 5.- 6. Oktober Verantwortliche aus den Bereichen eCommerce, Online-Marketing sowie aus Webagenturen zusammenkommen.

Das prototypische Anwendungskonzept „iPlus“ unterscheidet sich auch von bereits erhältlichen Mobiltelefonen für ältere Menschen. „Die erhältlichen „Seniorenhandys“ werden in der Regel von ihren Besitzern als stigmatisierend empfunden. Teilweise erhöhte Benutzerfreundlichkeit wird in der Regel durch eine Vergrößerung der Geräte erreicht. Das geht aber wiederum zu Lasten der Ästhetik. Bis zu 30 Zentimeter groß sind einige Modelle. Damit zeigt das Aussehen der erhältlichen Seniorenhandys jedem an, dass sein Besitzer mit körperlichen Nachteilen zu tun hat – eine wichtige psychologische Hürde beispielsweise bei der Benutzung in der Öffentlichkeit“, sagt Moritz Keck.

Beim Anwendungskonzept „iPlus“ ist das anders. Es vereint attraktives Design des Telefons mit dessen einfacher Handhabung. Dies würde den heute hohen Ansprüchen Älterer an Aussehen, Benutzerfreundlichkeit, Service und Zuverlässigkeit von Produk-ten und Dienstleistungen gerecht.

Im Konzept iPlus wurden in erster Linie grundlegende iPhone-Funktionen wie Telefon oder SMS optimiert und das Bedienprinzip sowie Begrifflichkeiten und Symboliken stark vereinfacht. So hat der Nutzer nun eine deutlich übersichtlichere Menüstruktur und kann beispielsweise Kontakte per Tastendruck auf das jeweilige Foto anrufen. Auch sieht iPlus neben visuellem und auditivem ein zuschaltbares haptisches Feed-back vor, so dass bei Berührungen des Touchscreens fühlbare Vibrationen erzeugt werden. Das finale Anwendungskonzept umfasst eine Vielzahl an weiteren Usability-Verbesserungen, wovon nicht nur ältere, sondern auch jüngere Nutzer profitieren.

Da die Menschen der Generation Plus guten und persönlichen Service schätzen, bietet iPlus zusätzlich einen exklusiv mit der Anwendung gekoppelten Telefonservice, der dem Nutzer rund um die Uhr zur Verfügung steht – egal zu welchem Anlass. Ein typisches Szenario des iPlus-Services wäre das Rufen eines Taxis in einer fremden Stadt: Der Nutzer holt einfach sein iPhone hervor und drückt die iPlus Service-Taste. Der iPlus-Servicemitarbeiter begrüßt den Nutzer mit seinem Namen und bekommt bereits während des Anrufs angezeigt, dass sich der Nutzer gerade am Münchner Hofgarten in der Brienner Straße 3 befindet. Der Nutzer sagt lediglich, dass er ein Taxi zum Münchner Hauptbahnhof benötigt – den Rest erledigt der iPlus-Servicemitarbeiter.

Moritz Keck bezog bei der Entwicklung von iPlus von der anfänglichen Recherche bis hin zur Umsetzung Menschen zwischen 50 und 85 Jahren mit ein. Hierbei zeigte sich, dass das bisherige iPhone in vielerlei Hinsicht die Bedürfnisse und Fähigkeiten älterer Menschen vernachlässigt und selbst bei grundlegenden Funktionen und Bedienme-chanismen erhebliche Nutzungs- und Verständnisprobleme bestehen.

So kam die Mehrheit der Nutzer bereits mit dem iPhone-Hauptmenü nicht zurecht. Dieses ist horizontal scrollbar, dadurch bedingt wurden anstelle eines Tastendrucks unabsichtliche Scrollbewegungen ausgeführt. Zudem empfanden viele Nutzer die Tatsache, dass erst nach Abheben des Fingers etwas passiert, als unnatürlich und nicht erwartungskonform. (Beim iPhone wird ein Tastendruck standardmäßig erst dann erkannt, wenn der Finger wieder vom Display weggenommen wird).

Weitere Bedienelemente wie beispielsweise die in vielen iPhone-Menüs vorhandene untere Menüleiste offenbarten ebenfalls durch mangelnde Fehlertoleranz und geringes Feedback gravierende Nutzungsprobleme. Diese wurde mehrfach versehentlich berührt, noch dazu ohne dass dies die Nutzer bemerkten.

Moritz Keck: „Ältere Menschen hatten in den Tests einige Schwierigkeiten bei der Bedienung des iPhone. Dennoch bietet es mit seinem Touchscreen und dem damit verbundenen geringeren Abstraktionsgrad eine erheblich intuitivere und direktere Nutzerschnittstelle als gewöhnliche Handys. Deshalb bildet es auch die ideale Basis für ein Mobiltelefon, das in Verbindung mit der iPlus-Anwendung die Bedürfnisse und Fähigkeiten der Generation Plus berücksichtigt – ohne stigmatisierend zu wirken.“

Die Diplomarbeit „Die Generation Plus und das iPhone – Nutzungsverhalten und neue Möglichkeiten“ wurde im Sommersemester 2009 im Studienfach Media System Design an der Hochschule Darmstadt von Moritz Keck verfasst und von Prof. Claudia Söller-Eckert und Prof. Dr. Matthias Knoll betreut.

Quelle: Hochschule Darmstadt


Teilen