Mord im Mittelalter. Der gewaltsame Tod des Grafen Dietrich von Wernigerode

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Wernigeröder AltarDas Hessische Landesmuseum Darmstadt ist vom 18. September 2009 bis 7. März 2010 zu Gast im Städel Museum Frankfurt.

Die mittlerweile fünfte Präsentation im Rahmen der Kooperation zwischen dem Hessischen Landesmuseum Darmstadt und dem Städel Museum Frankfurt nimmt mit dem zu Beginn des 15. Jahrhunderts entstandenen Wernigeröder Altar ein Werk der niedersächsischen Tafelmalerei in den Blick.

Im Zentrum des Werks steht der am 22. Juli 1386 gemeuchelte Graf Dietrich von Wernigerode. Sein Schicksal lässt ein legendenumwobenes Stück Familiengeschichte des Wernigeröder Grafenhauses lebendig werden. Wurde Dietrich von seinen adligen Standesgenossen für einen angeblich begangenen Landfriedensbruch gerichtet oder fiel er einem hinterhältigen Mordkomplott zum Opfer?

Das Altarretabel trägt den Charakter eines sechshundertjährigen Beweisstückes und bietet ausreichend Stoff für einen mittelalterlichen Kriminalfall. Mit seinem ungewöhnlichen Bildprogramm gibt der Wernigeröder Altar eine eindeutige Antwort aus Sicht der Wernigeröder Grafen, die das Altarbild Jahrzehnte nach der Bluttat zum Gedenken an Dietrich stifteten.

Die Präsentation im Städel Museum Frankfurt ermöglicht die Wiederaufnahme des ungelösten Mordfalles. Es bietet sich die Gelegenheit, die historische Situation des Wernigeröder Grafenhauses zu rekapitulieren und die Indizien abzuwägen, die zum Tod des Grafen geführt haben. Der Fall Dietrich von Wernigerode wurde damals in Chroniken weit über die Grenzen des Harzes hinaus dokumentiert.

Im Stil einer kriminologischen Befundsicherung kann die Spur der brisanten Schuldfrage und des unklaren Gerichtsprozesses aufgenommen werden und die umstrittene Datierung des Altarbildes sowie die damit verbundene Frage nach den Stiftern mit ihren Absichten diskutiert werden. „Mord im Mittelalter“ beleuchtet spotartig die ungewöhnliche Bildinszenierung des ermordeten Grafen Dietrich von Wernigerode und berührt zugleich das Thema Tod und Jenseitsvorstellungen im Mittelalter.

Im Rahmenprogramm der Präsentation findet am 4. November 2009, 19 Uhr ein Expertengespräch mit Dr. Theo Jülich (HLMD), Prof. Dr. Jochen Sander (Städel Museum) und Dr. des. Thomas Foerster (HLMD) statt. Unter dem Titel „Wiederaufnahme eines ungelösten Mordfalles“ sprechen die Wissenschaftler über die historische Bluttat und setzen das Werk – auch kunstgeschichtlich – in einen größeren Kontext.

Kuratoren: Dr. Theo Jülich (HLMD), Prof. Dr. Jochen Sander (Städel Museum)
Wissenschaftliche Mitarbeit: Dr. des. Thomas Foerster (HLMD)

Führungen durch die Ausstellung, Dr. des. Thomas Foerster
Do 24.09.09, 18.30 Uhr
Do 29.10.09, 18.30 Uhr
Mi 18.11.09, 18.30 Uhr
Do 17.12.09, 18.30 Uhr

Winterkolleg mit Dr. Anna Eifert und Dr. des. Thomas Foerster
jeweils Freitag 15.30 bis 17.30 Uhr
Fr. 22.01.10: Das Opfer – Eine Spurensicherung
Fr. 05.02.10: Der Fall – Die Schuldfrage
Fr. 19.02.10: Rekonstruktion des Falles – Die Beweisstücke
Fr. 05.03.10: Tatort Museum – Über Todesdarstellungen

Quelle: Hessisches Landesmuseum Darmstadt

Bild: Aussschnitt aus dem Wernigeröder Altar vom Meister des Wernigeröder Altars, um 1419, Mischtechnik auf Kiefernholz, Hessisches Landesmuseum Darmstadt, Inv. Nr. GK 1019


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